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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Idiot!«
    Sie hob ihren Fuß, damit er die dreckige Sohle lecken konnte.
    Rote Lakritze spross wie Gras aus seiner Hand. Er wälzte sich auf den Rücken und verschlang sie, leckte wieder ihren Fuß und schon bekam er mehr. In seinem Kopf drehte sich alles und ihm wurde langsam schlecht, aber die Lakritze war einfach sagenhaft. Besser als alles andere, besser als überhaupt möglich war, so unglaublich gut. Er brauchte mehr, unbedingt.
    Die roten Lakritzschlangen befanden sich in seiner Hand und es war irgendwie schwer, an sie ranzukommen. Als wären sie mit seiner Haut verwachsen und als müsste er sie mit den Fingernägeln ausgraben. Also tat er es und sog und zerrte an den kurzen Enden, die aus seiner Handfläche ragten.
    Und dann, von einem Moment auf den anderen, waren die Lakritzschlangen keine Süßigkeiten mehr, sondern seine eigenen Adern.
    »Aaah, neiiin, aaaah!«, schrie Cigar entsetzt.
    Penny klatschte vergnügt in die Hände. »Ja, Cigar. Wir werden noch eine Menge Spaß miteinander haben!«

Fünf
    44 Stunden, 12 Minuten
    Astrid verstaute alle verderblichen Nahrungsmittel in ihrem Rucksack. Viel war es nicht, aber sie würde länger fortbleiben, und allein die Vorstellung, das Essen könnte in der Zeit verrotten, war ihr unerträglich.
    Sie überprüfte das Gewehr. In der Ladekammer steckten vier Patronen und im Rucksack noch einmal fünf.
    Mit neun Patronen aus einer Schrotflinte konnte man so ziemlich alles umbringen.
    Alles außer Drake.
    Ihre Angst vor Drake saß tief. Er war der einzige Mensch, der sie je geschlagen hatte. Das Brennen und die Wucht seiner Ohrfeige waren ihr immer noch lebhaft in Erinnerung. Ebenso die Gewissheit, dass er jeden Moment ausrasten und sie mit Fausthieben traktieren würde – aus purer Lust. Und dass ihn dann nichts mehr aufhalten könnte.
    Er hatte sie gezwungen, ihren Bruder zu beschimpfen. Ihn zu hintergehen.
    Dem kleinen Pete war das natürlich völlig egal gewesen. Aber sie hatte sich geschämt und unter Schuldgefühlen gelitten. Wenn sie jetzt daran dachte, kam es ihr fast schon lächerlich vor. Nur damals hatte sie noch keine Ahnung gehabt, wozu sie selbst eines Tages fähig sein würde.
    Die Angst vor dem Psychopathen hatte sie auch dazu getrieben, Sam zu manipulieren. Sie hatte Sams Schutz gebraucht – für sich, aber mehr noch für den kleinen Pete. Drake war nicht Caine. Caine war ein eiskalter, rücksichtsloser Soziopath, dem es einzig und allein um die Macht ging.
    In Caines Augen war Astrid bloß eine beliebige Schachfigur. Für Drake war sie ein Opfer, das er vernichten wollte, um seine kranke Lust zu befriedigen.
    Sie schlang sich das schwere Gewehr über die Schulter. Das Gewicht und der lange Lauf, dazu der Rucksack mit dem Essen und ihren Wasserflaschen, hinderten sie daran, sich mit der gewohnten Geschwindigkeit fortzubewegen.
    Astrid schätzte die Entfernung zum See auf zehn bis zwölf Kilometer. Und wenn sie der Barriere folgte, um sich nicht zu verlaufen, musste sie sich über weite Strecken durch unwegsames Terrain schlagen und mehrere steile Anhöhen überwinden. Sie müsste also ein ziemliches Tempo an den Tag legen, wenn sie bis zum Abend da sein und mit Sam sprechen wollte.
    Sam.
    Beim Gedanken an seinen Namen krampfte sich ihr Magen zusammen. Er würde Fragen stellen. Ihr Vorwürfe machen. Wütend sein. Sie hassen. Damit konnte sie umgehen.
    Doch was, wenn er ihr gar nicht böse war? Was, wenn er sie anlächelte und einfach nur in die Arme nahm?
    Was, wenn er ihr sagte, dass er sie immer noch liebte?
    Damit könnte sie nicht so gut umgehen.
    Sie hatte sich verändert. Das Mädchen, das mit sich im Reinen gewesen war, war mit dem kleinen Pete gestorben. Sie hatte das Unverzeihliche getan. Und erkannt, wer sie wirklich war: eine Egoistin, die andere für ihre Zwecke ausnutzte.
    So jemanden konnte Sam nicht lieben. So jemand konnte seine Liebe nicht erwidern.
    Wahrscheinlich war es falsch, zu ihm zu gehen. Aber trotz aller Fehler und bei allem Mist, den sie gebaut hatte, hatte sie immer noch ihren Verstand. Sie war immer noch Astrid, das Genie.
    Der Pfad näherte sich der Barriere. Sie kannte ihn gut. Er würde auf die Wand stoßen und verschwinden. Von da an müsste sie etwa einen Kilometer weit querfeldein gehen, ehe wieder ein Pfad auftauchte. Vielleicht war es ja derselbe. Wer wusste das schon?
    Hier reichte die Verfärbung der Barriere bereits viel höher. Zwei schwarze Zacken, die wie Finger aus der Erde ragten. Der größere der

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