Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
großen Appetit, das ist alles.«
Michael Lazare sah seinen Sohn dennoch mit einer Mischung aus Sorge und Mitgefü hl an. Ausdrücke, die bei ihm nur sehr selten zu finden waren. Er entschloss sich dazu, seine Vermutung zu äußern: »Davy leidet seit ein paar Jahren an ALS und...«, doch weiter sollte er nicht kommen. Mit fester Stimme wurde er von David unterbrochen: »Danke Pa, aber ich denke, das geht hier keinen was an.«
Mit diesen Worten und Davids harte m Blick nahm die gefühlte Raumtemperatur für alle Anwesenden um gute zehn Grad ab. Dr. Berghoff redete nun anstelle des Kommandanten: »Dein Vater macht sich Sorgen, Junge. Und diese Tatsache ist wohl auch der Hauptgrund für deine Anwesenheit hier auf Zerberus.« Er machte eine Pause und musterte David.
Dieser wirkte erregt, aber unschlü ssig, also übernahm Berghoff das Wort. Er folgte seiner Eingebung, die Umstände kurz für alle Anwesenden zu erläutern: »ALS steht für Amyotrophe Lateralsklerose. Dabei handelt es sich um eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. David leidet seit circa zwei Jahren daran. Durch die Nervenschäden wird gewissermaßen das Muskelgewebe abgebaut. Der Verlauf ist bei David allerdings atypisch. Die Degeneration erfolgt schubweise, weshalb er unkontrollierbaren Krampfanfällen ausgesetzt ist. Mit Hilfe von Sanierungsviren werden wir den Verlauf der Krankheit vermutlich stoppen können. Die bisherigen Nervenschäden werden wir aber wahrscheinlich nicht komplett heilen.«
Mit einem aufmunternden Blick auf David ergänzte er: »Der Stationsarzt Frank Meinhardt wird die Modifikationen bei dir durchführen. Funktionsviren sind sein tägliches Geschäft.« Wieder zur Gruppe gerichtet schob Berghoff noch eine Information nach: »Der berühmteste Patient mit dieser Krankheit war übrigens Stephen W. Hawking – er dürfte wohl allen bekannt sein.« Die letzte Bemerkung quittierten tatsächlich alle am Tisch mit einem Kopfnicken.
Eine Aufmunterung durch einen quasi Fremden war David allerdings herzl ich egal. Ein Spruch aus Kindertagen schien auch heute noch zu gelten. ‘Höre nie auf Fremde, egal was sie zu dir sagen’. David wurde patzig: »Dann ende ich eben als gelähmter Krüppel. Ich muss nur noch berühmt werden, tja.« Er wollte sich gerade erheben, als Astrid seinen Arm fasste. An den Rest gewandt sagte sie: »Können wir vielleicht das Thema wechseln?«
McGee sprang mit in die Bresche: » Das finde ich aber auch. Und nachdem unser Herr Dr. sich nun so hilfsbereit gibt...«, mit einem Augenzwinkern und verschwörerisch gesenkter Stimme ergänzte er: »Bereit zu helfen ist er immer, aber wirklich helfen tut er selten, können wir uns ja wieder den herrlichen Speisen widmen.« Den Spaß auf seine Kosten nahm Berghoff wohlwollend in Kauf. Er quittierte es mit einem seichten Lächeln. Damit war das aufkeimende Eis auch vorerst wieder gebrochen. Das musste man diesem Billy wirklich lassen – eine gute Atmosphäre war im Handumdrehen wiederhergestellt.
Der kurze Rest der gemeinsamen Zeit verging wie im Flug. Charmant und el oquent wurden sie von ihren Gesprächspartnern durch Fachgespräche und Small Talk gelotst. Die Unterhaltungen waren durchweg interessant und ungezwungen und das Essen ausnahmslos fabelhaft. Das Wissen über Davids Erkrankung lastete jedoch wie ein Schatten über der Abendgesellschaft. Die Strapazen des Tages forderten so nach und nach bei den Neuankömmlingen Tribut. Verständnisvoll entließ man sie in die wohlverdiente Bettruhe. Als sie gerade an der Treppe zum VIP-Bereich angelangt waren, rief ihnen Doulakis noch hinterher: »Wir sehen uns morgen früh in alter Frische. 8 Uhr lokale Zeit. Ebene 3 Raum 27. Gute Nacht.«
Gemeinsam und erschö pft brachten sie schlendernd den Weg zu ihren Kabinen hinter sich. Dabei fiel David auf, dass außerhalb der Freizeitlounge weiterhin lebendige Strukturen an den Wänden vorherrschten. Dennoch wirkte die Umgebung größtenteils synthetisch. Die Beleuchtung erfolgte durch lampenähnliche Leuchtmittel, anstatt ohne erkennbare Quelle direkt aus der Umgebung zu entstehen. Der Kontrast zwischen diesem Gang und dem VIP-Bereich überzeugte ihn. Eine sanfte Beleuchtung ohne direkte Leuchtquelle, wie in der Freizeitlounge, war deutlich angenehmer.
Vor den Kabinen angelangt, versuchte Jamal grinsend ihre Gedanken in and ere Bahnen zu lenken: »Also diese Nahrungs-Interfaces...«, er schnaubte verächtlich: »In meiner alten Studenten-WG konnte man
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