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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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außerhalb des Plex einschätzte. Ich erfuhr, dass die Konzentration auf die Suche überholt und unsere Strategie totgeweiht sei.
    »Anfangs war die Suche das populäre Thema und der Hauptantrieb des Datenverkehrs auf unserer Site«, erzählte der Director von Exite ­Upside , »… aber jetzt ist es eine von vielen Dienstleistungen.« Google hatte nur die Suche. Nun ja, Suche und ein Dateiverzeichnis. Ging das als »viele Dienstleistungen« durch?
    »Bei der Suche fehlt einfach der Kontext«, sagte Peter Kui von Disney’s Go.com. 49 Er fügte hinzu: »Den bekommst du nur, wenn du Teil des Unterhaltungsgeschäfts bist … Es wird Unternehmen geben, welche die Suche als Nische nutzen. Einige werden es vom technischen Standpunkt aus angehen, aber wir planen langfristiger.« Ein technischer Standpunkt plante unzureichend weit voraus? Sollten wir auch aus dem Mickey-Mouse-Winkel arbeiten?
    AltaVista würde einer ernsten Channel-Conflict-Herausforderung gegenübertreten, prophezeite Upside , weil AltaVista seine Technologie anderen Portalen feilbot, während es gleichzeitig eine eigene Verbraucherseite unterhielt. Na ja, zumindest machte jemand anderer es auch nicht besser als wir. Moment mal. War das nicht unsere Strategie?
    Inktomi, so vermerkte Upside anerkennend, sei »die einzige große Suchmaschine, die sich ausschließlich auf das Liefern von Suchtechnologie auf andere Sites« konzentriere. Inktomi hatte Yahoo als Kunde. Sie hatten AOL. Jetzt hatten sie auch noch Microsoft. Trotz dieses sagenhaften Erfolgs hatte Inktomi im vierten Quartal jedoch Verluste in Höhe von 2,4 Millionen Dollar zu verzeichnen. Sie hatten Exklusivverträge mit den drei größten Sites im Internet und machten trotzdem Verluste? Das verhieß nichts Gutes für ein Unternehmen, das gerade erst in das Geschäft einstieg.
    Ask Jeeves bot ein Interface mit »natürlicher Sprache« an, die angeblich Fragen beantworten konnte, die in ganz einfachem Englisch formuliert waren. Außerdem hatten sie einen schicken Cartoon-Butler und ein riesiges Marketingbudget. Ich hatte Jeeves ausprobiert und fand ihr Branding wesentlich besser als ihre Suchergebnisse. Offenbar machten sie die gleiche Feststellung, denn Anfang 2000 kauften sie die aufstrebende Suchfirma Direct Hit. Direct Hit war ziemlich gut. Als ich Larry jedoch fragte, ob er diese Firma als Bedrohung ansah, antwortete er: »Mit 100.000 Suchanfragen pro Tag kann jede Technologie gute Arbeit leisten. Bei 1.000.000 Anfragen ist das wesentlich schwieriger.«
    Dennoch konnte gute Technologie kombiniert mit einer starken Markenbekanntheit Ask Jeeves zu einem Moloch machen. Und war es nicht immer der Butler, der sich als Mörder entpuppt?
    Schließlich wandte sich Upside dem Emporkömmling Google zu und vermerkte: »Bezogen auf die reine Technologie bekommt Google die beste Beurteilung.«
    »Google ist ein leuchtendes Beispiel überragender Qualität, das Datenverkehr anzieht, statt Marketing zu betreiben«, betonte der Analyst Danny Sullivan und erklärte, warum Google in gerade einmal zwei Jahren auf mehr als 10.000.000 Suchanfragen pro Tag angewachsen war.
    Nicht, dass es helfen würde, lautete die Meinung von Upside , da »die Firma um die alltäglichen Aspekte der Entwicklung einer Unternehmensstrategie, das Durchdringen neuer Märkte und das Generieren von Umsatz nicht viel Federlesens machen würde. Auch hat niemand im Googleplex einen klaren Zeitplan, wann Google die Suchtechnologie in Profit verwandeln wird.« Ja, darüber hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht.
    Die Schlussfolgerung des Artikels bezog mit ein, dass sich Ask Jeeves am Ende an die Spitze setzen würde, weil es »einen klaren Sinn für Richtung hat und eine wichtige Nische besetzt, [die] großes Potenzial als Tool für Kundenservices aufweist«. Google, so lautete die Vermutung, würde wahrscheinlich zu einem Übernahmeobjekt für AltaVista.
    Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, wurde mir klar, dass ich zugelassen hatte, die Luft zu inhalieren, die sich wie dichter Bodennebel unvermeidlich in unseren Büros ausbreitete. Alle arbeiteten viele Stunden, die Technik funktionierte und der Umsatz stieg kontinuierlich. Wie sollte da etwas schiefgehen? Aber entgegen der Zuversicht, die ich innerhalb des Googleplex spürte, war die Welt da draußen voller Zweifel. Etablierte Unternehmen hatten geschliffenere Markenartikel, größere Marktanteile und bessere Geschäftsstrategien. Googles einziges Kapital war ein gutes Tool zum Finden

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