GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor
Kamchak seinem Gegner nach, brachte ihm immer neue Wunden bei. Und dann sah ich zur Überraschung aller Kamras, den Ersten Kämpfer Turias, geschwächt vom Blutverlust in die Knie sinken. Der Tuchuk stand über ihm. Kamras versuchte sein Schwert zu heben, doch Kamchaks Stiefel drückte es in den Sand, und Kamras starrte betäubt in das unergründliche, narbige Gesicht des Tuchuks. Kamchaks Schwert lag ihm am Hals. »Sechs Jahre vor meiner ersten Narbe«, sagte Kamchak, »war ich Söldner bei den Wächtern von Ar und erkundete für mein Volk die Mauern und Verteidigungsanlagen dieser Stadt. Damals war ich Erster Schwertkämpfer der Wachen.«
Kamras fiel zu seinen Füßen in den Sand, er war zu schwach, um um Gnade zu bitten.
Kamchak tötete ihn nicht.
Er warf sein Schwert in den Sand, und obwohl er es nur von sich warf, grub es sich bis fast zum Griff in den Ring. Er blickte mich an und grinste. »Eine interessante Waffe«, versicherte er, »aber ich ziehe Lanze und Quiva vor.«
Jubelgeschrei wurde laut, und Lanzen wurden gegen Lederschilde geschlagen. Ich eilte zu Kamchak und warf ihm die Arme um die Schultern und drückte ihn lachend an mich. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
Dann wandte er sich um und näherte sich dem Pfahl Aphris', die ihm sprachlos vor Entsetzen entgegenblickte.
11
Sekunden später stand Aphris aus Turia in all ihrer Schönheit vor uns. »Bitte nein, Tuchuk!« flehte sie. »Bitte nicht!«
Kamchak machte Aphris vom Pfahl los und legte ihr eine Sklavenfessel an.
»Ich sehe, daß du mit Sklavinnen umzugehen verstehst«, sagte eine Stimme.
Ich wandte mich um und erblickte eine juwelenbesetzte Sänfte, von der Saphrar auf uns herabblickte. Aphris errötete bis hinter die Ohren.
Obwohl dies doch ein schwarzer Tag für ihn sein mußte, lächelte Saphrar vor Vergnügen.
»Saphrar!« rief das Mädchen verzweifelt.
Der Kaufmann sah das Mädchen an. Er nahm von einem Seidenkissen ein kleines Brillenglas und betrachtete die Gestalt des Mädchens eingehend.
»Aphris!« rief er, als sei er entsetzt; dabei lächelte er weiter.
»Saphrar!« weinte sie. »Befreie mich!«
»Eine Katastrophe!« klagte Saphrar, aber noch immer sah ich die Spitzen seiner goldenen Schneidezähne.
Kamchak hatte einen Arm um meine Schulter gelegt und lachte leise. »Der Kleinen steht eine Überraschung bevor«, flüsterte er.
Aphris wandte sich an Kamchak. »Ich bin die reichste Frau in Turia«, sagte sie. »Was ist dein Preis?«
Kamchak sah mich an. »Glaubst du, fünf Goldstücke wären zuviel?« fragte er.
Ich war überrascht.
Aphris wußte nicht, was sie sagen sollte. Dann wandte sie sich an Saphrar. »Kauf mich zurück!« verlangte sie. »Wenn nötig, setzt mein ganzes Vermögen ein, alles! Befreie mich!«
»Aber Aphris«, brummte Saphrar tadelnd. »Ich bin Verwalter deines Vermögens – und deine Besitztümer für eine Sklavin einzuhandeln, wäre eine höchst unkluge und unverantwortliche Entscheidung.«
Aphris starrte ihn sprachlos an.
»Es stimmt, daß du die reichste Frau in Turia – warst«, sagte Saphrar, »aber dein Vermögen steht unter meiner Verwaltung, bis du volljährig bist, und das ist erst in ein paar Tagen der Fall. Stimmt es, daß du – wenn du volljährig wärst – all deine Vermögenswerte einem Tuchuk in den Rachen werfen würdest, nur um wieder freizukommen?«
»Natürlich!«
»Wie gut also, daß eine solche Transaktion durch das Gesetz verhindert wird. Du weißt sicher, daß eine Sklavin keinen Besitz haben darf.«
»Ich bin die reichste Frau in Turia!« rief sie.
»Das warst du!«
»Ich bitte dich – kaufe mich frei, kaufe mich! Bitte!«
Saphrar lächelte sie gütig an und fragte Kamchak: »Wie war doch gleich ihr Preis, Tuchuk?«
»Ich hab' ihn gesenkt«, sagte Kamchak. »Ich überlasse sie dir für eine kupferne Tarnmünze.«
»Das ist zuviel«, sagte Saphrar lächelnd.
Aphris brach schluchzend zusammen.
Saphrar gab seinen Sklaven ein Zeichen, die Sänfte aufzunehmen und weiterzutragen.
Kamchak lachte. Er hatte lange auf dieses Lachen warten müssen, auf seinen Sieg über das Mädchen, das ihn vor zwei Jahren tödlich beleidigt hatte.
Wie wir am Abend im Lager erfuhren, hatten die Wagenvölker bei den Spielen des Liebeskrieges diesmal überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Etwa siebzig Prozent der turianischen Frauen waren als Sklavinnen von den Pfählen fortgeführt worden. In den vorangegangenen Jahren war das Verhältnis umgekehrt gewesen. Wir
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