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GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

Titel: GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Handgelenk an der Schläfe vorbei zurückgebogen wurde. Er grunzte. Er war sehr kräftig. Er war Ketil von Blue Tooths großem Hof, ein Champion Torvaldslands.
    Ich wurde noch weiter zurückgebogen; ich wehrte mich nach besten Kräften, das rechte Bein zurückgestemmt.
    Ringsum brüllten die Männer. Ich hörte, wie sie Wetten abschlossen und Mutmaßungen über den Ausgang des Kampfes äußerten.
    Begleitet von anfeuernden Rufen begann sich mein rechtes Handgelenk zu heben und zu strecken; mein Arm war nun gerade vorgestreckt. Zentimeterweise senkte ich ihn dem Boden zu; wenn Ketil seinen Griff beibehielt, war er gezwungen, vor mir niederzuknien. Mit einem Wutschrei ließ er mein Handgelenk los. Das Seil zwischen uns, das einen Meter lang war, straffte sich. Erstaunt und wachsam starrte er mich an.
    Ich hörte, wie Hände gegen die linke Schulter geschlagen wurden, wie Waffen auf Schilde klapperten.
    Plötzlich zuckte die Faust des Champions unter dem Seil durch. Ich fing den Schlag mit der Seite meines linken Schenkels ab. Die Zuschauer stimmten ein Wutgebrüll an.
    Daraufhin packte ich den rechten Arm des Champions – das Handgelenk in der rechten Hand, meine linke Hand um seinen Oberarm gespannt – ich hob den Arm und drehte ihn, so daß die Handfläche oben lag. Dann brach ich ihm den Arm über meinem rechten Knie. Ich hatte genug von dem Kerl.
    Ich löste das Seil von meiner Hüfte und warf es zu Boden. Stöhnend kniete Ketil im Gras, und Tränen der Wut und des Schmerzes liefen ihm übers Gesicht. Zuschauer klopften mir auf die Schultern.
    Als ich kehrtmachte, fiel mein Blick auf Forkbeard. Sein Haar war feucht. Er trocknete sich gerade mit einem Umhang ab.
    »Sei gegrüßt, Thorgeir vom Axtgletscher«, sagte ich.
    »Sei gegrüßt, Rothaar«, erwiderte er.
    Der Axtgletscher, der sich zwischen zwei riesigen Felsformationen hindurchschob und dabei die Form einer Axt angenommen hatte, lag im hohen Norden. Die Männer aus der Gegend des Axtgletschers fangen Wale und jagen Schnee-Sleen. Landwirtschaft ist so hoch im Norden nicht mehr möglich. Thorgeir war natürlich zufällig der einzige Teilnehmer bei den Thing-Wettbewerben, der aus diesem fernen Distrikt kam.
    »Wie war das Schwimmen?« fragte ich.
    »Der Talmit gehört mir!« rief er.
    Ein Talmit ist ein Stirnband, das im hohen Norden getragen wird. Dabei haben die Bänder eine besondere Bedeutung – sie dienen zur Kennzeichnung von Offizieren oder Jarls oder Rechtsgelehrten. Die einzelnen Bezirke haben verschiedene Talmitstile, die sich in Muster und Material unterscheiden. Daß Thorgeir vom Axtgletscher den Schwimmwettbewerb gewonnen hatte, mußte den anderen Teilnehmern seltsam vorgekommen sein, denn bei den Temperaturen im hohen Norden führte ein Aufenthalt im Wasser in kürzester Zeit zum Tod.
    Manchmal glaubte ich, daß Forkbeard verrückt war. Sein Humor mochte uns alle noch das Leben kosten. Wahrscheinlich gab es keinen einzigen Torvaldsländer beim Thing, der ihn wirklich für einen Mann vom Axtgletscher hielt. Ihm fehlten die schrägen Lider, die die Augen der Menschen im Norden vor der extremen Kälte schützen; außerdem war er viel zu groß, und seine Hautfarbe entsprach nicht der des hohen Nordens. Nur ein Verrückter hätte ernsthaft glauben können, daß er aus der Gegend des Axtgletschers kam. Es hatte viele Mutmaßungen über die wahre Identität des glattrasierten Kämpfers gegeben, der sich Thorgeir nannte.
    Vor dem Schwimmwettbewerb hatte er schon das ›Stangensteigen‹ gewonnen, bei dem man einen hohen Holzmast aufentern mußte. Er hatte im ›Schluchtsprung‹ gewonnen, in Wirklichkeit eine Art Weitsprung; er hatte das ›Ruderschreiten‹ für sich entschieden, wobei er auf einem langen Stamm balancieren mußte, und schließlich war er Sieger im Speerwurf für Weite und Zielgenauigkeit. So hatte er also mit seinem Sieg im Schwimmen sechs Talmits eingeheimst.
    Beim Singen war er weniger erfolgreich gewesen, obwohl er sich viel auf seine Singstimme einbildete; er war der Meinung, die Preisrichter hätten in diesem Fall gegen ihn entschieden; ebensowenig setzte er sich im Dichterwettstreit und bei den Reimspielen durch. »Ich bin eben kein Skalde«, hatte er mir später erklärt. Besser bewährte er sich beim Rätselraten, doch für einen der ersten Plätze reichte es nicht.
    Trotz seiner verschiedenen Niederlagen hatte er – sogar nach seiner eigenen bescheidenen Meinung – bei den Wettbewerben ziemlich gut abgeschnitten, und war

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