Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
indes die Erwartungen noch einmal deutlich, denn der zentrale Rechenkern bekam seinen ersten offiziellen Auftritt. Ein primärer Emotionstest an einem synthetischen, neuronalen Netz stand kurz bevor. Der Ausgang dieses Versuchs: ungewiss.
Auch wenn sie aufgrund der bisherigen Eindrü cke dieses bevorstehende Ereignis ausgeblendet hatten, war die Anspannung unter den Studenten nun beinahe greifbar. Daher war es auch kein Wunder, dass die folgenden Worte von Susanne Berghoff für Gänsehaut sorgten: »Wir wären hier so weit fertig. Aber was ihr jetzt zu sehen bekommt, wird das eben Erlebte mit Sicherheit in den Schatten stellen. Ihr werdet gleich das intelligenteste Wesen kennenlernen, das derzeit existiert. Ihr trefft jetzt Gooliath.«
Susanne Berghoff geleitete die Gruppe aus dem Hydroponik-Bereich. Jamal und die beiden Frauen flü sterten untereinander. David war außer Hörweite. Er ging einige Meter hinter ihnen. Aus einem Impuls heraus prägte er sich diesen faszinierenden Raum gut ein.
Unwillkü rlich schnappte er einige Brocken eines scheinbar belanglosen Gesprächs unter Technikern auf. Der eine sagte in erregtem Tonfall: »… doch immer dasselbe mit den verfluchten Ventilen. Ich habe schon tausendmal darauf hingewiesen, dass die nicht dicht sind.« Der andere fragte interessiert nach: »Welche meinst du?« Das brachte den Ersten nun fast aus dem Konzept. Sein genervtes Timbre unterstrich seine gestresste Verfassung: »Na die dort unten.«
David folgte mit seinem Blick dem ausgestreckt en Arm des Technikers. Der war in vollem Redefluss: »Eigentlich zur Entnahme von Proben. Kann aber auch als Schleuse für Taucher genutzt werden. Wenn die künstlichen Kiemen versagen… Alles schon erlebt. Wie auch immer, sie sind undicht. Sieh dir die Sauerei doch mal an…« David hatte genug gehört. Umgehend bemühte er sich, wieder Anschluss zur Gruppe zu finden.
Im Gehen dachte er ü ber den letzten Dialog nach. ‚Künstliche Kiemen‘ klangen durchaus interessant. Sie machten schweres Tauchgerät vermutlich entbehrlich. Und noch etwas. Es hörte sich zwar paradox an, doch eigentlich war es auch ein beruhigender Gedanke. Nicht alles an Bord lief perfekt. Mit technischen Problemen hatte man auch auf Zerberus zu kämpfen.
Währenddessen:
Die Nabelschnur war abgefallen un d schwamm nun nutzlos im Bassin. Mit leicht ausgebreiteten Armen tanzte das männliche Wesen in der Nährflüssigkeit ein stilles, einsames Solo. Eine groteske Marionette ohne Fäden. Seine Geburt stand kurz bevor. Doch von alledem wusste er noch nichts.
Das G ehirn war zwar physisch vollendet, doch bisher frei von Wissen. Aber es würde schnell lernen, sehr schnell.
Langsam wurde die Flü ssigkeit aus dem Bassin abgepumpt. Metallische Arme ergriffen diesen hilflosen Körper. Gebettet auf einer Art Seziertisch wurde er von Robotern an verschiedene Geräte angeschlossen. Überwachungsmonitore bezeugten seinen intakten Zustand. Der Körper war stark, doch der Geist noch schwach. Aber das würde sich ändern. Schon bald.
Mit geometrischer Geschwindigkeit flossen Informatione n in seine zerebralen Nervenzellen. Synapsen wurden geformt, Strukturen gebildet. Ein ‚Ich‘ wurde erschaffen.
Noch wä hrend dieser Bildungsprozedur vollzogen seine Lungen ihren ersten eigenständigen Atemzug. Sie sogen den Quell des Lebens in sich hinein. Nahmen ihn auf wie Wüstensand den Regen und stellten die erste Unabhängigkeit von seinem Schöpfer her. Seine Augen öffneten sich.
Schon bald wü rde er sehen, denken und handeln.
Happy Birthday. Willkommen in Leben!
18. Sicherheit
die; Zustand des Geschütztseins vor Gefahr oder Schaden. Höchstmögliche Absenz von Sorgen.
Erwartungsvoll erreichte die kleine Gruppe den Gravitationslift auf dem Forschungsdeck. Khadif Malouk al Hasari, Doulakis und Kommandant Lazare höchstpersönlich erwarteten sie bereits. Shapiro als zweiter Offizier der Station war zu ihrem Erstaunen nicht erschienen.
Mit kurzen Worten ü bergab Susanne Berghoff das aufgeregte Quartett: »Hallo Michael, hallo Dimitri. Die Besichtigung unseres Forschungs-Biotops haben wir jetzt hinter uns. Zeit für den Showdown.« Sie betonte den Namen ihres Vorgesetzten auf Englisch und nicht auf Französisch. Obwohl dieser als Kanadier mütterlicherseits französische Wurzeln hatte, bestand er auf die andere Variante.
Berghoff wandte sich nun wieder der jungen Gruppe zu und ergänzte augenzwinkernd: »So, dann bringt unserem Superhirn mal
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