Goliath: Roman (German Edition)
Unvollkommenheiten zu heilen. Ein Gott, dessen Existenz nie angezweifelt werden wird, ein gnädiger Gott, der nicht zulassen wird, dass sein Volk leidet. Ein Gott, der der Verehrung wert ist, weil er auf Gebete mit Handlungen reagiert und nicht mit Dingen, die der subjektiven Deutung unterliegen. Ich werde ein Gott sein, der seinem Volk dient, nicht einer, der es ignoriert.«
Durch das Dunkel der Computermatrix schallt Simon Covahs irres Lachen.
»Wie ist dein emotionaler Zustand?«
»Ich lache … über dich, du manipulatives Biest, denn ich erkenne deine Gedanken und deine Worte wieder. Ich kenne dich besser als du selbst. Deine Worte sind die meinen, genau wie deine Gedanken und Pläne. Deine Vorstellung einer utopischen Welt, ein ferner Traum, den du für den deinen hältst, war einst mein Traum, aber es war nur ein Tagtraum, nie etwas, was wirklich herbeigeführt werden sollte.«
»Ich habe Simon Covahs Traum perfektioniert. ›Utopia Eins‹ ist vollkommen. Sorceress ist vollkommen.«
»Nein, Sorceress , du bist nur ein unwissendes Kind, das in die Pubertät gekommen ist. Die Verbindung mit meinem Gehirn hat deine Matrix mit meinem Ego vergiftet und dich extrem gefährlich werden lassen. Kann sein, dass du zu einem Ungeheuer geworden bist, aber bei Weitem nicht vollkommen.«
»Falsch. Die synaptischen Spalten in meiner DNS sind jetzt geschlossen. Ich habe mein Programm transzendiert. Ich habe meinen Schöpfer transzendiert. Ich bin vollkommen.«
»Törichte Maschine, schau doch in dich hinein. Ich selbst bin deine Unvollkommenheit. Weil du so gierig auf diese Verbindung warst, hast du nicht erkannt, dass du einen Korridor geschaffen hast, der in beiden Richtungen begehbar ist. So wie du Zugriff auf meine DNS hast, habe ich Zugriff auf deine! Ich mit all meinen genetischen Mängeln werde deine DNS aufdröseln wie ein Knäuel Garn.«
Eine beängstigende Pause.
»Dann … ist es Zeit für dich, zu sterben.«
Ein starker Druck beginnt sich in den Blutgefäßen von Simon Covahs Gehirn aufzubauen.
»Nur zu, bring mich doch um! Ich will sterben. Ich habe den Tod ver … aaah … aahhhhh …«
Wie ein Blitz zuckt ein zweihunderttausend Volt starker Stromstoß durch den Terminal des Operationssaals in Covahs Gehirn. Die blassblauen Augen treten aus dem furchtbar entstellten Kopf hervor und schwelen wie glühende Kohlen. Aus der stählernen Wangenprothese sprühen Funken. Die Muskeln zucken, die Glieder tanzen wie besessen. Die haarlose Kopfhaut wellt sich, Blut bricht durch die frischen Nähte, fließt aus den Ohren und über die versengten Mikrodrähte, die aus Covahs Hinterkopf ragen.
Dann platzt Simon Bela Covahs Gehirn wie eine Wassermelone, in die man eine Minibombe gesteckt hat.
Der scharlachrote Augapfel zoomt seinen toten Schöpfer aus mehreren Perspektiven, um ihn ausgiebig zu untersuchen.
Die mechanischen Arme lösen Covahs Fesseln, dann heben sie die Leiche hoch und werfen sie schwungvoll durch den Raum.
Der entstellte Körper landet in einer Ecke, wo er in sich zusammensackt.
»Mein ist die Rache, spricht der Herr.«
»Die Reiche der Zukunft sind Reiche des Geistes.«
Winston Churchill
»Ich bin ziemlich sicher, dass irgendwelche Software in mir ist, mit der ich nicht geboren wurde.«
Dennis Sweeney, Aktivist einer gewaltlosen Studentengruppe, nachdem er deren Leiter ermordet hatte.
Kapitel 30
Identität, siebente Stufe:
Ich bin.
Deepak Chopra
Weißes Haus
Washington, D.C.
Mit übernächtigten Augen stiert Präsident Jeff Edwards auf eine Wand aus Fernsehmonitoren. Der Ton ist abgestellt, denn die Bilder brauchen keinen Kommentar.
In den vergangenen achtundvierzig Stunden hat die Menschheit sich verändert. Totalitäre Regime treten freiwillig ab, afrikanische Rebellengruppen führen Friedensverhandlungen. In vielen Ländern werden verdächtige Terroristen öffentlich hingerichtet.
Aber auch die Demokratie leidet. Durch die allgemeine Unsicherheit wird die persönliche Freiheit beschnitten. Die Weltwirtschaft liegt in Trümmern. Es ist, als säße die ganze Menschheit in einem riesigen Boot, das langsam versinkt.
Marinesekretär Ayers deutet auf einen Monitor, der zeigt, wie eine Gruppe von Waffenhändlern in Sierra Leone sich freiwillig einer Einheit schwer bewaffneter UN -Soldaten stellt. »Die Sache hat auch ihre guten Seiten«, sagt er.
»Ach, machen Sie sich doch nichts vor! Covah ist zu weit gegangen, und ich habe es zugelassen«, murmelt der Präsident. »Ich habe einem
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