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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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während sie das System testeten, und sie durften keine einzige Anfrage über Yahoo verlieren, sobald das Geschäft abgeschlossen war. Google stand Risiken aufgeschlossen gegenüber, aber vernünftige, talentierte Ingenieure folgerten, dass dieses Vorhaben einen unternehmensweiten Todeswunsch anzeigte. Es gab so viele Möglichkeiten, was alles schiefgehen konnte. Urs bewertete die Situation und die Fähigkeiten seines Teams und entschied, dass sie die Herausforderung brauchten.
    Der große weiße Wal für die Suche war Anfang 2000 ein Index von einer Milliarde URL-Adressen. Niemand war bisher auch nur in Sichtweite von etwas annähernd Großem gewesen, aber Urs zog los, um dieses Biest mit dem funkelnden neuen Crawler von Google zu erlegen. Selbst wenn nur die Hälfte der Seiten im Index vollständig erfasst würde (das bedeutet, dass der Crawler nicht nur die URL-Adresse identifiziert, unter der der Inhalt erreichbar ist, sondern auch den gesamten Inhalt analysieren musste), würde es Inktomi in den Schatten stellen, die behaupteten, 110 Millionen Seiten vollständig gecrawlt zu haben. Eine Milliarde URL-Adressen waren für das Geschäft mit Yahoo nicht notwendig, aber für das Crawl-Team hatte der »1M«-Index epische Bedeutung. Es würde Google unbestrittenen an die Spitze katapultieren als den Baumeister der besten, steigerungsfähigsten Suchtechnologie der Welt.
    »Bei der Suche«, glaubte Urs, »geht es darum, dein aktuelles System zu überflügeln und läppisch aussehen zu lassen. Das ist die beste Definition des Erfolgs: Ein neues System kommt heraus und jeder sagt: ›Wow, ich kann nicht glauben, dass wir uns bisher mit dem alten Ding zufriedengegeben haben, weil es so primitiv und im Vergleich zu dem neuen beschränkt ist‹«.
    »Urs sagte nur: ›Wir werden einen 1M-Index haben‹«, erinnert sich Ben Gomes, »und es klang nach verrücktem Geschwätz.« Gomes wusste, dass eine derartige Steigerung mehr verlangte als nur geringe Verbesserungen der gegenwärtigen Methoden. »Mein Uni-Betreuer hatte einen Spruch«, erzählte er mir. »Eine Größenordnung ist qualitativ, nicht quantitativ: Wenn du dich um eine Größenordnung steigerst, ist das Problem ein völlig anderes und fordert andere Lösungen. Es ist diskontinuierlich.«
    In Anbetracht der zwei gleichermaßen unmöglichen Aufgaben – Yahoos Anforderungen erfüllen und den ersten Milliarde-URL-Index schaffen – wollten Larry und Sergey den Einsatz verdoppeln. Google würde beides tun, und zwar gleichzeitig. Google würde am Montag, den 3. Juli damit beginnen, die Suchanfragen von Yahoo zu beantworten, und den Feiertag am 4. Juli nutzen, um etwaige größere Katastrophen zu bereinigen. Es war eine eintägige Toleranz vorgesehen für Fehler, in der man verschachtelten Codes analysieren, Programmfehler finden und ausmerzen sowie nötigenfalls das System neu starten konnte, das noch nie der Last ausgesetzt war, die es jetzt 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zu tragen hatte.
    Bevor du laufen kannst, musst du crawlen
    An einem Abend im April erfüllte ein beständiges Klicken einen Raum im Googleplex. Es war wie das Echo des Frühlingsregens, der gegen die Fensterscheiben trommelte. Jeff Dean stand in seinem Büro, schaute über die Schulter von Sanjay Ghemawat und schlug Codevariationen vor, während Sanjay tippte und die Textzeilen seinen Bildschirm hinunterliefen wie die Stufen einer Rolltreppe.
    Craig Silverstein kam vorbei und spielte mit einer schwarzroten Gummispinne. Craig blickte über die andere Schulter von Sanjay und setzte die Spinne ab, um auf einen Befehl zu zeigen, zu dem er eine Frage hatte. Jeff antwortete und Craig ging zufrieden wieder weg. Die Spinne blieb – verlassen, aber nicht allein. Ein Puzzleblock, der von einem Gummiband zusammengehalten wurde, und ein Grifftrainiergerät, die in der Nähe lagen, waren sichtbare Zeugnisse für die wiederkehrenden Besuche von Craig. Ben Gomes stand in der Halle, warf Jonglierbälle in die Luft und versuchte, sie wieder aufzufangen. Das Jonglieren erfrischte ihn nach Stunden vor dem Bildschirm und brach die verkrustete Schicht auf, die sich über seiner Kreativität bildete. Im »Ben -Pferch« – dem Büro, das er sich mit Ben Polk und Ben Smith 67 teilte – schwoll der Soundtrack des Films The Mission von 1986, ein Märchen über Stolz und den Kampf um Erlösung, zu einem Crescendo an.
    Sie waren die Babysitter des Crawls.
    Die Techniker überwachten abwechselnd den Fortschritt des

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