Google-Mitarbeiter Nr. 59
jemandem in meinem Bereich vorstellen konnte. Ich hatte über eine Marke gewacht, die sich in fünf kurzen Jahren von etwas Obskurem zu einem Eintrag ins Wörterbuch entwickelte. Meine Kollegen gehörten zu den brillantesten Menschen auf diesem Erdboden. Ich war durch die Welt gereist und hatte ein Vermögen verdient. Ich lernte viel über meine Grenzen und meine Fähigkeiten. Und mir gefiel der Gedanke, dass ich – auf winzige Weise – dazu beigetragen hatte, den Zustand der Menschheit zu verbessern. Oder dass ich zumindest mehr Gutes getan als Schaden angerichtet hatte.
Ich habe die Spekulationen über Google seit meinem Weggang gehört. Dass es ein Monopol sei. Dass es User verfolge. Dass es mit der Regierung zusammenarbeite. Dass es Leute ausspioniere. Dass es unmoralisch sei. Nun ja, vielleicht ist es all das. Ich arbeite seit über fünf Jahren nicht mehr dort. Dinge ändern sich. Aber von dem, was ich über meine Kollegen im Plex weiß – von denen viele immer noch da sind und viele Stunden in die Perfektionierung eines Produktes stecken, das dann von Millionen Usern tagtäglich verwendet wird –, halte ich das für sehr unwahrscheinlich.
Ist Google verschwiegen? Zweifellos. Arrogant? Vielleicht. Taub gegenüber den Sorgen der User, denen es angeblich dient? Gelegentlich. Aber unmoralisch? Das denke ich nicht.
Ich begann meine Karriere mit der Arbeit bei Werbeagenturen. Das war witzig, herausfordernd und potenziell gut bezahlt. Ich ging dort weg, weil ich die Vorstellung nicht mochte, möglicherweise etwas verkaufen zu müssen, an das ich nicht glaubte. Ich arbeitete beim öffentlichen Rundfunk und bei Zeitungen, dort traf ich auf Kollegen, die materielle Einbußen in Kauf nahmen, um an etwas teilzuhaben, das dem Allgemeinwohl diente. Dasselbe Gefühl hatte ich bei Google, nur intensiver und drängender. Und Aktienoptionen. Das war keine Institution, die eine lange Tradition im Dienst der Öffentlichkeit hatte. Es war ein stürmischer Lauf, um die Welt in nur einer Generation umzuformen. Und darin liegt nach meiner Einschätzung der größte Fehler des Unternehmens; Ungeduld mit jenen, die nicht schnell genug sind, die offensichtliche Wahrheit von Googles Vision zu erkennen.
»Wann haben wir uns je geirrt?«, hatte Larry mich gefragt.
Nicht oft. Aber nicht oft ist etwas anderes als nie. Wenn Googles Führer diese Realität akzeptieren würden, könnten sie vielleicht verstehen, warum manche Leute nicht bereit sind, ihre Skepsis zu überwinden und auf Googles Versicherungen zu vertrauen, dass man der Firma trauen kann.
Nach Google verspürte ich eine Ungeduld damit, wie die Welt arbeitet. Warum ist es so schwer, eine Aufnahme auf meinem DVR zu programmieren? Warum sind nicht alle Ampeln synchronisiert, um den Verkehr mit einer optimalen Geschwindigkeit fließen zu lassen? Warum muss ich, wenn ich den Kundenservice anrufe, die Nummer, die ich eingetippt habe, dann wiederholen, wenn ich einen lebendigen Menschen am anderen Ende habe? All das sind lösbare Probleme. Clevere Leute, die motiviert sind, die Dinge zu verbessern, schaffen nahezu alles.
Ich schätze mich glücklich, aus erster Hand erlebt zu haben, wie sehr das stimmt.
Zeitleiste der Ereignisse
29.11.99: Mein erster Tag bei Google
04.12.99: CableFest ’99
13.12.99: Inktomi tut sich mit MSN zusammen
27.01.00: Einführung der Premium Ads (Original)
30.01.00: Erstes OKR Set
14.03.00: Einführung des Google-Verzeichnisses
22.03.00: Larry wird Leiter Produkte; Geburt des Product-Review
27.03.00: Einführung des Affiliate-Programms
01.04.00: Der MentalPLex-Aprilscherz
26.06.00: Yahoo ersetzt Inktomi durch Google
27.09.00: Einführung von AdWords (do it yourself CPM Anzeigen)
10.12.00: Einführung der Google-Toolbar mit der »Nicht das übliche Blabla«- Warnung
17.01.01: Wayne Ross beginnt Vollzeit als VP-Technik
10.02.01: Akquisition von Deja News
20.03.01: Eric Schmidt wird zum Chairman oft the Board ernannt
29.03.01: China blockiert den Zugang zu Google
05.07.01: Reorganisation der Technik
01.08.01: Chad radelt durch Amerika
11.09.01: Reaktion auf die Anschläge vom 11. September
08.10.01: GoTo wird unbenannt in Overture
24.10.01: Installation des Trakken CRM Systems
13.11.01: Der Deal zwischen Yahoo und Overture wird bekannt gegeben
20.11.01: »Zehn Dinge, die wir richtig finden«
28.11.01: Der Einführungskalender wird etabliert
13.12.01: Einführung der Google-Kataloge
24.01.02: »No Pop-ups« verlinkt von Googles Homepage
04.02.02:
Weitere Kostenlose Bücher