Good-Bye Deutschland - Mit der Green Card nach Amerika
Jobfunktionen abzudecken. Da beide Firmen zwar
separate Einheiten waren, aber zur selben Holding gehörten, war das kein
Problem.
So
stand ich also am nächsten Morgen im Büro meines Chefs und teilte ihm meine
Kündigung und die Kündigungsfrist mit und dass ich halt alles tun würde, um den
Übergang zu erleichtern (Blablabla).
Der
Chef, der mich ein paar Tage vorher noch motivierte hatte, andere Möglichkeiten
auszukundschaften und ein gutes Jobangebot ja anzunehmen, machte eine
180-Grad-Wende.
Was
jetzt folgte, hätte normalerweise dazu geführt, dass ich noch am gleichen Tag
komplett gegangen wäre. Da aber die beiden Firmen zur selben Holding gehören,
konnte ich nicht so reagieren, wie ich es sonst gemacht hätte.
Mein
Chef geriet völlig außer Kontrolle und stellte meine kompletten Leistungen und
Arbeitseinstellung der letzten 4 Jahre in Frage. Anstatt für die Übergangszeit
zu planen, wollte er neue Projekte erledigt haben. Sachen, für die man
normalerweise ein paar Wochen und Monate plant und testet, sollte ich noch
innerhalb der 3 Wochen erledigen. Er schickte auch gleich eine E-Mail an die
andere Firma und kündigte an, dass ich wahrscheinlich nicht in der angegebenen
Zeit anfangen könne - ohne einen exakten Zeitrahmen zu nennen oder mit mir zu
sprechen. In einem Meeting 2 Stunden nachdem das Schicksal seinen Lauf genommen
hatte, teilte ich ihm mit, dass er all meine Unterstützung habe, meine
bestehenden Jobfunktionen abzudecken und auf andere Teammitglieder zu
übertragen, aber dass ich nicht für die neuen Projekte zur Verfügung stehen
würde, da sie die komplette Infrastruktur ändern und Training und neues Wissen
verlangen würden. Ich wollte nicht komplett ausgebrannt beim neuen Arbeitgeber
auftauchen und den neuen Job so riskieren.
Offenbar
konnte mein Chef keine Widerworte ertragen und geriet völlig außer Kontrolle.
Er hätte mich befördert und die ganze Zeit unterstützt und das wäre also mein
Dank. Das ließ ich natürlich nicht so ungesagt auf mir sitzen und da Zeugen
dabei waren, stellte ich noch mal klar, dass ich alles Notwendige tun werde, um
meine Jobfunktionen abzudecken und zu übertragen. Er hatte 3 Wochen Zeit von
mir bekommen (üblich sind 2 Wochen beim Arbeitgeberwechsel in den USA) und die
Option auf noch ein paar Tage mehr. Am Abend des selben Tages schrieb er mir
noch eine E-Mail und stellte sich ins Sonnenlicht und mich in den Schatten und
wie undankbar ich doch wäre. Whatever ……
Ich
war drauf und dran zu gehen – und zwar sofort. Ich hatte Zeugen, ich hatte das
Recht auf meiner Seite – ich hätte gut klagen können – mit Aussicht auf Erfolg.
Aber ich wollte auch den neuen Job und der wäre unweigerlich flöten gegangen.
So biss ich die Zähne zusammen und entschied, so lange wie möglich
durchzuhalten. Nicht Dienst nach Vorschrift zu machen, sondern wie bisher 110 %
zu geben – aber mit einem Limit.
Mein
Chef sprach nicht mehr mit mir. Meine E-Mail-Inbox quoll über mit Forderungen
nach diesem und jenem. Er wollte dokumentiert haben, was ich wie mache und wie
mein Arbeitstag überhaupt aussieht. Und und und ….. – ich lieferte ihm alles so
ausführlich wie möglich, um ihm von vornherein den Wind aus den Segeln zu
nehmen.
3
Tage nach der Kündigung bekam mein Chef eine E-Mail vom CTO der anderen Firma –
fragend nach einem verbindlichen Datum meines letzten Arbeitstages, und auch
der VP mit dem ich zuerst dort drüben gesprochen hatte, verlangte wohl ein
verbindliches Datum. Das half mir und es wurde festgelegt, dass das
ursprünglich von mir anvisierte Datum auch mein letzter Tag sein würde. Die
Freigabe meines Chefs klang entsprechend – wie eine minderwertige Ware wurde
ich weitergereicht.
Nach
1,5 Wochen Ignorierens entschied er, dass Netzwerk und Domain Administration ja
gar nicht so schwer sein könnten und er versuchte, sein Wissen anzubringen. Er
verbrachte die halbe Nacht damit, etwas zu machen und gab dann wohl entnervt
auf. Am nächsten Morgen bemerkte ich, was er gemacht hatte. User beschwerten
sich über Probleme mit gewissen Dingen auf dem Netzwerk. 10 Minuten später war
das Problem gelöst. Ich konnte mir nicht verkneifen, eine E-Mail an das gesamte
Office zu schicken und mitzuteilen, dass das Problem X repariert sei und das
Firmennetzwerk wieder voll einsatzfähig war. Ich nannte keine Namen und nicht
den Grund für das Problem, aber jeder wusste, was passiert war. Revenge can be
soo sweet.
Jetzt
realisierte mein Chef
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