Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
Vom Netzwerk:
Rands der Plattenkapazität Schlittschuh lief. Der Datenversand hielt den ganzen Tag durch und am nächsten Morgen war der »Eine Milliarde URL-Adressen-Index« schließlich abschussbereit. Yahoo würde die Umschaltung um 8 Uhr abends starten.
    Es war Montag, der 3. Juli um 19.45 Uhr. Das Team trieb sich in und um das Büro von Urs Hölzle herum, erwartete die Öffnung des Überlaufs und den Ansturm der Lawine eingehender Anfragen in den Suchanfragenstrom von Google.
    Es wurde 20 Uhr, aber die Flut blieb aus. Noch nicht einmal ein Tröpfeln kam durch. Es gab keine Abfragen von Yahoo, die zu Google weitergeleitet wurden. Hatte Yahoo es sich anders überlegt? Hatte Inktomi irgendwie das Geschäft sabotiert? Urs rief Udi an. Ja, es sollte um 20 Uhr geschehen, aber leider hatte Yahoo Probleme, den DNS (Domainnamen-Server) neu zu konfigurieren, der den Anfragern mitteilen würde, zu Google statt zu Inktomi zu gehen. Seit längerer Zeit hatte niemand bei Yahoo einen DNS-Zugang geändert und sie hatten vergessen, wie es geht.
    »Jetzt müsstet ihr eigentlich etwas sehen«, sagte Udi zu Urs.
    »Hmmm ... Nichts.«
    »Jetzt?«
    »Immer noch nichts. Versucht mal, eure DNS-Expirationszeit zu ändern.«
    Pause.
    »Und was ist jetzt?«
    Der Datenverkehr von Yahoo rauschte in die Rechenzentren von Google und Google selbst schien um eine Größenordnung anzuschwellen, um auf dem Wellenkamm von Anfragen in die oberste Reihe der Online-Suche-Unternehmen getragen zu werden. Ein Knall war zu hören und ein Hurraruf der versammelten Googler erscholl. Jemand hatte eine einzelne Flasche Dom Perignon entkorkt und verteilte Tassen mit einem Schluck für jeden der Dutzenden von Menschen, die dort herumstanden.
    Urs drückte sich noch prägnanter aus, als es sein Kollege von Yahoo es getan hatte. »Auf was auch immer!«, sagte er und hob seine Tasse.
    Die Techniker tranken ihren Champagner in einem Zug und griffen in die Tüte mit Big Macs, die Craig Silverstein von McDonald’s mitgebracht hatte. Sie wischten die fettigen Finger an den Jeans ab und gingen dann nach Hause, um viele Stunden zu schlafen. Der Wechsel hatte tadellos funktioniert. Keine einzige Anfrage ging verloren. Yahoo hatte nur einen Teil der Datenfülle von Google lizenziert, eine Abgrenzung, die wahrscheinlich für die meisten Sucher bei Yahoo keinen Unterschied machen würde, aber bedeutete, dass Google.com die absolute Überlegenheit behielt.
    Die einzige quälende Frage war gewesen, ob der 1M-Index die Ziellinie zusammen mit dem inkrementellen Index überqueren würde. Tat er nicht. Die inkrementelle Lösung würde sich den Sisyphusanstrengungen der Techniker noch monatelang entziehen. Yahoo war mit der Zusicherung zufrieden, dass der inkrementelle Index schnell vollendet würde und dass bis dahin der neue Index monatliche Aktualisierungen ermöglichte, um Aktualität zu gewährleisten.
    Das Geschäft mit Yahoo beendete alle meine Sorgen über die Zukunft von Google. Wir hatten nun Rückenwind und es waren keine erkennbaren Hindernisse in Sicht. Wenn wir Yahoo von Inktomi weglotsen konnten, wer könnte uns dann noch stoppen? Ich gestattete mir, daran zu glauben, dass ich womöglich gerade eine Silicon-Valley-Erfolgsgeschichte erlebte.
    Ich rief meine Eltern an, um ihnen die Neuigkeiten zu berichten, denn ich war nicht sicher, ob das Internet es bereits bis nach Jacksonville geschafft hatte. Ich deutete an, dass ich vielleicht das Geld zurückzahlen könnte, das ich mir geliehen hatte, um meine Aktienoptionen zu kaufen. Nicht sofort wohlgemerkt, aber eines Tages.
    Alles bleibt in der Familie
    Mein Teil am Google-Yahoo-Tango war Wochen vor der letztendlichen Ankündigung erledigt. Omid wollte näher an Yahoo heranrücken, indem er als Geste des guten Willens Anzeigen kaufte, sodass ich die vorgesehenen 100 Banner-Anzeigen, die ich kreiert hatte, auf ihrer Seite einplante. Sergey bestand darauf, dass ich das beste Ergebnis für unsere Investition bekomme, auch wenn er wusste, dass die eigentliche Absicht darin bestand, die Beziehungen zu fördern. Er wies mich an, ungezielte Run-of-site-Werbung zu kaufen, weil sie preiswerter war als Yahoos Channels mit Premium-Inhalt und weil sie Markensichtbarkeit schuf, selbst wenn niemand die Anzeigen anklickte. Erwähnte ich schon, dass sie auch preiswerter waren?
    Auch Yahoo wollte so viel wie möglich aus unserem Freundschaftsantrag ziehen und leistete Widerstand, als ich versuchte, niedrigere Preise für unseren Kauf zu verhandeln.

Weitere Kostenlose Bücher