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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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in pulsierendem Grün, die Topografie von Europa und Westafrika in ebenmäßigem Rot. Der mehrschichtige Bildschirm kann zudem die Höhe des Wellengangs und die Wetterbedingungen darstellen.
    Commander Rochelle »Rocky« Jackson schaut von ihrem Sonarbildschirm auf, als sie den Skipper auf sich zukommen sieht. Unter ihrer marineblauen Baseballmütze lugen einzelne strohblonde Haarsträhnen hervor. »Tolle Waden, Hatch«, sagt sie anerkennend.
    Es ist so kühl im Raum, dass sich Rockys aufgerichtete Brustwarzen an die Innenseite ihres T-Shirts drücken. Hatcher bemerkt, dass er darauf starrt. »Commander, was machen Sie da am Sonar?«
    »Die Herren Soderblom und Dodds liegen mit Grippe in der Koje. Suchen Sie Mr. Lawson?«
    »Den habe ich wohl knapp verpasst.«
    »Um gute zwanzig Minuten. Ich habe mein Bestes versucht, ihn zu unterhalten, aber ihm ist wohl langweilig geworden.«
    »An der Aussicht kann’s nicht gelegen haben. Wenn’s Ihnen hier zu kühl ist, hole ich Ihnen gern einen Pullover, Commander.«
    Feixend knöpft Rocky ihre Jacke zu. Im schwachen Licht des Bildschirms funkeln ihre haselnussbraunen Augen. »Ist schon in Ordnung. Danke, Sir.«
    Hatcher beugt sich zu ihr. »Übrigens – alles Gute zum Geburtstag, Commander«, flüstert er ihr ins Ohr.
    Ein Lächeln spielt um ihre hohen Wangenknochen. Sie wendet sich wieder dem Sonarbildschirm zu. »Fort mit dir«, flüstert sie ihrem Gatten zu. »Ich habe Dienst, und du riechst tierisch nach Schweiß. Was Lawson betrifft, könntest du’s mal auf der Vultures’ Row versuchen.«
    »Danke.«
    Rocky beobachtet, wie Hatcher die Befehlszentrale verlässt. Als ihr die Schweißflecken an der Mittelnaht seiner grauen Navy-Shorts auffallen, muss sie grinsen.
    Commander Rochelle Megan Jackson hat vor exakt vierunddreißig Jahren und sieben Stunden im Krankenhaus der Armeebasis Fort Benning, Georgia, das Licht der Welt erblickt. Ihr Vater, Michael »Bear« Jackson, damals Lieutenant Colonel bei den Rangers, einer US -Elitetruppe, hatte nichts anderes als die Ankunft eines Sohnes erwartet und stattete den Säugling unbeirrt mit einem Baseballhandschuh, einem Football und dem Vornamen seines Vaters Rocky aus, den seine Frau auf der Geburtsurkunde umgehend in Rochelle umwandeln ließ.
    Rocky wuchs als Einzelkind in einer typischen Soldatenfamilie auf. Ihr Vater, den sie liebevoll »Papa Bear« nannte, war mit Leib und Seele Soldat. Der hellhäutige, athletische Afroamerikaner mit einem kurz geschorenen kastanienbraunen Afro und breitem Lächeln hatte sich seinen Spitznamen in seiner Zeit bei einer Spezialeinheit der Army erworben. Wer von ihm befehligt wurde, wusste, dass der »Bear« nicht so bissig war, wie er tat, denn hinter Jacksons schroffem Äußeren verbarg sich eine tiefe Loyalität gegenüber seinen Leuten. Rockys Mutter Judy wiederum war so ruhig, wie ihr Vater laut war. Aus einer weißen, protestantischen Familie mit angelsächsischem Erbe stammend, hatte sie am renommierten Massachusetts Institute of Technology ihr Ingenieursdiplom gemacht und war anschließend von der Marine angeworben worden. Ihren zukünftigen Ehemann lernte sie in Washington bei einer einwöchigen Rüstungskonferenz kennen.
    Im Grunde hätte Rocky Jackson sich schon bei der Geburt zum Militärdienst melden können.
    Während die kleine Rochelle auf einer Armeebasis inmitten anderer Soldatenkinder aufwuchs, begann sie sehr bald, den übertriebenen Ehrgeiz ihres Vaters zur Schau zu stellen. Der blonde Wildfang forderte seine männlichen Klassenkameraden im Sport nicht nur ständig heraus, er ging bei Wettkämpfen auch meistens als Sieger hervor. Ein Großteil von Rockys Geltungsbedürfnis entsprang dem Wunsch, die Anerkennung ihres Vaters zu erringen, der meist johlend auf der Tribüne saß, wenn er nicht gerade in geheimer Mission im Ausland unterwegs war.
    Die typische Mentalität des Elitesoldaten, die Rocky von ihrem Vater übernommen hatte, brachte ihr zwar sportliche Lorbeeren ein, doch was ihr gesellschaftliches Leben betraf, war ihr übermäßiger Ehrgeiz eher hinderlich. Der Kindheit entwachsen, wirkte die gut aussehende blonde Teenagerin mit der hellbraunen Haut und der Figur einer Jackie Joyner-Kersee oft einschüchternd auf Mädchen wie Jungen. Hatte sie doch einmal eine Verabredung, trug ihre nüchterne Haltung zum Thema Sex ihr bald den Ruf ein, prüde zu sein. Nicht, dass Rocky nicht die typischen Sehnsüchte ihres Alters gehabt hätte – sie war einfach nur wählerisch.

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