GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor
und Nahrungsmittelvorräte enthält. Es ist fast unmöglich einen solchen Turm von außen in Brand zu schießen, und die runde Form lenkt oft die Katapultschüsse der Belagerer ab.
Das Erklimmen des Baumes machte uns große Mühe, da sich Hereena wie ein Larl wehrte. Schließlich erreichten wir aber den Wipfel von dem aus ich mit einem Sprung die Mauerkrone erreichte. Ich glitt ab und mußte mich anstrengen, vermochte mich aber schließlich hochzustemmen.
»Achtung!« rief Harold.
Ich wollte eben nach dem Grund seiner Warnung fragen, als ich einen unterdrückten Entsetzensschrei vernahm.
Im nächsten Augenblick bemerkte ich, daß Harold das Mädchen in meine Richtung geworfen hatte. Ich vermochte sie eben noch aufzufangen. Sie war von Kopf bis Fuß in Angstschweiß gebadet und zitterte vor Entsetzen. Auf der Mauer hockend, das Mädchen mit der Hand haltend, damit sie nicht hinabstürzte, so wartete ich bis auch Harold den Baum heraufkam und herübersprang. Er glitt ebenfalls aus, aber unsere Hände trafen sich und er wurde sicher in die Höhe gezogen.
»Vorsicht«, sagte ich und versuchte meine Stimme nicht allzu triumphierend klingen zu lassen.
»Ganz richtig«, sagte Harold atemlos, »wie ich eben schon sagte.«
Ich überlegte, ob ich ihn nicht von der Mauer stoßen sollte, aber ich dachte an die Höhe und daß ich ihm damit den Hals oder das Rückgrat brechen würde, und an die Komplikationen, die das für unseren Fluchtplan haben könnte.
»Komm!« sagte er, warf sich Hereena über die Schulter wie einen Boskschinken und wanderte auf der Mauer entlang. Glücklicherweise erreichten wir bald ein leicht zugängliches flaches Dach und stiegen hinauf. Harold legte Hereena ab und blieb mit untergeschlagenen Beinen eine Minute lang sitzen. Er atmete heftig.
Über uns in der Dunkelheit hörten wir das Schlagen von Tarnflügeln und sahen einen der gewaltigen Vögel am Himmel entlangziehen. Wenige Sekunden später war ein Flattern zu vernehmen, als das Tier ganz in der Nähe zur Landung ansetzte. Daraufhin marschierten wir weiter, wobei Harold seine Beute diesmal unter dem Arm trug, und schlichen uns vorsichtig von Dach zu Dach, bis wir vor uns wie einen dunklen Zylinder die Burg aufragen sahen. Der Turm war etwa zwanzig Meter von anderen Gebäuden des Saphrarschen Anwesens entfernt, aber wir entdeckten sofort eine aus Seilen und Sprossen bestehende Hängebrücke, die von einer offenen Tür des Burgturms zu einer Veranda unter uns führte. Die Brücke, eher nur ein Steg, schwankte leicht im Wind und gewährte Zugang zum Turm von dem Gebäude aus, auf dessen Dach wir uns befanden. Tatsächlich war dies der einzige Zugang, weil es im Erdgeschoß einer goreanischen Burg keine Türöffnungen gibt. Die ersten zwanzig Meter des Turms bestanden wahrscheinlich aus solidem Gestein, um die Bastion gegen den Einsatz von Rammböcken zu schützen. Der Turm selbst war etwa fünfzig Meter hoch und hatte einen Durchmesser von fünfzehn Metern. Er wies zahlreiche Schießscharten auf, die für Bogenschützen gedacht waren. Die Turmspitze, die sich mit Aufspießpfeilern und Tarnnetzen bewehren ließ, lag nun frei und ungeschützt, um den Start und die Landung von Tarnkämpfern zu ermöglichen.
Von dem Dach, auf dem wir lagen, hörten wir zuweilen einen Mann über die Hängebrücke eilen. Dann brüllte jemand. Ab und zu landete oder startete auch ein Tarn vom Dach der Burg.
Als wir sicher waren, daß sich mindestens zwei Tarns auf der Turmspitze befinden mußten, sprang ich vom Dach und landete auf der schmalen Brücke, wobei ich mühsam das Gleichgewicht wahren mußte, weil sie unter meinen Füßen wild hin und her zu schwingen begann. Sofort hörte ich einen Schrei aus dem Haus hinter mir. »Da ist einer!«
»Beeil dich!« rief ich Harold zu.
Er warf mir Hereena herab, ich fing sie auf. Dabei erhaschte ich einen kurzen Blick auf den wilden, entsetzten Ausdruck ihrer Augen und hörte ihr ersticktes Flehen. Da landete auch schon Harold neben mir auf der Brücke und ergriff das Handseil, um nicht abzustürzen.
Ein Wächter, mit einer Armbrust bewaffnet, erschien in der Tür des Gebäudes; er war deutlich als Silhouette zu erkennen. Er hatte einen Pfeil aufgelegt, die Sehne gespannt und hob die Waffe an die Schulter.
Neben mir zuckte Harolds Arm zurück, und der Mann erstarrte plötzlich, dann gaben seine Knie langsam unter ihm nach, und er stürzte auf die Veranda. Eine Quiva ragte aus seiner Brust. Klappernd fiel die Armbrust
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