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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Balkon.
    »Es gibt Ärger«, sagte sie.
    »Du weißt davon?«
    »Ich sehe es.«
    Taylor trat auf den Balkon und stellte sich neben sie. Am nördlichen Himmel leuchteten rotgelbe Flammen.
    »Da hat mal wieder jemand nicht auf seine Kerze aufgepasst«, vermutete Taylor.
    »Ich glaube nicht. Das sieht nach Absicht aus.«
    »Wer würde absichtlich ein Feuer legen?«, wunderte sich Taylor. »Ich meine, was erreicht man damit?«
    »Furcht, Schmerz, Verzweiflung und vor allem Chaos. Das Böse liebt das Chaos.«
    Quinns kleine Ruderflotte verließ den Hafen und nahm Kurs aufs offene Meer. Es war kurz nach fünf und ihnen allen steckte der Schlaf noch in den Gliedern, aber daran hatten sie sich längst gewöhnt.
    Sie waren eine perfekt eingespielte kleine Truppe, dachte Quinn zufrieden. Er hatte viel Mist gebaut, aber das hier hatte er gut gemacht.
    Quinns Flotte ernährte die FAYZ.
    Bei diesem Gedanken wurde ihm ganz warm ums Herz. Wenn jemand später fragen würde, was er in der FAYZ gemacht hatte, würde er sagen: »Ich habe dafür gesorgt, dass die Leute was zu essen hatten.«
    Gar nicht schlecht. Dabei hatte er keinen guten Start gehabt. Aus Panik und Angst hatte er Sam verraten und an Caine ausgeliefert. In seinen Träumen verfolgten ihn immer noch die Bilder von der Schlacht mit Drake und den Kojoten, und jedes Mal schreckte er schweißgebadet aus dem Schlaf.
    Es gab aber noch andere Erinnerungen, die ihm gestochen scharf im Gedächtnis geblieben waren. Manchmal wünschte er sich, er könnte sie aus seinem Bewusstsein löschen, auch wenn ihm klar war, dass das unklug wäre. Denn all diese Erfahrungen hatten ihn ja zu dem Menschen gemacht, der er heute war.
    Er war nicht mehr Quinn, der Feigling. Oder Quinn, der Wendehals. Er war Quinn, der Fischer.
    Jetzt legte er sich in die Riemen und genoss die körperliche Anstrengung, das Brennen in den Schultern. Sein Blick war auf Perdido Beach und die Küste gerichtet, von der er sich mit jedem Ruderschlag immer weiter entfernte.
    Deshalb entdeckte er auch sehr bald die rotgelb flackernden Punkte in der Finsternis, die nur Flammen sein konnten.
    »Feuer«, sagte er ungerührt zu den zwei Jungs in seinem Angelboot.
    Die beiden blickten jetzt auch hin.
    In einem der anderen Boote rief jemand: »Hey, Quinn! Siehst du das?«
    »Ja! Rudert weiter. Wir sind nicht die Feuerwehr.«
    Sie legten sich wieder in die Riemen. Bald wären sie weit genug draußen, um ihre Angelhaken zu versenken und die Netze auszuwerfen.
    Aber alle Augen waren auf die Stadt gerichtet.
    »Es breitet sich aus«, sagte jemand.
    »Es springt von einem Haus zum nächsten.«
    »Nein«, meinte Quinn. »Es breitet sich nicht aus. Ich glaube, da setzen irgendwelche Idioten alles in Brand.«
    Er spürte, wie sich sein Magen verkrampfte und seine eben noch geschmeidigen Muskeln kalt wurden und sich verspannten.
    »Die Stadt brennt«, sagte einer leise.
    Sie sahen schweigend zu, wie die Flammen um sich griffen und sich himmelwärts bauschten.
    »Wir sind Fischer und keine Kämpfer«, murmelte Quinn.
    Hier draußen wurde die nächtliche Stille nur vom Platschen der Ruder, dem Knarren der Holzplanken und dem leisen Wusch durchbrochen, mit dem die Boote durchs Wasser glitten.
    Sam und Edilio rannten los, die Schnellstraße hinunter, dann auf die Zufahrtsstraße und weiter in Richtung Sheridan Street. Als sie an ihrer Schule vorbeikamen, stellte Sam erleichtert fest, dass sie nicht brannte. An der Kreuzung zur Golding Street gerieten sie in dichten Qualm. Er quoll ihnen entgegen und hüllte sie erbarmungslos ein.
    Sam zog sein T-Shirt aus und hielt es sich vor Mund und Nase, doch das half nichts. Der beißende Rauch brannte in seinen Augen, und als er in die Hocke ging, weil er hoffte, die Schwaden würden nach oben steigen, erwies sich auch das als sinnlos.
    Er packte Edilios Arm und zog ihn hinter sich her. Als sie die Golding Street überquerten, merkten sie, dass die Luft im Windschatten der Häuser etwas besser war. Auf der anderen Straßenseite erhoben sich die Häuser wie schwarze Schemen vor der Flammenwand in der Sherman Avenue.
    Sam und Edilio rannten weiter, kämpften sich bis zur Sherman Avenue vor. Dort wütete bereits eine rasant um sich greifende Feuersbrunst. Nördlich von der Alameda brannte es am heftigsten, doch die Flammen dehnten sich auch nach Süden und in Richtung Meer aus.
    »Warum breitet sich das Feuer gegen die Windrichtung aus?«, fragte Edilio.
    »Weil es gelegt wird«, antwortete Sam

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