GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
Photosynthese nicht anheizt. Trotzdem ist man sich des Nachts der Nähe und Weite des Dschungels vielleicht noch mehr bewußt als bei Helligkeit. Bei Tageslicht ist der Horizont durch das Grün beschränkt, das auf allen Seiten dicht heranrückt. Nachts, bei Dunkelheit, spürt man die beinahe grenzenlose Ausdehnung des Dschungels, die unzähligen Pasang Breite und Tiefe.
Die blonde Barbarin stocherte mit einem Holzstück im Feuer herum.
Im Dschungel schlägt man sein Lager niemals in der Nähe hoher Bäume auf. Infolge der großen Feuchtigkeit schicken die Bäume keine tiefen Wurzeln aus, sondern entwickeln ihre Systeme mehr in horizontaler Richtung. Bei den kräftigen Winden, die oft durch den Dschungel fahren, geschieht es häufig, daß diese nicht sehr gut verankerten Bäume umstürzen.
Ich hatte den Eindruck, als wollte das Mädchen etwas sagen – aber sie schwieg.
Im Regenwald gibt es eine unglaubliche Vielfalt von Baumarten – ihre genaue Zahl kann ich nicht mal vermuten. Allein die Palmen zählen über fünfzehnhundert verschiedene Sorten. Einige dieser Palmen haben über zwanzig Fuß lange Blätter. Eine Gattung, die Fächerpalme, die gut zwanzig Fuß groß ist und ihre Blätter wie einen geöffneten Fächer ausbreitet, ist eine ausgezeichnete Wasserquelle – an jeder Blattwurzel findet sich bis zu einem Liter reines Wasser, das dort wie in einer Tasse gesammelt ist. Eine andere nützliche Wasserquelle ist die Lianenranke. Zunächst nimmt man über Kopfhöhe einen Einschnitt vor, um zu verhindern, daß das Wasser durch Kontraktion und Oberflächenadhäsion nach oben in den Stengel abgezogen wird. Der zweite Schnitt, etwa einen Fuß über dem Boden, zapft einen hohlen Stengel an, der ungefähr einen Liter Wasser ergibt. Im Regenwald existieren mehrere Baum-Arten, die das ganze Jahr über Blätter verlieren und neu wachsen lassen, die somit stets Laub tragen. Andere verlieren einige Wochen lang ihre Blätter – wenn auch nicht zur gleichen Zeit, was sogar für Bäume derselben Art gilt –, um dann neue Knospen hervorzubringen. Sie haben ihren Zyklus der Regeneration, der allerdings nichts mehr mit den Winter- und Frühlingsperioden zu tun hat, wie sie auf der Erde bestehen.
»Herr?« fragte das Mädchen.
»Ja?«
»Nichts«, sagte sie und wandte den Blick ab.
Im Regenwald lassen sich drei ökologische Zonen oder Lagen oder Ebenen unterscheiden. Jeder dieser Bereiche ist durch eigene Arten pflanzlichen und tierischen Lebens gekennzeichnet. Die Schichten unterscheiden sich nach Baumhöhen. Die höchste Ebene ist die der ›Herausrager‹, jener Bäume, die sich über das dichte Laubwerk weiter unten hinausentwickelt haben. Diese Schicht erstreckt sich ungefähr in einer Höhe zwischen hundertundzwanzig und zweihundert goreanischen Fuß. Die zweite Schicht wird oft als Laubdach bezeichnet. Es handelt sich um die phantastische grüne Schicht, die das Hauptdach des Dschungels bildet. Sie bestimmt im wesentlichen das Bild, würde man auf dem Rücken eines Tarn oder von einem hohen Hang auf den Dschungel herabschauen. Das Laubdach, die Zone der Laubdächer, erstreckt sich in einer Höhe von sechzig bis hundertundzwanzig Fuß. Die erste Zone führt vom Boden bis in eine Höhe von sechzig Fuß. Diese erste Zone könnte man als ›Boden‹ oder ›Grundzone‹ des Regenwaldes bezeichnen. Auf der Ebene der Herausrager leben vorwiegend Vögel, in erster Linie Papageien, langschnäbelige Flieger und Lits, die einen nadelspitzen Schwanz besitzen. Auch Affen und Baum-Urts, Schlangen und Insekten sind in der höchsten Schicht zu finden. In der zweiten Zone lebt eine unglaubliche Vielfalt von Vögeln – Singvögel, Finken, Mindare, der Hauben-Lit und der gewöhnliche Lit, der Frucht-Tindel, der gelbe Gim, Tanager, einige Papageienarten und viele andere. Natürlich sind auch hier Affen und Schlangen anzutreffen, Gleit- und Blatt-Urts, Eichhörnchen, langschwänzige Kletterschweine, Echsen, Faultiere und die übliche Vielzahl von Insekten, Ameisen, Tausendfüßlern, Skorpionen, Käfern, Fliegen und so weiter. Auch im unteren Bereich der Dschungelschichten sind größere Vögel anzutreffen, etwa der elfenbeinschnäbelige Specht und der Schirmvogel. In dieser Ebene leben gewöhnlich auch die Guernon-Affen. In der Grundzone und auf dem Boden gibt es bestimmte Vögel, einige sogar mit brauchbaren Flügeln, etwa die hakenschnäbelige Gort, die sich in erster Linie von Nagetieren ernährt, beispielsweise von Boden-Urts,
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