Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Beschlag.
Dari n spielte sich ein sagenhaftes Schauspiel ab. Die Flüssigkeit schien zu leuchten. Nicht durch eine Lichtquelle angestrahlt, sondern von sich aus. Es schwebten verschiedenfarbige Wolken scheinbar ziellos durch das Bassin. In respektvollem Miteinander verliehen sie der Szenerie einen erhabenen Glanz. Es war atemberaubend.
Mit einer Mischung aus Glü ck und Stolz warf Susanne Berghoff einen Blick in die Gruppe. Sie kannte solche Gesichter und sie wusste auch, dass es noch etwas dauern würde, bis sie erste Fragen gestellt bekäme. Also ließ sie das Schauspiel einige Sekunden lang wirken, bevor sie mit ihrer Erklärung begann: »Das Zischen an der Tür kam vom Überdruck des Raumes. Dadurch halten wir ihn ansatzweise keimfrei.«
Sie machte ein paar kurze Schritte in Rich tung des Bassins und deutete auf einzelne Bereiche: »Diese farbigen Wolken, die ihr hier seht, sind Algen. Es handelt sich um verschieden Familien mit unterschiedlichen Eigenschaften. Einige von ihnen interagieren sogar, so dass wir Resultate erzielen, die mit einem einzigen Algenstamm nicht zu erreichen wären.«
Mit ihren Armen vollfü hrte sie eine allumfassende Geste, wobei sie sich gleichsam dem Algentank zuwandte: »Diese Algen benötigen nun Nährstoffe und vor allem Energie. Diese beziehen sie ausschließlich aus vollkommen natürlicher Photosynthese, also der Fähigkeit Licht in chemische Energie zu wandeln, zu speichern und zu verwerten.« Sie drehte sich wieder zur Gruppe: »Energie und Nährstoffe für die Photosynthese liefern wir ihnen nun durch unsere lumineszente Nährflüssigkeit. Der große Vorteil ist, das Licht im gesamten Bassin erzeugt wird und nicht nur an der Oberfläche wirkt. Die gesamte Flüssigkeit leuchtet.«
Mit vor Anerkennung strotzender Stimme machte David seiner Bewunderung Luft: » Das ist fast so, als hätten sie die Algen direkt an ein Stromkabel angeschlossen.« Sie nickte beipflichtend: »Genau. Allerdings kabellos, doch Strom ohne den eigentlich nötigen Draht fällt mehr in Doulakis‘ Bereich, falls es überhaupt möglich sein sollte.« Damit kehrte sie auf sicheres Algenterrain zurück: »Auf der Erde werden Algen ja schon seit Jahrzehnten als Treibstofflieferanten für Vehikel eingesetzt. Hier nun als Treibstoff für uns Menschen. Doch auf der Erde müssen wir die Sonne nicht simulieren.«
A strid und Britta wirkten wie hypnotisiert. Das Licht wurde im Bassin geboren. In allen Regenbogenfarben gestaltete es immer neue, wundervolle Muster, bis es sich schließlich, zaghaft und schüchtern, aus dem Tank herauswagte. Sanft strich es über die Strukturen des Raums und tauchte die kalte Funktion in reine Poesie. Während es sich noch in ihren Augen spiegelte, flüsterte Britta: »Sie sind wirklich wunderschön.« Jamal ließ sie einen Augenblick in Verzauberung schwelgen. Dann trat er von hinten zwischen die beiden und raunte: »Hauptsache es schmeckt, oder wie seht ihr das?«
Die Magie des Moments war schlagartig wie fortgeblasen. Irgendwo zwischen entzaubert und entgeistert kamen Astrid und Britta in die Realitä t zurück. Der bittere Nachgeschmack dieser unerhörten Unterbrechung würde noch eine Weile bleiben, doch für einen Disput bot sich kein Raum. Außerdem hatte es keinen Sinn, denn soviel stand fest: Jamal war einfach unverbesserlich.
Susanne erklä rte weiter: »Der Volumenertrag dieses Bassins ist gigantisch. Nirgendwo sonst existiert eine vergleichbare Anlage, die auf gleichem Raum so viel Energie in Nahrung umwandeln kann, wie hier. Der Wirkungsgrad ist extrem hoch.« Sie gingen einige Schritte um den Tank herum. »Aus diesem Bassin werden die Algen nach Erreichen der vollen Reife automatisiert abgeschöpft. In Synthesekammern werden sie dann noch mit Aromen, Vitaminen und Mineralstoffen versetz. Konsistenz, Aussehen, Geruch und Geschmack… All diese sensorischen Parameter können dann kalibriert werden. Am Ende steht ein fantastisches Mahl fertig auf dem Tisch.«
Sie blickte stolz und erwartungsvoll in die Runde. Stumm nickend wurde Anerkennung bekundet. Auch wenn sich Ausdrü cke wie ‚Synthesekammer‘, ‚sensorische Parameter‘ und ‚kalibriert‘ nur schwer mit einem leckeren Essen in Verbindung bringen ließen. Die kulinarischen Ergebnisse aus der Freizeitlounge waren allemal einen Beifall wert.
Der Rundgang durch die Bio-Areale war hiermit abgeschlossen. Ein eindrucksvoller und wissenswerter Abschnitt ging zu Ende.
Der nächste Punkt der Tagesordnung steigerte
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