Google-Mitarbeiter Nr. 59
werden sollte.
Wir kümmerten uns nicht darum, was die Presse sagte. Wir wussten, dass es ein Hauptgewinn war. Die Googler im Plex feierten entsprechend. Am Montag bereiteten Charlie und seine Mannschaft ein hawaiianisches Festessen vor und servierten es im Freien. Das Gras war grün und frisch gemäht, das Essen heiß und reichlich und die Gemüter hochgestimmt. Musik füllte die Luft und Margaritas in Pappbechern wurden zum Gruß gehoben, als Larry und Sergey, die Plastikblumenketten trugen, den Mitgründer von Yahoo David Filo vorstellten. Filo schenkte sich das übliche rhetorische Schulterklopfen zugunsten einer kurzen Rede, die auf »Danke euch. Wir haben eine Menge zu tun. Ihr solltet wieder an die Arbeit gehen«, hinauslief. Vielleicht war sein abwesender Partner, Jerry Yang, der Partylöwe.
Susan Wojcicki verteilte heimlich bestellte T-Shirts mit der Botschaft »Google und Yahoo sind glücklich« – das erste offizielle Erinnerungskleidungsstück von Google. Wenn Sie einen Riesengewinn mit Technologieaktien machen wollen, suchen Sie sich einen Freund im T-Shirt-Geschäft zwischen San Francisco und San Jose und bitten Sie ihn, jedes Mal Bescheid zu geben, wenn eine Eilbestellung eingeht. Im Silicon Valley regiert der Spruch: »Wenn es nicht auf einem T-Shirt steht, ist es nicht wirklich geschehen.«
Kopier das mal, Kumpel
Samstag, der 1. Juli. Google stellte den 1M-Index für alle eigenen User aus einem neuen Rechenzentrum an der Westküste zur Verfügung. Jetzt mussten nur noch Kopien des Indexes ins neue Rechenzentrum in Virginia und in das alte im Exodus. Die Übertragung nach Virginia ging glatt, aber als der Betrieb versuchte, eine Kopie an Exodus zu senden, scheiterte es. Die Verbindung zwischen den Rechenzentren konnte nicht hergestellt werden, also konnten die Daten nicht gesandt werden. Ohne eine Kopie des Indexes würde das dritte Rechenzentrum nutzlos sein und Google wäre nicht vorbereitet, um die Anfragen von Yahoo zu bedienen, die innerhalb von 48 Stunden hereinströmen würden.
Jim, Schwim und Zain Kahn quetschten sich in den zehn Jahre alten Volvo Kombi von Jim und rasten los, um den Grund zu finden. Die Netzverbindung zwischen den Datenzentren war bisher nicht live gegangen. Anstatt sich auf Externe zu verlassen, um das Kabel zu aktivieren, wählten sie lieber ein Ersatzsystem, das unter Technikern als »Sneakerware« bekannt ist.
»Wir rupften einfach die 80 Maschinen heraus, die den Index enthielten«, erinnerte sich Schwim, der half, die Maschinen, die die Zukunft von Google enthielten, in den Volvo zu laden. Die Techniker kletterten mit den Festplatten in das Auto und fuhren sie zu Exodus, wo sie die Platten auf dem Fußboden des bereits überfüllten Käfigs anhäuften. »Wir stapelten 80 Maschinen auf dem Boden, mit nichts um sie herum, noch nicht einmal ein Gestell, und wir stöpselten sie in diese lächerlichen Powerkabel ein, damit wir den Index herunterkopieren konnten. Sie müssen sich jemanden vorstellen, der im Inktomi-Käfig arbeitet, uns sieht und denkt: ›Wir haben diesen schönen Käfig und da gibt es einen Haufen von ... und die haben den Vertrag bekommen?‹« Einer der Kerle vom Betrieb bemerkte mir gegenüber später: »Unterschätze nie die Bandbreite von einem Lastwagen voller Festplatten.«
Auch wenn der Käfig von Inktomi schön gewesen sein mag, einbruchsicher war er nicht. Google hatte nicht genug Steckdosen, um alle Maschinen anzuschließen, also kroch Zain auf dem Zwischenboden herum und angelte sich ein unbenutztes Kabel von der Inktomiseite des Zauns. Hätte das jemand von Yahoos sitzen gelassenem Partner gesehen, wäre es die endgültige Demütigung gewesen, aber für Google war es nur eine Gelegenheit, um zu improvisieren.
Der Sog der Flut
Am frühen Sonntagmorgen, den 2. Juli, lenkte Howard Gobioff seine schwarze Honda Nighthawk auf den Google-Parkplatz, stellte den Motor ab, zog den Helm aus, schüttelte seinen Pferdeschwanz und stieg die Stufen hoch. Innen war der rumänische Roller-Hockey-Abräumer Bogdan Cocosel die ganze Nacht auf gewesen, als der neue Index auf die Tausende von Servern in allen Rechenzentren verbreitet wurde. Bogdan bewachte das System, und wenn es einen Schluckauf zu bekommen drohte, verfluchte er es mit Begeisterung. Howard setzte sich mit ans Terminal, um ihn zu entlasten.
Für die im Googleplex war es eine ruhmvolle neue Morgendämmerung. Es gab jetzt kein Zurück mehr. Howard sah zu, wie der Index entlang des schartigen
Weitere Kostenlose Bücher