GONE Lügen
orangefarbenen Licht, aus dem Stichflammen explodierten und nach oben schossen wie Finger, die nach dem Himmel griffen.
Diana hielt keuchend das von Caine vorgegebene Tempo. Er brachte sie damit alle an ihre Grenzen. Dennoch hetzten sie ihm hinterher, angetrieben von der Angst, zurückgelassen zu werden.
Sie hatte gerade noch genug Kraft, um mitzuhalten. Aber sie hasste sich dafür. Und sie hasste Caine für das, was er getan und wozu er sie getrieben hatte.
Sie überquerten die Schnellstraße. Endlich glatter Asphalt unter den Füßen. Weiter über die Zufahrtsstraße und am Schulgelände vorbei. Das ist alles so grotesk, dachte Diana. Es war gar nicht lange her, als die Kids hier noch Fußball gespielt oder quatschend auf der Wiese gesessen hatten und sich nicht einmal in ihren wildesten Träumen hätten ausmalen können, was ihnen bevorstand.
Dann folgten sie der Brace Street Richtung Hafen. Das Feuer lag jetzt östlich von ihnen und schien die ganze Sherman Avenue erfasst zu haben.
»Was, wenn wir Sam in die Arme laufen?«, fragte jemand.
»Idiot!«, brummte Caine. »Denkst du, es ist Zufall, dass hier alles brennt? Es läuft genau nach Plan. Das Feuer sperrt den Westteil der Stadt ab. Die Leute rennen zur Plaza oder zum Meer, also in die andere Richtung. Sie laufen von uns we g – und Sam ist garantiert bei ihnen.«
»Wer ist das?«, fragte Diana und blieb stehen. Caine und die anderen hielten ebenfalls an. Auf der Straße war eine Gestalt. Es war unmöglich zu sagen, ob sie auf sie zukam oder sich von ihnen entfernte. Dennoch erkannte Caine sie sofort.
Er spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Niemand sonst sah so aus.
Niemand.
»Nein!«, flüsterte er.
»Gehen wir weiter?«, fragte Penny.
Caine beachtete sie nicht, er wandte sich an Diana. »Bin ich verrückt geworden?«
Diana sagte nichts. Ihr entsetzter Gesichtsausdruck sprach jedoch Bände.
»Er entfernt sich«, wisperte Caine.
Rauch wirbelte auf und die Erscheinung verschwand.
»Eine optische Täuschung«, murmelte Caine und riss sich wieder zusammen.
»Sollen wir weiter geradeaus?«
Caine schüttelte den Kopf. »Nein. Wir ändern die Route und gehen durch die Stadt zum Strand und von dort aus zum Hafen.«
Diana deutete mit einem zitternden Finger auf die Flammen. »Willst du durch das Feuer gehen? Oder auf den Straßen, wo jetzt überall Sams Leute sind?«
»Es gibt noch einen anderen Weg.« Caine war mit wenigen Schritten beim Gartenzaun des nächstgelegenen Hauses. »Wir bauen uns unsere eigene Straße.«
Er hob eine Hand. Der Zaun wölbte sich nach innen und dehnte sich, bis er mit einem lauten Knall barst.
»Von Garten zu Garten«, sagte Caine. »Kommt schon!«
»Führer! Wir haben’s geschafft!« Hank schrie, um sich in dem Chaos Gehör zu verschaffen.
Zwei Leute waren zurückgelaufen und hatten Antoine geholt. Er lag laut weinend und wie ein dicker Wackelpudding auf dem Boden, weil er sein T-Shirt ausgezogen hatte, um sich die Wunde anzusehen.
»Steh auf, Mann!«, sagte Hank eiskalt.
»Bist du irre? Ich hab ein Loch im Bauch. Ein Loch! Gott, tut das weh!«
Perdido Beach brannte. Zumindest ein großer Teil. Zil war auf das Dach eines Wohnmobils geklettert, das auf dem Parkplatz zum Strand stand.
Die Sherman brannte lichterloh. Es sah aus, als wäre mitten in der Stadt ein Vulkan ausgebrochen. Die Flammen waren auf die Alameda übergesprungen und näherten sich bereits der Plaza im Zentrum.
Das war sein Werk. Spätestens jetzt wusste jeder, dass er es ernst meinte. Dass mit Zil Sperry nicht zu spaßen war.
»Bringt mich zu Lana«, stöhnte Antoine. »Ihr müsst mich zur Heilerin bringen.«
Da die Sonne noch nicht aufgegangen war, war die Rauchwolke nicht zu sehen, aber sie musste gewaltig sein. Am Himmel leuchtete kein einziger Stern.
»Meint ihr, Sam hat es erwischt?«, fragte Lance.
Niemand antwortete.
»Sollen wir noch mal zurück und mehr Benzin holen?«, meldete sich jetzt Turk zu Wort.
Zil zögerte. Ein Teil von ihm hätte am liebsten alles niedergebrannt. Alles abgefackelt und auf dem Wohnmobil Freudensprünge aufgeführt, bis das letzte Haus zerstört war.
Aber so war es nicht mit Caine abgemacht.
»Führer, was tun wir jetzt?«, drängte Turk.
»Ihr müsst mir helfen!«, schrie Antoine. »Wir halten doch zusammen, oder?«
»Antoine, wenn du nicht sofort das Maul hältst, stopf ich es dir!«, fuhr Hank ihn an.
»Er hat ein Loch in mich hineingebrannt! Sieh doch her!«
Hank warf Zil einen
Weitere Kostenlose Bücher