GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
auf dem Wasser lag, die Augen zusammen.
Viele Pasang entfernt, klein, aber deutlich auszumachen, bewegte sich eine Flotte aus Kanus und Flußbooten in unsere Richtung. Es mußten ungefähr hundert Einheiten sein, geruderte Flußgaleeren, der Rest der Flotte, der für Shabas ursprünglich geplante Expedition auf dem Ua vorgesehen war, und vielleicht noch einmal genauso viele Kanus. Wenn die Galeeren eine Besatzung von jeweils fünfzig Mann hatten und in jedem Kanu fünf bis zehn Leute saßen, dann zählte die Streitmacht hinter uns zwischen fünf- und sechstausend.
»Bila Huruma!« rief Kisu triumphierend.
»Deshalb hast du mich also den Ua entlang begleitet«, sagte ich.
»Ich wäre sowieso mit dir gekommen, um dir zu helfen, denn du bist mein Freund«, sagte Kisu. »Glücklicherweise führte uns das Schicksal aber dieselben Wege. Ist das nicht ein großartiger Zufall?«
»Ja, großartig«, sagte ich lächelnd.
»Du begreifst jetzt, wie mein Plan aussah?«
»Dein geheimnisvoller Plan?« fragte ich grinsend.
»Ja«, sagte er zufrieden.
»Ich habe mir so etwas gedacht«, erwiderte ich. »Aber ich meine, daß du dich vielleicht verrechnet hast.«
»Im Kampf konnte ich Bila Huruma nicht schlagen«, sagte Kisu. »Seine Askaris waren meinen Dorfkämpfern überlegen. Jetzt aber habe ich seine vorgesehene Gefährtin Tende entführt und ihn in den Dschungel gelockt. Ich brauche ihn nur immer weiter hinter mir herzuziehen, bis er im Dschungel umkommt oder sich, seiner Männer und Vorräte beraubt, zum Kampf Mann gegen Mann stellen muß, Krieger gegen Krieger.«
Ich schaute ihn an.
»So werde ich, indem ich Bila Huruma vernichte, sein Reich zerstören«, sagte Kisu.
»Ein intelligenter und kühner Plan«, sagte ich, »aber ich glaube, du hast dich vielleicht verrechnet.«
»Inwiefern?« fragte Kisu.
»Glaubst du wirklich«, fragte ich, »Bila Huruma, der etwa hundert Frauen besitzt oder in Gefährtenschaft zugesprochen erhält, würde dich unter großen Gefahren für sich und sein Reich in den Dschungel verfolgen, um sich ein Mädchen zurückzuholen, das – wie er selbst weiß – zweifellos inzwischen von dir versklavt worden ist und folglich keinen politischen Wert mehr für ihn hat, ein Mädchen, das außerdem von Anfang an nicht mehr für ihn war als eine kleine politische Geste gegenüber einem unwichtigen Winkel seines Reiches am Ngao-See?«
»Ja«, sagte Kisu. »Das ist für ihn eine Sache des Prinzips.«
»Für dich mag es eine Sache des Prinzips sein«, sagte ich, »aber ich glaube nicht, daß es das für Bila Huruma im gleichen Maße ist. Es gibt Prinzipien und Prinzipien. Für einen Mann wie Bila Huruma steht das Prinzip, sein Reich zu erhalten, sicher über solchen unbedeutenden persönlichen Belangen.«
»Aber Bila Huruma ist auf dem Fluß«, sagte Kisu.
»Anzunehmen«, sagte ich.
»Folglich irrst du dich.«
»Mag sein.«
»Meinst du etwa, er verfolgt dich?« fragte Kisu.
»Nein«, sagte ich, »ich bin für ihn ganz unwichtig.«
»Also hat er es auf mich abgesehen«, stellte Kisu fest.
»Mag sein«, antwortete ich. »Vielleicht hast du recht.«
Kisu machte kehrt und watete zufrieden ans Ufer zurück.
»Zieh dein Gewand aus!« sagte Kisu zu Tende. »Dann folgst du mir.«
»Ja, Herr.«
»Ihr anderen dürft auch mitkommen«, sagte er.
Wir folgten Kisu und Tende in die Mitte des Flusses, wo sich oberhalb der Fälle ein flacher Felsen befand. Wir erstiegen die sichere Fläche. Von hier konnten wir flußabwärts schauen und viele Pasang entfernt die Kanu- und Galeerenflottille des Ubars Bila Huruma erkennen.
»Was hast du mit mir vor, Herr?« fragte Tende.
»Ich werde dich nackt tanzen lassen«, antwortete er und schob sie auf dem Felsen nach vorn, so daß sie in Strömungsrichtung blickte.
Zitternd, nur in ihre Sklavenkette gekleidet, verharrte Tende auf dem Felsen.
»Bila Huruma!« rief Kisu. »Ich bin Kisu!« Er deutete auf das Mädchen. »Das ist Tende, die deine Gefährtin werden sollte! Ich habe sie dir genommen! Ich habe sie zu meiner Sklavin gemacht!«
Sollte Bila Huruma, wie Kisu vermutete, bei der Flotte sein, konnte er ihn natürlich nicht hören. Die Entfernung war zu groß. Außerdem hätte man Kisus Stimme selbst aus fünfzig Metern Distanz kaum hören können, so laut war das Brausen der Wasserfälle. Ich hatte keinen Zweifel, daß wir von den Booten überhaupt nicht gesehen werden konnten. Wir konnten die Flotte insbesondere wegen der Größe der Galeeren und ihrer
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