Goliath: Roman (German Edition)
Kopf eines Rochens entspricht.
»Sind das Fenster?«, fragt Gray Ayers und deutet auf die »Augen« des Rochens.
Rocky nickt. »Eigentlich ist das der Albtraum jedes Statikers, aber schon einige der alten russischen U-Boote hatten Fenster, und das seit Kurzem zur Verfügung stehende kristalline Material hält auch größeren Tiefen stand. Unsere Forschung hat ergeben, dass der Mensch instinktiv auf bestimmte Formen und Bilder reagiert, und die ›Augen‹ der Goliath haben einen solchen psychologischen Effekt. Ich kann Ihnen aus erster Hand bestätigen, dass ich zu Tode erschrocken bin, als das Boot mir nach dem Angriff auf die Ronald Reagan zu Gesicht gekommen ist.«
»Komm jetzt zum Schluss«, mahnt der »Bear« seine Tochter.
Rocky nickt. »Infrarot und Restlichtverstärkung verleihen dem elektronischen Auge der Goliath auch bei Nacht und schlechtem Wetter überlegene Aufklärungsfähigkeiten. Ein am Bug montiertes Sonar und ein Schleppsonar sorgen dafür, dass Bedrohungen im seichten Wasser rasch wahrgenommen werden; ein akustisches Warnsystem garantiert zudem eine exzellente Minendetektions und -meidefähigkeit.«
Nunziata hebt bremsend die Hand. »Sie haben vorher von einer Stammbesatzung gesprochen. Was war damit gemeint?«
Rocky lehnt sich zurück. »Wir haben so viel Mühe auf die Goliath verwendet, weil sie der Prototyp einer neuen Generation unbemannter U-Boote sein sollte. Gesteuert werden sollte das Boot von Sorceress , einem Supercomputer des CAEN -Typs. Er wurde von Covah und Dr. Elizabeth Goode entworfen, und sollte ursprünglich im Rahmen eines Joint Ventures der American Microsystems Corporation und dem Roboterprogramm von DARPA gebaut werden. Die Kosten hätte das Verteidigungsministerium getragen. Das Akronym CAEN – ›chemisch assemblierter elektronischer Nanocomputer‹ – verweist auf die verwendete Nanotechnologie, die von dem Nobelpreisträger Richard Feynman schon um 1950 vorausgesehen wurde. Ihr Name ist von der Maßeinheit Nanometer abgeleitet, das ist ein Milliardstel Meter. Tatsächlich sind die Grundbausteine eines Nanocomputers nur einige Dutzend Atome groß. Die geringe Größe der Schaltungen führt zu einer dramatischen Steigerung der Speicherkapazität, und der Durchbruch in der biomolekularen Silikontechnologie erlaubt eine wesentlich höhere Rechengeschwindigkeit.«
»Was heißt das genau?«
»Potenziell sind die Bausteine milliardenmal schneller als ein herkömmlicher Silikonchip.«
»Milliardenmal?«
»Ja, Sir. Es ist, als würde man die Leistung der heutigen Supercomputer in einem Gehäuse von der Größe eines Stecknadelkopfs unterbringen. So gesehen, wäre Sorceress ein technologisches Wunder, ein echtes künstliches Gehirn, zusammengesetzt aus molekularen Komponenten auf Silikon- und Kohlenstoffbasis. Die Informationen werden von biotechnisch hergestellten Bakterien verarbeitet, die sich eigenständig mit einer dünnen Silikonschicht überziehen.«
Rocky macht eine Pause, weil sie fürchtet, zu sehr in die Fachsprache abzugleiten.
»Nur weiter«, drängt der Präsident, »wir verstehen Sie schon. Sie sagen, diese Bakterien sind mit Silikon überzogen?«
»Ja, Sir. Die Bakterien stellen das bislang fehlende Bindeglied zwischen den herkömmlichen Silikonbauteilen und der neuen ›Bioware‹ dar. Unterstützt von Simon Covah ist es Dr. Goode gelungen, mehrere genetisch veränderte Klone eines in der Natur vorkommenden Bakteriums zu entwickeln. Jeder Typ ist in der Lage, bestimmte Rechenfunktionen durchzuführen. Diese programmierbaren ›Biester‹, wie Dr. Goode sie genannt hat, entwickeln sich unabhängig und führen dabei mit beispielloser Geschwindigkeit evolutionäre Algorithmen durch. Außerdem haben sie eine große Ähnlichkeit mit Silikonbausteinen. Silikonchips operieren mit einem binären Code aus den Zahlen null und eins. Auch der DNS -Code mit den Symbolen A, T, C und G für die vier Nukleinsäuren ist digital …«
Rocky hält erneut inne, da sie an den Blicken ihrer Zuhörer sieht, dass sie endgültig nicht mehr verstanden wird.
»Nun mal in aller Kürze, Commander«, sagt der Präsident. »Was könnte Sorceress leisten?«
»Die Frage ist, was das System nicht leisten könnte. Durch seine DNS -Stränge wäre das biochemische Gehirn in der Lage, wesentlich mehr Informationen zu verarbeiten und zu speichern als der größte elektronische Supercomputer, der je hergestellt wurde. Konkret wäre seine Leistung etwa zehn hoch zehn
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