Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Gastgeber rückte er an diesem Punkt aber auch die anderen Gäste wieder in den Mittelpunkt. An Astrid gewandt fragte er: »Ich hoffe, das Essen schmeckt ihnen.« Sie schluckte zunächst ihren Bissen herunter und antwortete dann mit ehrlicher Anerkennung: »Sehr gut sogar. Was genau ist das eigentlich, denn ich denke, dass ich noch nie etwas Vergleichbares gegessen habe. Der Geschmack ist zwar vertraut aber irgendwie...«, sie suchte nach Worten. »... neu gemischt.« McGee war Lazare zuvorgekommen: »Und genau so ist es auch. Speisen an Bord werden grundsätzlich synthetisch hergestellt. Teilweise wachsen sie, so wie die Wände der Station, und teilweise werden sie einfach aus Nährstoffen maschinell kombiniert. Genusschemiker mischen die Aromen dabei so, dass ein optimales Geschmackserlebnis entsteht. Toll, oder?«
Britta konnte es kaum fassen. Alles auf dieser Station schien der Erde um Jahrhunderte voraus zu sein und blieb dennoch so vertraut. Eine Sache im Hinblick auf die Ernä hrung irritierte sie dennoch: »Herr McGee...« »Nenn mich ruhig Billy.« »OK... Billy. Wenn die Nahrung hier ebenfalls wie auf der Erde wächst... Leidet dann ein Wesen beim Schlachten, oder haben sie für dieses Problem schon eine Lösung gefunden? Ich meine, das ist ja im Grunde das ethische Problem beim Fleischessen, oder?« »Nein, denn auch bei dem wachsenden Gewebe, das tierischem Fleisch sehr ähnlich ist, gibt es kein Nervensystem. Reize wie Verletzungen werden nicht wahrgenommen. Keine Verletzung, kein Schmerz, kein Leid. Vegetarier aller Länder vereinigt euch und ernährt euch wieder vollwertig.«
Das Essen schmeckte in der Tat allen ausgezeichnet, doch seine Herkunft war weiterhin unbekannt. Jamal hatte das Bedü rfnis, Licht in dieses Dunkel zu bringen: »Also geschmacklich ist das ohne Frage das Beste, was ich seit Langem gegessen habe. Geklärt haben wir gerade, warum es so gut schmeckt. Aber woher es genau kommt, nicht. Ich meine die von ihnen erwähnten ‚wachsenden Strukturen‘. Sie haben ja keinen Garten oder eine Rinderherde hier oben. Das ist mir irgendwie noch schleierhaft.« Dr. Berghoff nutze diese Gelegenheit: »Meine Frau Susanne wird ihnen diese Frage sicherlich noch besser erklären können, als ich es kann. Aber ich werde mein Bestes versuchen. Auf dem Forschungsdeck gibt es einen riesigen Hydroponik-Tank. In diesem Tank züchten wir vorrangig Algen in einer Nährflüssigkeit. Die Algen wachsen schnell und liefern uns Menschen nahezu alles, was wir für ein gesundes Leben brauchen. Fehlende Stoffe wie bestimmte Vitamine oder Mineralstoffe werden bakteriell oder synthetisch ergänzt und abschließend die Aromen eingebracht. Und Gärten haben wir, entgegen ihrer anfänglichen Vermutung, doch. Im Torus-Kranz …«
»… dem Doughnut?«, warf Britta überrascht ein. Schmunzelnd fuhr Berghoff fort: »Ja genau, der Doughnut. Dort befinden sich ebenfalls Nährböden für sehr viele verschiedene Zuchtprojekte. Geoponik für Erdwachsendes oder Aeroponik für Pflanzen, deren Wurzeln Nährstoffe direkt aus der Luft aufnehmen. Man kann sie natürlich auch bedampfen. Den größten Ertrag pro Kubikzentimeter Raum erbringt jedoch die Hydroponik und ist daher unser Lieferant Nummer eins.« Astrid folgerte voller Bewunderung: »Eine kleine Biosphäre. In sich abgeschlossen und scheinbar absolut lebensfähig.«
Doulakis nahm den Faden a uf: »In der Tat voller Leben. Wir simulieren hier oben sogar Regen und Wind, Schwerkraft und dergleichen. Und was das Essen angeht – es laufen sogar Versuche, Menschen mit Nahrungsinterfaces auszustatten. Nährstoffe würden so direkt in die Blutbahn gelangen und der energieaufwändige Verdauungsprozess umgangen werden. Für das Geschmackserlebnis ziehen wir eine direkte Stimulation des Gehirns in Betracht. Im Grunde ist Schmecken ja nichts weiter, als eine Interpretation unseres Gehirns. Soll es doch denken, dass gerade ein leckeres Steak im Mund verschwindet. Crazy, oder? Allerdings muss ich zugeben, dass ich aus heutiger Sicht eine echte Mahlzeit dieser Art Zwangsernährung jederzeit vorziehen würde.«
Billy suchte nun direkten Kontakt zu David: » Apropos Mahlzeit vorziehen. Du isst ja kaum etwas, David. Geht es dir nicht gut?« In die letzten Worte mischte sich ein Anflug echter Sorge. David verzog seine Mundwinkel zu einem missmutigen Lächeln. Er wirkte irgendwie abwesend: »Danke, nein... Ich meine... Einen Teil habe ich ja auch gegessen. Ich habe einfach keinen allzu
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