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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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das gesamte Gestell lahmlegen.
    So kam es zu meiner Chance, an Googles offenem Herzen eine Bypass-Operation durchzuführen. Meine Kollegen und ich würden die Kabel eins nach dem anderen abklemmen und sie dann in festgeschnürten Bündeln wieder anklemmen, die in Plastikschienen an der Seite der Servertrays entlangliefen. Das vereinfachte das Hinein- und Herausschieben der Trays aus dem Gestell. Sogar Marketingfachleute können mit Bindedraht umgehen, von daher wurden wir ermutigt, uns die Hände schmutzig zu machen und die Serverfarm auszumisten.
    »Das CableFest `99 schafft die Basis für den reibungslosen Austausch von Informationen in einer globalen Dimension und wird das jedem Wesen auf diesem Planeten zur Verfügung stehende Wissen vergrößern«, versicherte ich meiner Frau.
    Kristen sah mich an und schüttelte traurig den Kopf. Sie hatte über die Geschichte der Sowjetunion promoviert, unterrichtete als Professorin und verfügte über einen hochsensiblen Detektor für Bullshit. Sie versuchte, mich zu unterstützen, aber ihre Mutterinstinkte konzentrierten sich in erster Linie auf unsere drei Kinder und sie war besorgt, dass mich die drei nicht mehr allzu oft sehen würden. »Du hast eine drastische Gehaltskürzung in Kauf genommen und jetzt arbeitest du auch noch an den Wochenenden. Vielleicht würde man dir bei der Merc deine alte Stelle wiedergeben.«
    Der Samstagmorgen kam und ich fuhr auf den nahezu leeren Parkplatz eines großen, grauen, fensterlosen Gebäudes in Santa Clara. An der Vorderseite gab es kein Schild, aber das hier war Exodus, die Co-Location, in der unser Rechenzentrum untergebracht war. 10 Ich schloss mich den Leuten an, die im Gänsemarsch eine Sicherheitsschleuse passierten. Marketing, Finanzen und Service – alle waren sie vertreten. Sogar Charlie Ayers, unser frisch eingestellter Koch, war mit von der Partie. Ausweise wurden überprüft und Namensschilder ausgegeben. Strenge Warnungen wurden ausgesprochen. Wir durften auf keinen Fall, ich wiederhole, auf keinen Fall die Geräte von anderen Firmen berühren.
    Und dann waren wir drin.
    Wenn Sie nicht gerade Systemadministrator, Elektriker oder Stenograf beim Geheimdienst sind, werden Sie vermutlich nie in einer Serverfarm gewesen sein. Stellen Sie sich einen riesigen, extrem gut gepflegten Zoo vor mit Maschendrahtwänden vom Boden bis zur Decke, die Reihen voller riesiger Käfige, die bis in die hintersten dunkelsten Ecken der Matrix reichten. In jedem Käfig befand sich eine Mammutkiste (oder mehrere Mammutkisten) aus schickem schwarzem Metall und Glas, die auf einem weiß gekachelten Podest hockte und in die Kabel hinein- und wieder hinaustauchten wie Delfine. Grüne und rote Lämpchen flackerten, während Festplatten surrten, pfiffen und anhielten, aber keine menschliche Stimme war jemals zu hören, während eisige Luft aus den offen liegenden Deckenauslässen strömte, über glänzende Oberflächen und um Kanten herum streifte.
    Der überwältigende Eindruck, als Jim uns an den Käfigen gekühlter Prozessorkraft vorbeiführte, war von fetischistischer Effizienz. Rein, unberührt und gleichmäßig geformt. Das hier waren mehr als nur Maschinen, es waren Totems der Internetwirtschaft. Hier war eBay. Dort Yahoo. Da vorn Inktomi. Willkommen im Stonehenge des Informationszeitalters.
    Das durchgängige Designelement schien ein maschineller Monolith in der Mitte jedes Käfigs zu sein, umgeben von genügend Platz für einen Tisch und ein paar Stühle, damit eine kleine Gruppe menschlicher Urwesen im Kreis tanzen, sich auf die Brust trommeln und Rechenschieber in die Luft werfen konnte.
    Schließlich gelangten wir zum Google-Käfig. Weniger als 55 Quadratmeter groß wirkte er wie ein schmaler Schlauch, der die Herrenhäuser in der Umgebung runterzog. Jeder Quadratmeter war vollgestopft mit Gestellen, die vor nackten CPUs strotzten. Es gab 21 Gestelle und über 1500 Geräte, aus denen die Kabel hervorsprossen wie Knete aus einer Spaghettipresse. Während andere Käfige rechtwinklig und anorganisch waren, ging es in dem von Google zu wie in einem Bienenstock, ein riesiger Termitenhügel voll fieberhafter Betriebsamkeit und sich überschneidender Kurven. Schmale Gänge liefen durch die Reihen der Gehäuse, ließen gerade genug Platz zum Durchgehen, vorausgesetzt, es machte einem nichts aus, sich an vorstehenden Schrauben und Metallkanten die Klamotten oder die Haut zu ritzen.
    Nach unserem Spaziergang durch den Kühlschrank war es hier

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