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Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Titel: Goodbye Chinatown: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Kwok
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finden, weil sie einige Straßen entfernt war und außerhalb der Gegend lag, die wir bisher erkundet hatten. Das neue Viertel war deutlich sauberer als die Brachflächen und leeren Schaufenster, die ich um unsere Wohnung herum gesehen hatte. Tante Paula hatte mir mit Stolz eröffnet, dass meine offizielle Adresse anders lautete als die, in der wir tatsächlich wohnten. Diese offizielle Adresse sollte ich immer dann verwenden, wenn mich jemand danach fragte.
    »Warum?«, fragte ich. »Das ist ein anderes Wohngebäude von Mr N. Darin könntet ihr euch natürlich keine Wohnung leisten, aber diese Adresse ermöglicht es dir, eine bessere Schule zu besuchen. Willst du das etwa nicht?«
    »Was ist schlecht an der Schule, in die ich normalerweise gehen würde?«
    »Gar nichts!« Tante Paula schüttelte den Kopf, offensichtlich frustriert von meinem Mangel an Dankbarkeit. »Und jetzt schau nach, ob deine Mutter dich braucht.«
    An meinem ersten Schultag überquerten Mama und ich auf der Suche nach dieser besseren Schule mehrere große Straßen und passierten eine Reihe von Regierungsgebäuden mit Statuen davor. Auch hier waren die meisten Passanten schwarz, aber ich entdeckte auch Weiße und hellere Farbige,
die vielleicht Lateinamerikaner waren oder anderen Volksgruppen angehörten, die ich noch nicht identifizieren konnte. Ich fröstelte in meiner dünnen Jacke. Mama hatte mir die wärmste Jacke gekauft, die sie in Hongkong gefunden hatte, aber sie war trotzdem aus Acryl und nicht aus Wolle.
    Nachdem wir an einem Wohnkomplex und einem Park vorbeigekommen waren, fanden wir schließlich die Schule. Es handelte sich um ein quadratisches Betongebäude mit großem Schulhof und Fahnenmast, an dem die amerikanische Flagge wehte. Es war offensichtlich, dass ich zu spät kam – der Schulhof war leer –, und so stiegen wir eilig die breite Treppe zum Eingang hinauf und stemmten die schwere Holztür auf.
    Eine schwarze Frau in Polizeiuniform saß an einem Schreibtisch und las ein Buch. Sie trug ein Namensschild mit der Aufschrift »Sicherheitspersonal«.
    Wir zeigten ihr den Brief von der Schule. »Den Flurrunda, hoch in die zweite Tasche und dandi erste Tür links«, sagte sie und wies uns die Richtung, bevor sie sich wieder ihrer Lektüre zuwandte.
    Ich hatte nur verstanden, in welche Richtung ich musste, und ging langsam den langen Flur entlang. Mama zögerte, weil sie nicht wusste, ob sie mitkommen durfte. Sie warf der Sicherheitsfrau einen unsicheren Blick zu, konnte aber nicht genug Englisch, um sie zu fragen. Ich ging weiter. Als ich bei der Treppe ankam, sah ich mich um und erblickte Mama in der Ferne, eine dünne Gestalt, die immer noch unentschlossen neben dem Schreibtisch der Wachfrau stand. Ich hatte ihr gar kein Glück für ihren ersten Tag in der Fabrik gewünscht. Und verabschiedet hatte ich mich auch nicht von ihr. Am liebsten wäre ich zurückgerannt und hätte sie angefleht, mich wieder mitzunehmen. Stattdessen drehte ich mich um und ging die Treppe hinauf.
    Nach einigem Suchen fand ich das richtige Klassenzimmer und klopfte leise an die Tür.
    Eine tiefe, gedämpfte Stimme antwortete: »Du bist zu spät! Komm rein.«
    Ich machte die Tür auf. Der Lehrer war ein Mann (später erfuhr ich, dass er Mr Bogart hieß). Er war so groß, dass sich seine Stirn auf Höhe des oberen Tafelrands befand. Seine Nase erinnerte an eine Himbeere, und sein Kopf war kahl wie ein Ei. Die grünen Augen in seinem breiten Gesicht kamen mir unnatürlich hell vor, und unter seinem Hemd wölbte sich ein unübersehbarer Bauch. Er schrieb englische Wörter an die Tafel, von links nach rechts.
    »Die neue Schülerin, vier Mute ich?« Er verzog das Gesicht zu einem eigenartigen Lächeln, bei dem die Lippen vollkommen verschwanden, und blickte auf die Uhr, bevor seine Lippen wieder auftauchten. »Du kommst viel zu spät. Was für einen Schuljung hast du?«
    Ich wusste, dass ich irgendetwas antworten musste, also riet ich wild drauflos: »Kim Chang.«
    Er starrte mich an. »Ich weiß, wie du heißt«, sagte er und sprach jedes Wort noch einmal deutlich aus: »Wie lautet deine N-Schuljung ?«
    Ein paar Kinder kicherten. Ich sah mich rasch um: fast ausschließlich schwarze Kinder, bis auf zwei oder drei weiße. Keine anderen Chinesen, keiner, der mir zu Hilfe kommen konnte.
    »Sprichst du Englisch? Mir wurde gesagt, dass du Englisch sprichst.« Es klang wie ein wehleidiges Knurren. Über wen sprach er da? Er holte tief Luft. »Warum kommst du zu

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