Google-Mitarbeiter Nr. 59
Universität von Kalifornien überzeugt, die akademische Welt für Silicon Valley zu verlassen.
An seinem ersten Tag konzentrierte sich Anurag auf einen Teil des Indexsystems. Am Abend kam Urs auf ein Schwätzchen vorbei, um über Anurags nächste Aufgabe zu sprechen.
»Ich werde mir die Logeinträge ansehen«, schlug Anurag vor, »und prüfen, welche Probleme auftreten könnten.«
»Warum beschäftigst du dich nicht eine Zeit lang mit dem inkrementellen Index?«, antwortete Urs beiläufig, »und dann sehen wir weiter?«
»Ich sagte ›Ja‹«, erzählte Anurag mir von diesem Gespräch, »als wüsste ich, was auf mich zukäme. So vergingen die nächsten fünf Monate.«
Google schikanierte Neulinge nicht, aber Anurag muss sich gefühlt haben, als ob er mit verbundenen Augen in ein Studentenverbindungszimmer voller betrunkener Jungs mit Holzpaddeln geführt worden war. Er wurde mit komplizierten Aufgaben bombardiert: Wie man zusätzliche Seiten crawlt, sie passend rankt und sie dann nahtlos in den vorhandenen Index integriert.
»Ich denke nicht, dass ich speziell für den Index geholt wurde«, sagte er. »Es passierte gerade. Ich tauchte zu diesem Zeitpunkt auf und genau zu der Zeit gab es die Probleme.«
»Als Anurag bei Google anfing, kannten ihn einige von uns bereits«, sagte Ben Smith, der an der UCSB Anurags Student gewesen war, »und er verschwand praktisch vom ersten Tag an. Er kam noch nicht einmal zum Mittagessen. Er war immer in seinem Büro und blieb bis spätabends. Was war los mit diesem Kerl? Und dann rief Urs mich in Anurags Büro und sagte: ›Das kommt auf uns zu. Bald. Kannst du ihm dabei helfen?‹ Jetzt verstand ich.«
Smith wusste genau, auf was er sich einließ. Das erste Mal hatte Urs ihn vor fast einem Jahr gebeten, den inkrementellen Index zu übernehmen, an seinem ersten Tag als Praktikant bei Google. Smith hatte abgelehnt. »Ich sagte«, erzählte er mir mit einem Lachen, »das ist zu groß für ein Sommerprojekt, niemand weiß wirklich, wie das geht. Ich will das nicht anpacken.« Jetzt würden er und Anurag es in wenigen Wochen herausfinden müssen.
Smith hatte bereits die Antwortgeschwindigkeit von Google beschleunigt, indem er die Fähigkeit der Suchmaschine verbesserte, Suchanfragen in den Cachespeicher aufzunehmen. Wenn jemand das erste Mal nach »Hotels in Madrid« suchte, durchsuchte Google den gesamten Index und speicherte dann die Abfrage und die Ergebnisse, die es gefunden hatte. Wenn das nächste Mal jemand nach »Hotels in Madrid« suchte, würde der Code von Smith dieselben Ergebnisse aus dem Speicher liefern, ohne den Index durchsuchen zu müssen. Anstatt auf Hunderte von Maschinen zuzugreifen, verwendete eine gespeicherte Abfrage nur eine – eine enorme Verminderung der Suchkosten. Pech für Smith, dass der neue inkrementelle Index drohte, seine Arbeit zunichte zu machen, weil ein unaufhörlich aufgefrischter Index gespeicherte Abfragen schnell veralten ließ.
»Anurag schuftete sechs bis acht Wochen und dann hatte er etwas, das einigermaßen funktionierte«, erinnert sich Smith. »Er schrieb einen neuen Server, genannt ›der Mixer‹, der die Tatsache verbarg, dass wir von zwei verschiedenen Indizes [einen täglichen Index und den Hauptindex] sprachen und sie mischten.« 68
»Anurag und ich standen ziemlich unter Stress«, fuhr Smith fort. »Aus welchem Grund auch immer durften wir nicht darüber sprechen.« Sie konnten nicht darüber sprechen, was sie taten oder warum sie jede Nacht so spät noch im Büro waren, dass sogar die Vampir-Programmierer schon nach Hause gegangen waren. »An vielen, vielen Tage gingen wir irgendwo zwischen 3 und 5 Uhr morgens. Das war die Zeit, zu der Anurag und ich versuchen konnten, unser neues System anzuschließen, weil Google dann den kleinsten Umfang an Datenverkehr hatte. Es gab viele Tage, an denen es so lief: ›Dann werden wir es mal einschalten und sehen, wie es funktioniert.‹ Wir wussten es wirklich nicht. Der Mixer würde mit dem Cache und mit dem inkrementellen Index kommunizieren. Manchmal würde der Mixer abbrechen und manchmal würde der inkrementelle Index zusammenbrechen, weil nicht genug Kapazität vorhanden war. Dann sagten wir: ›Also schön. Warum? Was ist passiert und wie beheben wir das Problem?‹«
Die vielen Stunden und die Belastung verschlissen die Toleranz unter den Technikern, bis nur wenig übrig blieb, um sie vor Frustration bei Spannungen mit der Außenwelt zu schützen.
»Einen großen Teil
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