Good-Bye Deutschland - Mit der Green Card nach Amerika
der Beamte mit mir die Bewerbung noch einmal Frage für Frage
durch.
Dann
stellte er mir plötzlich eine Frage, die absolut nicht zum Prozess der Einbürgerung
passte und mir einen eiskalten Schauer den Rücken runterlaufen ließ.
“Do
you know what deportation means?”
“Wissen
Sie, was Abschiebung bedeutet?”
Innerlich
war ich am Kochen, aber ich blieb ruhig und antwortete.
“Yes,
I do.”
"Ja,
ich weiß, was es bedeutet."
Was
sollte diese Frage plötzlich? Was war hier los? In meinem Kopf rasten die
Gedanken nur so hin und her. Stand mein Traum hier zur Disposition?
“Please
explain what it means.”
“Bitte
erklären Sie mir die Bedeutung.”
Also
erklärte ich, was ‘Deportation’ bedeutete.
“If
it would hit me – you would kick me out of the country.”
“Wenn
es mich betreffen würde – dann würden sie mich des Landes verweisen.”
Er
sagte daraufhin:
“Exactly.
We would send you back to the country you came from.”
“Genau.
Wir würden Sie in das Land ausweisen, aus dem Sie gekommen sind. “
Als
ob nichts gewesen wäre, setzte er das Interview fort. Wenige Minuten später
teilte er mir mit, dass er heute noch keine Entscheidung bezüglich meiner
Einbürgerung treffen könnte. Meine temporäre Abwesenheit im Jahr 1997 (212
Tage) ließe nicht 100%ig erkennen, ob ich die 'Residency abandoned' hätte oder
nicht (eine der Vorschriften bei der Einbürgerung - man darf bis zu 360 Tage
außerhalb der USA sein, sofern es nachvollziehbar ist / hier: Auswanderungsvorbereitung,
Einhaltung von deutschen Kündigungsfristen, etc.). Auf mein Nachfragen hin
bekam ich keine genauen Angaben und merkte nur, dass jede weitere Frage nicht
willkommen war.
Also
beendeten wir das Ganze und ich fuhr nach Hause - wie vor den Kopf gestoßen. In
ein paar Wochen würde ich wieder von der Einwanderungsbehörde hören - so wurde
mir gesagt. Den Rest des Tages suchte ich in alten Unterlagen nach weiteren
'Beweisen', die meine Einwanderungsabsicht unterstützen sollten, und schrieb einen
4 Seiten langen Brief an die Einwanderungsbehörde. Ich wollte nicht kampflos
aufgeben.
Die
nächsten 2 Nächte verbrachte ich so ziemlich schlaflos.
Am
Freitag dem 16. Mai holte ich wie gewöhnlich die Post aus dem Briefkasten.
Obenauf lag ein Brief der Einwanderungsbehörde. Was nun? War das meine
Ausweisung? Eine Absage bezüglich meiner Bewerbung (würde bedeuten, dass ich
noch mal ein gutes Jahr warten müsste)? Mit zitternden Knien setzte ich mich
hin und öffnete den Brief.
Meine
Hände zitterten, als ich folgenden Satz las:
Congratulations.
At this time it looks like you met all the requirements of the naturalization
process. Your application has been approved.
Ein
Wirbelsturm der Gefühle ging über mich hinweg. Wie bitte? Ich kam mir vor wie
auf einem anderen Planeten. Wahnsinn. Dieser blöde Beamte hatte den Brief am
selben Mittwoch abgeschickt, an dem das Interview war. Ich konnte es nicht
fassen. Ein Traum wurde wahr! Auf diesen Moment habe ich sehr, sehr lange
hingearbeitet und darauf gehofft, dass er wahr würde.
Es
war ein zweiter Brief in dem Umschlag - die Einladung zur Ceremony of Oath für
den 23. Mai 2003. Schluck – das wäre bereits in einer Woche.
Yahoooooooo!
Ich war auf Wolke 7. Ich hätte die ganze Welt umarmen können. Unglaublich.
Die
Zeit bis zum 23. Mai verging wie im Flug (merkwürdig eigentlich - normalerweise
kriecht die Zeit dann nur so). Nervös war ich immer noch, denn schließlich war
auch mein Interview schon einmal abgesagt worden.
Dann
war es endlich soweit - der 23. Mai 2003 war da. Der Tag, an dem Träume wahr
werden.
Bei
der Ceremony of Oath wurden auch tatsächlich noch 2 Leute wieder nach Hause
geschickt. Zum Glück war ich keiner davon.
Die
Ceremony lief wie folgt ab: Einlass 11.30 Uhr - Vorlage der Green Card und des
Einladungsbriefes.
Irgendwie
wurde ich dann sogar in die erste Reihe gesetzt - freier Blick auf die Flagge.
Cool.
Nachdem
dann alle Kandidaten überprüft worden waren, ging es los. 65 Kandidaten aus 32
Ländern waren anwesend. Ein Abteilungsleiter (?) der Einwanderungsbehörde
(nachfolgen BCIS Officer genannt) führte durch die Zeremonie. Als Erstes wurde
die National Anthem “The Star-Spangled Banner” (Nationalhymne) gespielt und
jeder sollte - soweit möglich - mitsingen.
Dann
stellte sich der BCIS Officer vor und gab sich auch richtig Mühe, die Zeremonie
zu etwas Besonderem zu machen. Die ‘Diversity’ (Vielfalt) of America wurde
erklärt
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