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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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organisatorischer Klarheit. Ich wollte sicher sein, dass mein Job eine gewisse Substanz hatte, etwas, an das ich mich klammern konnte, wenn die Leute fragten: »Was genau machst du da?« – was sie unweigerlich tun würden.
    »Keine Struktur, Grundlage oder Kontrolle.« So beschreibt Heather Cairns, Googles damalige HR-Chefin rückblickend die Anfangszeit des Unternehmens. »Selbst wenn jemand einen Vorgesetzten hatte, dann war der unerfahren und konnte nicht anleiten. Die Leute waren nicht an Autorität gewöhnt und konnten sich nur schwer umstellen – es war eine vollständig ungemanagte Belegschaft, die von den Wänden prallte wie ein Tornado. Ich habe nicht vorgegeben, auch nur die geringste Kontrolle darüber zu haben … stattdessen ging ich jeden Abend nach Haus, um zu trinken und zu denken: ›Wir werden abstürzen und in Rauch und Asche aufgehen.‹«
    Ordnung halten
    »Unsere Website ist das reinste Chaos«, sagte Cindy während meiner zweiten Arbeitswoche zu mir und Karen. »Könnt ihr ein paar Richtlinien erarbeiten, um sie aufzuräumen?«
    Wir hatten keine Regeln, die vorgaben, wie mit Google.com umzugehen war. Wenn etwas Neues eingeführt wurde, wurde es auf der Homepage erwähnt. Wir gewannen einen Preis, auch der wurde erwähnt. Unsere Seiten waren bar jeder Planung und jedes Designs. Es gab Stellenangebote, ein paar Hilfefunktionen, Kontaktinformationen und kurze Profile unseres Führungsteams. Wie alles andere im Unternehmen funktionierte auch unsere Useroberfläche nach dem Prinzip, dass wir den Zeitaufwand bei der Suche für User minimieren sollten.
    Im Unterschied zu Yahoo.
    Die Homepage von Yahoo besaß Links zu Mode, Computern, DVDs, Reisen, Fernsehprogrammen, Wetter, Spielen, gelben Seiten, Aktienkursen und Chats. Sie wurde mit jedem Tag geschäftiger. Das bekannteste Feature auf der Site war Yahoos manuell erstelltes Verzeichnis mit den 14 Hauptkategorien von Kunst & Wissenschaft bis zu Gesellschaft & Kultur, neben denen es Links zu allen bekannten Punkten in der Dewey-Dezimalklassifikation gab. Begraben unter all diesen Textlinks befand sich die von unserem Erzfeind Inktomi betriebene Suchmaschine.
    Inktomi hatte nicht immer diesen Platz innegehabt. Bis 1998 hatte AltaVista die Suche für Yahoo betrieben. Sie begingen jedoch den fatalen Fehler, ihr eigenes Portal zu eröffnen und ihrem Kunden User abspenstig zu machen (mit deinem Vertriebspartner zu konkurrieren bezeichnet man als »Channel-Konflikt«). Inktomi besaß keine konsumentenorientierte Suchseite 12 , von daher waren sie für Yahoo kein Konkurrent, was ihnen auch eine freie Schussbahn auf das MSN-Netzwerk von Microsoft und America Online (AOL) verschaffte. Inktomi sicherte sich diese Kunden ebenfalls, vervollständigte damit den Hattrick von stark frequentierten Internetsites und gewährleistete, die Suche im Web zu einem Allerweltsprodukt zu machen. Du konntest jede Geschmacksrichtung von Suche bekommen, solange es Inktomi war. Ihnen gehörte der Suchmarkt, und sie hockten so fett und zufrieden darauf wie die Kunden, die sie belieferten.
    Andere Portale wollten ein Stück von Yahoos Datenverkehr abhaben: Excite, Lycos und Disneys Go.com. Weitere Suchfirmen, wie AlltheWeb, Teoma und HotBot, kämpften neben Google um die Brotkrümel, die von Inktomis Tisch herunterfielen. Während sich die Wall Street auf die Portalkriege konzentrierte, war der Kampf um die Vorherrschaft bei der Suche lediglich für eine Handvoll Analysten von Interesse. Damit war kein Geld zu verdienen. Nicht viel jedenfalls.
    Im Februar 1998 begann eine kleine Firma in Pasadena namens GoTo, Platzierungen bei Suchergebnissen zu versteigern, die sie von anderen Anbietern gekauft hatten. Sechs Monate später behaupteten sie, über 1000 zahlende Kunden zu haben. Laut GoTo brauchte man keine schicken Algorithmen, um Bedeutung zu bestimmen, sondern nur die unsichtbare Hand des freien Marktes. Jedes Unternehmen, das für eine Platzierung an der Spitze der Ergebnisse bot, musste gut zu dem gesuchten Begriff passen. Bei Google fanden wir dieses Konzept lächerlich. Auf Geboten basierendes Ranking war der auf Algorithmen basierenden Methode klar unterlegen. Gebote wurden von unpräzisen Menschen abgegeben. Menschen schlecht. Mathematik gut. Wir wussten von GoTo, aber wir unterschätzten deren »nichttechnische« Vorgehensweise. Das erwies sich als unklug. Wir ließen ihnen einen Riesenvorsprung und kämpften die nächsten vier Jahre gegen ihre Vorherrschaft im

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