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Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Titel: Golem und Dschinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Wecker
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zu pockennarbig und abgenutzt war. Wäre es möglich, fragte sie Arbeely, ein paar der Dellen auszubeulen? Und sie vielleicht wieder auf Hochglanz zu bringen?
    Nachdem Maryam gegangen war, betrachtete Arbeely die Flasche. Sie war ungefähr siebenundzwanzig Zentimeter hoch, mit einem runden zwiebelförmigen Bauch, der sich rasch zu einem schmalen Hals verjüngte. Der Schmied hatte sie mit einem Band sehr feiner und detaillierter Schnörkel verziert. Statt wie üblich ein bestimmtes Muster zu wiederholen, schlangen sich die Schleifen und Kringel scheinbar zufällig umeinander, bevor sie sich wieder mit sich selbst vereinigten.
    Arbeely drehte die Flasche fasziniert in den Händen. Sie war eindeutig alt, älter vielleicht als Maryam oder ihre Mutter ahnten. Kupfer wurde heutzutage kaum mehr unlegiert benutzt, weil es so weich war; Messing und Zinn waren viel haltbarer und leichter zu verarbeiten. Angesichts ihres Alters war die Flasche gar nicht so zerbeult, wie sie hätte sein können. Es war unmöglich, ihre Herkunft zu bestimmen, denn auf dem Boden befand sich kein Stempel eines Schmieds, nichts, womit man sie hätte zuordnen können.
    Er untersuchte die tiefen Dellen in der Verzierung und stellte fest, dass eine Reparatur sichtbare Nähte hinterlassen würde. Es war wohl besser, beschloss er, das Kupfer zu glätten, die Flasche zu reparieren und die gesamte Verzierung neu zu arbeiten.
    Er wickelte ein Blatt Pergamentpapier um den Bauch der Flasche, nahm ein Stück Holzkohle und rieb damit über die Verzierung, achtete darauf, einen genauen Abdruck zu erstellen. Dann befestigte er die Flasche in einem Schraubstock und nahm sein kleinstes Löteisen aus dem Feuer.
    Als er dastand und das Eisen schon über die Flasche hielt, überkam ihn eine seltsame Vorahnung nahenden Unheils. Er hatte eine Gänsehaut auf den Armen und dem Rücken. Schaudernd legte er das Eisen weg und holte tief Luft. Was konnte ihm nur Sorgen machen? Der Tag war warm, und er hatte herzhaft gefrühstückt. Er war gesund, und das Geschäft lief gut. Er schüttelte den Kopf, nahm das Eisen, berührte damit die Verzierung und brachte eine Schlinge zum Schmelzen.
    Ein gewaltiger Schlag warf ihn um, als hätte ihn der Blitz getroffen. Er flog durch die Luft und landete neben einer Werkbank. Benommen und mit einem klingenden Geräusch im Ohr richtete er sich auf und schaute sich um.
    Auf dem Boden seiner Werkstatt lag ein nackter Mann.
    Während Arbeely ihn verwundert anstarrte, setzte sich der Mann auf und presste die Hände vors Gesicht. Dann ließ er sie sinken und blickte sich um, mit weit aufgerissenen, brennenden Augen. Er sah aus, als wäre er jahrelang im tiefsten, dunkelsten Verlies der Welt angekettet gewesen und dann brutal ins Tageslicht geschleudert worden.
    Der Mann stand unsicher auf. Er war groß und gut gebaut, mit einem schönen Gesicht. Zu schön vielleicht – es war auf unheimliche Weise makellos, wie ein zum Leben erwecktes Gemälde. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten. Er schien sich seiner Nacktheit nicht bewusst zu sein.
    Sein rechtes Handgelenk war von einer breiten Schelle aus Eisen umschlossen. Der Mann schien es im selben Augenblick zu bemerken wie Arbeely. Er hob den Arm und schaute ihn entsetzt an. »Eisen«, sagte er. »Aber das ist nicht möglich.«
    Schließlich fiel sein Blick auf Arbeely, der sich noch immer neben der Werkbank duckte und sich kaum zu atmen traute.
    Mit unerwarteter, schrecklicher Gewandtheit stürzte sich der Mann auf Arbeely, packte ihn um den Hals und hob ihn mühelos vom Boden hoch. Ein dunkelroter Dunst benebelte Arbeelys Sicht, und er spürte, wie er mit dem Kopf an die Decke stieß.
    »Wo ist er?«, rief der Mann.
    »Wer?«, keuchte Arbeely.
    »Der Hexer!«
    Arbeely versuchte zu sprechen, konnte aber nur gurgeln. Der nackte Mann warf ihn mit einem Knurren zurück auf den Boden. Arbeely rang nach Luft. Er schaute sich nach irgendeiner Waffe um und sah das Löteisen leise schwelend auf einem Haufen Lumpen liegen. Er griff danach und stieß zu.
    Eine vage Bewegung – und Arbeely lag wieder auf dem Boden, der Griff des Eisens drückte in die Mulde an seinem Halsansatz. Der Mann kniete auf ihm und hielt das Eisen an der rot glühenden Spitze. Aber es roch nicht nach verbranntem Fleisch, der Mann zuckte nicht einmal zusammen. Und während Arbeely entsetzt in das allzu vollkommene Gesicht schaute, spürte er, wie der kühle Griff des Eisens an seinem Hals langsam warm wurde, dann heiß und noch

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