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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Mienen.
    Zil schnappte sich den ersten Molotowcocktail, entzündete den aus dem Flaschenhals ragenden und in Benzin getränkten Lappenzipfel an der Flamme seines Feuerzeugs und schleuderte die Flasche auf das nächstgelegene Haus.
    Ihre brennende Lunte flog durch die Luft, vollzog einen Bogen wie der Schwanz eines Meteors und schlug mit einem Klirren auf der Steintreppe zur Veranda auf. Als sie zu Bruch ging, bildete sich eine brennende Lache, deren Flammen sofort über den Verandaboden leckten.
    Keiner rührte sich. Alle starrten gebannt hin.
    Das verschüttete Benzin loderte mit blauer Flamme. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde es nichts weiter tun, als langsam verbrennen.
    Doch dann fing ein Korbstuhl Feuer.
    Und gleich darauf der untere Teil des Geländers.
    Und jetzt züngelten die Flammen bereits an den Säulen, die das Verandadach stützten.
    Zil und seine Truppe stießen ein wildes Heulen aus.
    Mehr Flaschen wurden entzündet und flogen mit ihrem Flammenschweif durch die Luft.
    Ein zweites Haus. Eine Garage. Ein auf den Felgen sitzendes Auto.
    Aus dem ersten Haus drangen panische Schreie.
    Zil befahl sich, nicht hinzuhören.
    »Weiter!«, rief er. »Brennt alles nieder!«
    Caines Truppe aus verhungerten Elendsgestalten stolperte durch die Dunkelheit.
    »Da!«, rief auf einmal die Wanze. Niemand konnte ihn oder seinen ausgestreckten Arm sehen, dennoch hoben sie die Köpfe und blickten sich um.
    Am Horizont war ein orangerotes Leuchten zu sehen.
    »Dieser Trottel hat es tatsächlich getan«, sagte Caine. »Wir müssen uns beeilen. Wer zurückfällt, bleibt sich selbst überlassen.«
    Orsay kletterte erschöpft und von Nerezza gestützt den Steilhang hinauf.
    »Komm schon, Prophetin, wir sind fast oben.«
    »Nenn mich nicht so«, sagte Orsay.
    »Das bist du aber«, erwiderte Nerezza in sanftem, aber beharrlichem Ton.
    Die anderen waren vorausgegangen. Nerezza bestand immer darauf, dass Orsays Anhänger den Strand als Erste verließen. Orsay konnte sich denken, warum: Die anderen sollten nicht sehen, wie sehr sich Orsay an dem Hang abmühte und dass sie in einem fort stolperte und hinfiel. Die Kids sollten glauben, Orsay stünde über den Dingen und den ganz normalen menschlichen Schwächen.
    Eine Prophetin.
    »Ich bin keine Prophetin«, sagte Orsay. »Ich bin nur jemand, der Träume sieht.«
    »Du hilfst ihnen«, entgegnete Nerezza, während sie einen Felsen umrundeten, der Orsay jedes Mal Schwierigkeiten bereitete. »Du sagst ihnen die Wahrheit. Zeigst ihnen den Weg.«
    »Ich finde ja nicht einmal meinen eigenen«, erwiderte Orsay und rutschte prompt aus. Sie fing sich mit den Händen auf.
    »Doch, du zeigst ihnen einen Ausweg«, beharrte Nerezza. »Jemand muss ihnen den Weg hinaus weisen.«
    Orsay blieb keuchend stehend. Sie drehte sich zu Nerezza um, in deren Gesicht nur zwei schwach leuchtende Augen zu sehen waren. Wie die Augen einer Katze. »Ich bin mir da nicht so sicher. Vielleicht bin ic h … ich meine, vielleicht werde ic h …« Ihr fehlten die Worte, um zu beschreiben, was sie in Momenten wie diesem spürte, wenn sie Zweifel überkamen und eine innere Stimme sie warnte.
    »Vertrau mir«, sagte Nerezza. »Du bist die Prophetin.«
    Orsay hatte den Klippenrand erreicht und glaubte im ersten Augenblick an eine Fata Morgana. »Ich kann keine gute Prophetin sein, denn das habe ich nicht vorhergesehen.«
    »Was?«, rief Nerezza, die noch weiter unten war.
    »Die Stadt steht in Flammen.«
    »Tanner, sieh mal!« Brittney streckte einen Arm aus.
    Ihr Bruder, der dunkelgrün leuchtete, als bestünde sein Körper aus radioaktiv strahlenden Kristallen, sagte: »Ja, es ist so weit.«
    »Was meinst du?«, fragte Brittney verwundert.
    Er antwortete nicht.
    »Tanner? Handeln wir wirklich nach dem Willen des Herrn?«
    Wieder schwieg er.
    »Ich tue doch das Richtige, oder?«
    »Geh zu den Flammen, Schwester. Dort findest du die Antwort.«
    Brittney ließ den Arm sinken. Das alles schien irgendwie seltsam und beunruhigend.
    Sie hatte sich durch die feuchte Erde nach oben gegraben. Wie lange?
    Eine Ewigkeit. Blind wie ein Maulwurf hatte sie sich einen Weg ins Freie geschaufelt. Nein, nicht wie ein Maulwurf. Wie ein Erdwurm, der sich ans Licht bohrt.
    Tanner begann mit eintöniger Stimme zu singen. Der Text stammte aus einem Gedicht, das sie vor langer Zeit in der Schule gelernt hatten. Brittney erinnerte sich an die Zeilen, sie hatte sie damals auswendig gelernt. Doch jetzt kamen sie aus Tanners totem Mund, einem

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