Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
es eigentlich gar kein Fahrstuhl im herkömmlichen Sinne. Die Kabine wurde nicht an Seilen zwischen den einzelnen Ebenen bewegt. Gravitations-Antigravitations-Schacht wäre die treffendere, wenn auch ungleich kompliziertere, Bezeichnung gewesen.
Dimitri Doulakis nutzte dies prompt als ersten Gesprä chsstoff des Tages. Auf dem Weg zum eigentlichen Treffpunkt kam er genau bei ihrem Eintreffen am Aufzug vorbei: »Guten Morgen. Gut geschlafen? Ihr seht tatsächlich erholt aus. Und, die erste Beförderung im Antigrav-Schacht auch überstanden? Gar nicht schlimm, oder?«
Auf dem Weg zu Raum 27 fuhr Doula kis ungebremst fort: »Also diese Station steckt wirklich voller Überraschungen. Nahezu nichts an Bord kann man so oder nur annähernd ähnlich auf der Erde finden. Der Aufzug ist da nur ein Beispiel.« Er blieb unvermittelt stehen. »Kommt mal hier rüber zur Wand.« Er trat einige Schritte auf die Mauer zu. Die anderen folgten ihm erwartungsvoll. Mit einer einladenden Geste forderte er sie auf, die Wand zu betasten: »Und? Wie fühlt sich das an?«
Vorsichtig forschende Finger glitten auf der Suche nach Antworten ü ber die erstaunliche Oberfläche. Zunächst sahen sich die Jugendlichen daraufhin nur irritiert und fragend an. Es war, als hätte man ihnen gerade eröffnet, dass die Erde rund wäre.
Allmä hlich machte die Irritation in Brittas Gesicht aber ehrlichem Erstaunen Platz: »Das fühlt sich nicht wie eine Wand an. Ich meine – kein Metall, Holz oder Stein. Schließt mal die Augen. Es ist zwar nicht warm und viel zu makellos und strukturiert. Aber irgendwie ist es doch, als würde man Haut berühren, oder?« Zögernd begannen Astrid und Jamal zu nicken. Der Eindruck von ‚lebendigen‘ Strukturen wurde ein weiteres Mal bestätigt. David zog gespielt eine Augenbraue nach oben: »Faszinierend.«
Dimitri sah ihn grinsend an: » Genau Mr. Spock. Gene Roddenberry und Star Trek – das waren noch Zeiten, was? Kommt weiter.«
Natü rlich ließ Doulakis diese Wandstreichelei nicht unkommentiert: »Was ihr da gerade gesehen, oder besser gefühlt habt, ist einer der Hauptgründe, warum diese Station überhaupt existiert.« Weiter sollte er für den Anfang jedoch nicht kommen. Übereifrig wurde er von Jamal unterbrochen: »Ich dachte sie wäre unsere Antwort auf 2033!?« »Und ich dachte, man würde niemanden unterbrechen, der einem was beibringen möchte, junger Mann. Das ist echt uncrazy.«
Jamals Eifer war gedä mpft, wollte jedoch nicht vorschnell verlöschen: »Tut mir leid. Aber es stimmt doch, oder? Wäre 2033 kein Meteor in Australien eingeschlagen – ganz abgesehen von dem vernichtenden Tsunami, der Ozeanien einfach mal komplett weggespült hat, dann wäre doch keiner auf diese Todesstern-Idee hier gekommen.«
Dimitri ging hierauf wieder ohne Strenge ein: » OK. 2033 war die Ursache. Die Idee von Zerberus war das Symptom. Und hochfeste und superleichte Biowerkstoffe wie dieser hier an der Wand schufen eine solide Grundlage. Mit verschiedenen Verfahren haben wir zunächst auf der Erde versucht, eine Hüllenstruktur zu erzeugen, die den Bedingungen im Weltall trotzen kann. Gesteuertes Kristallwachstum, Naniten – also Miniroboter, Viren und Bakterien, die Werkstoffe produzieren und noch einiges mehr.« Mit diesen Worten erreichten sie Raum 27. David sah Dimitri erwartungsvoll an: »Und für welche Technologie haben sie sich nun entschieden?«
Doulakis sah schmunzelnd zurü ck. Dieser David gefiel ihm. »Also in erster Linie setzen wir speziell programmierte Viren ein. Das klingt wirklich verrückt, oder?« »Soll das etwa heißen, dass sie hier in der Lage sind, einen Virus nach ihren exakten Vorgaben zu programmieren und zu erschaffen?« staunte Britta. »Allerdings. Und noch vieles mehr. Denn der maßgeschneiderte Virus muss in der Lage sein, eine Wirtszelle dahingehend umzuprogrammieren, dass diese dann Strukturen bildet, die man zuvor vorgegeben hat. Die eigentliche Arbeit übernimmt ja genau genommen die Zelle. Wir programmieren sie um und versorgen sie dann mit Energie und Nährstoffen und bekommen, was wir wollen. Der perfekte Deal.«
» Die perfekte Sklaverei... Wir Menschen machen doch vor gar nichts halt.« murmelte David mehr zu sich selber, und ohne dass Doulakis ihn hören konnte. Dennoch verfolgte er Dimitris Vortrag weiterhin mit höchstem Interesse: »Wir sind im Besitz umfangreicher DNS-Funktionsbibliotheken. An speziellen Programmier- und Erzeugereinheiten können wir, ähnlich wie
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