GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor
duckte die sirrende Quiva des Paravaci ab und erwiderte den Angriff des zweiten Wächters, indem ich mich auf den Rücken rollen ließ und das eroberte Schwert hob. Viermal schlug der Mann zu, und viermal parierte ich, dann war ich wieder auf den Beinen. Der Mann wich zurück und stürzte in den schimmernden See.
Ich wirbelte herum, doch der Paravaci hatte bereits die Flucht ergriffen.
Nun nahm ich meine Quiva wieder an mich, wischte sie sauber und befreite Harold von seinen Fesseln.
»Nicht schlecht für einen Ko-ro-baner«, bemerkte er.
Wir hörten schnelle Schritte – Männer, die von Saphrar zur Eile angetrieben wurden.
»Schnell!« brüllte ich.
Wir liefen um den See, bis wir einige Ranken erreichten, die von der Decke hingen. Hastig kletterten wir hinauf, brachen durch die blaue Kuppel und sahen uns hastig nach einem Ausgang um. Es mußte einen Zugang geben, denn irgendwie mußten die Energielampen gewartet werden. Wir fanden eine kleine Öffnung, durch die wir schließlich einen schmalen geländerlosen Balkon erreichten.
Ich hatte das Schwert des Wächters und meine Quiva, während Harold nur mit seiner Quiva bewaffnet war.
Der Tuchuk sah sich um. »Dort!« brüllte er.
»Was denn?« fragte ich. »Tarns? Kaiila?«
»Nein – Saphrars Vergnügungsgarten!« Und mit diesen Worten verschwand er auf der anderen Seite der Kuppel.
»Komm zurück!« brüllte ich – aber er war verschwunden.
Etwa hundertundfünfzig Meter entfernt entdeckte ich über mehreren kleinen Dächern und Kuppeln, die zu dem weitverzweigten Anwesen Saphrars gehörten, die hohen Mauern eines Vergnügungsgartens. Mehrere Blumenbäume reckten ihre Wipfel über die Mauern. Ich sah auch Harold, der weit vor mir im Licht der drei goreanischen Monde über die Dächer eilte.
Wütend folgte ich ihm. Hätte ich jetzt Hand an ihn legen können, wäre er sicher nicht mit dem Leben davongekommen.
Er sprang auf die hohe Mauer und verschwand gleich darauf in dem schwankenden Wipfel eines Baumes, tauchte in der Dunkelheit des Gartens unter.
Nach kurzem Zögern folgte ich ihm.
19
Ich hatte keine Mühe, Harold zu finden – landete ich doch fast auf seinem Kopf, als ich am Baumstamm hinabglitt.
»Ich hab' einen Plan«, verkündete er.
»Das ist eine gute Nachricht«, sagte ich. »Sieht er auch eine Flucht vor?«
»Diesen Teil habe ich noch nicht bedacht.«
Ich lehnte mich schweratmend gegen den Stamm. »Hätten wir uns nicht sofort zur Straße durchschlagen sollen?«
»Die Straßen werden bestimmt bald abgesucht – von allen Bewaffneten in der Stadt. Wer wird schon hier suchen? Nur ein Narr würde sich hier verstecken.«
Ich schloß kurz die Augen. Er hatte recht.
»Also gut – aber ewig können wir uns hier auch nicht aufhalten.«
»Richtig – aber länger als eine Stunde wird es wohl nicht dauern.«
»Was denn?«
»Bis Tarnkämpfer zu Hilfe gerufen werden«, sagte Harold. »Die Patrouillen werden zweifellos hier vom Hause Saphrars aus gesteuert – also werden wir immer einige Tarns und ihre Reiter zur Verfügung haben.«
Plötzlich kam mir Harolds Plan gar nicht mehr so unmöglich vor. Zweifellos würden Tarnkämpfer in regelmäßigen Abständen zu Saphrar kommen, um Meldung zu machen.
»Du bist schlau«, sagte ich.
»Natürlich – ich bin ja auch ein Tuchuk. Mir fällt immer etwas ein.«
»Und was tun wir jetzt?«
»Jetzt ruhen wir uns aus.«
Und das taten wir. Wir lehnten uns an den Stamm des Blumenbaumes im Vergnügungsgarten Saphrars des Kaufmanns. Ich sah mich in dem vorzüglich gepflegten Garten um mit seinen Blumenbäumen, Blütenbeeten und Ka-la-na-Stämmen, mit den Brunnen und lauschigen Nischen. In zwei Teichen schwammen lotusähnliche Blumen.
Nach einer Stunde stieß mich Harold an.
»Ich bin ausgeruht – jetzt kommt das Mädchen an die Reihe.«
»Das Mädchen!« rief ich.
»Psst!« machte er.
»Haben wir nicht schon genug Sorgen am Hals?«
»Warum sind wir wohl hergekommen?« fragte er.
Er hatte keinerlei Schnur, keine Sklavenhaube, keinen Tarn – doch das brachte ihn nicht von seinem Ziel ab.
»Es mag eine Weile dauern, bis ich eine gefunden habe, die mir gefällt.«
»Na gut«, sagte ich ergeben, »nimm dir Zeit.«
Dann folgte ich Harold durch den duftenden Garten Saphrars, über eine bläuliche Rasenfläche in das Hauptgebäude, eine düstere, nur durch Lampen erhellte Halle, in der zahlreiche Teppiche und Kissen lagen und die hier und dort durch geschnitzte weiße Wandschirme unterteilt
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