GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor
Offizier des Jarls vorweisen, der zu diesem Zweck die Distrikte bereist. Wenn der Kriegspfeil herumgeschickt wird, müssen sofort alle freien Männer zu den Waffen eilen; in einem solchen Fall kann der Hof darunter leiden, und seine Gefährtin und die Kinder sind in Gefahr, eine schwere Zeit durchzumachen; wenn er seine Familie verläßt, sagt der Bauer einfach: »Der Kriegspfeil ist in mein Haus getragen worden.«
Wir sahen auch viele Häuptlinge und Kapitäne und untere Jarls in der Menge, jeder mit seiner Gefolgschaft. Diese hochstehenden Männer waren kostbar gekleidet und bewaffnet und trugen prunkvolle Helme und goldverzierte Äxte. Die Umhänge waren gewöhnlich lang und ausgestellt und von roter Farbe, und sie waren so geschnitten, daß der rechte Arm, der Schwertarm, frei und unbehindert bewegt werden konnte.
Auch ihre Begleiter trugen zumeist auffällige Umhänge und Armbänder aus Gold und Silber.
In der Menge befanden sich auch viele Sklavinnen, die zum Thing mitgebracht worden waren, im allgemeinen von Kapitänen und Jarls. Es ist nicht ungewöhnlich, daß sich die Männer von Sklavinnen begleiten lassen, zum eigenen Vergnügen oder zum Beweis des eigenen Reichtums, vielfach aber auch, um sie zu verkaufen.
Auch Forkbeard hatte einige Mädchen mitgebracht, die uns mit blitzenden Augen folgten. Die Teilnahme am Thing gefiel ihnen ungemein, und sie waren sehr aufgeregt, besonders als Forkbeard ihnen an einem Stand Honigkuchen kaufte, den sie gierig verschlangen.
Forkbeard war in bester Stimmung. Nur eine der Sklavinnen schien keinen Spaß an unserem Ausflug zu haben. Sie hieß Dagmar. Um ihren Hals lag eine Fessel, die Thyri in der Hand hielt. Die Hände waren ihr auf dem Rücken gefesselt. Sie war zum Thing gebracht worden, um verkauft zu werden.
»Beobachten wir die Duelle«, schlug Forkbeard vor. Durch Duelle werden in Torvaldsland viele rechtliche und persönliche Auseinandersetzungen beigelegt. Es gibt zwei Arten – das formelle und das freie Duell. Beim freien Duell sind alle Waffenarten zugelassen; es gibt auch keine Beschränkungen hinsichtlich der Taktik und Abwehr. Beim Thing waren einige Felder für solche Duelle abgeteilt. Im allgemeinen werden diese Duelle auf wellenumtosten Felsenriffen im Thassa abgehalten. Zwei Männer werden dort alleingelassen; bei Anbruch der Dunkelheit fährt ein Boot hinaus, um den Überlebenden abzuholen. Das formelle Duell ist komplizierter, und ich werde nicht in allen Einzelheiten darauf eingehen. Zwei Männer treten sich gegenüber, doch jeder darf einen Schildträger mitbringen; die Kämpfer hauen aufeinander ein, und die Schläge werden von Schildträgern nach bestem Können abgewehrt. Drei Schilde darf jeder Kämpfer einsetzen; wenn die Schilde in Stücke gehackt oder sonstwie nutzlos geworden sind, zieht sich der Schildträger zurück, und der Duellant muß sich nun allein mit seinen Waffen verteidigen, wobei Schwerter mit einer bestimmten Maximallänge vorgeschrieben sind. Das Duell findet auf einer großen viereckigen Ledermatte statt, zehn Fuß im Quadrat, die auf dem Rasen festgesteckt ist; diese Matte ist von einem größeren Quadrat aus Stoff eingefaßt, dessen Ecken durch Holzpflöcke gekennzeichnet sind, zwischen denen allerdings keine Seile gespannt werden. Sobald das erste Blut den Stoff berührt, kann der Kampf bei Zustimmung der Kämpfer oder auf Entscheidung eines der beiden Schiedsrichter beendet werden; der Verlierer zahlt dem Sieger sodann einen Preis von drei silbernen Tarnscheiben; der Sieger bringt daraufhin im allgemeinen ein Opfer dar. Wenn der Sieger reich und der Kampf sehr wichtig gewesen ist, tötet er einen Bosk; wenn er arm ist oder der Kampf keinen großen Sieg darstellt, fällt das Opfer entsprechend kleiner aus. Die Duelle, besonders die formellen Duelle, dienen skrupellosen Schwertkämpfern zuweilen zur unehrenhaften Bereicherung. Unverständlicherweise kann jeder Mann durch einen Schwertkämpfer herausgefordert werden, wobei es um seinen Hof oder seine Gefährtin oder Tochter gehen kann; wird die Herausforderung nicht angenommen, ist der geforderte Preis fällig; wird der Kampf angenommen, riskiert der Herausgeforderte sein Leben zwischen den Stangen; kommt er um, fallen Hof, Gefährtin oder Tochter an den Sieger. Das Motiv hinter dieser Sitte ist wohl der Wunsch, starken, mächtigen Männern Gelegenheit zu geben, sich Land und attraktive Frauen anzueignen, und alle Besitzenden zu ermutigen, sich im Umgang mit den Waffen
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