GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor
sehr veränderlich. Diese Praxis wurde zweifellos geübt, um der Entdeckung durch die Priesterkönige zu entgehen.
»Werden diese Barbaren in der Regel nach Westen über den Boswell-Paß gebracht?« fragte ich.
»Beinahe nie«, sagte der junge Mann. »Meistens transportiert man sie nach Süden, offenbar über die dortigen Pässe.«
Die neue Einzelheit bestärkte mich in meinem Verdacht, daß die Mädchen in der Tat von der Erde entführt worden waren. Wurden sie nämlich über den Boswell-Paß geschafft, hätten sie früher oder später Clark aus Thentis auffallen müssen, einem dortigen Sklavenhändler, der den Priesterkönigen schon manche Dienste geleistet hatte.
»Interessant«, sagte ich. Die Umgebung Kailiauks, das so dicht am Ödland lag, schien für die Anlieferung frischen Sklavenmaterials geeignet zu sein, weil sie so unzugänglich war. Außerdem ließ sich damit erklären, wie die Kurii auf die Haut mit den Bildern aufmerksam geworden waren. Möglicherweise hatten sie in oder bei Kailiauk einen Agenten sitzen.
»Es heißt, daß solche Barbaren ausgezeichnete Sklavinnen ergeben, wenn sie erst einmal richtig gezähmt und ausgebildet sind«, sagte der junge Mann.
»Das höre ich gern.«
»Aber besitzen wollte ich trotzdem keine«, sagte er.
»Hast du denn schon einmal eine besessen?«
»Nein.«
»Dann solltest du dich nicht voreilig festlegen.«
»Du hast recht.« Er lachte.
Der junge Mann hatte keine Ahnung, was er versäumte. Erdenmädchen, die nach jahrelanger sexueller Entbehrung auf den Planeten Gor gebracht wurden und sich plötzlich der absoluten maskulinen Dominanz unterworfen sahen, ohne etwas anderes tun zu können, als ihre wunderbare, verborgene, bisher unterdrückte weibliche Natur hervorbrechen zu lassen, waren oft die dankbarsten, hingebungsvollsten, perfektesten Sklavinnen.
»Für den Markt taugen sie aber nichts«, meinte der junge Mann.
»Da magst du recht haben.« Durchaus vorstellbar, daß ein Überangebot an barbarischen Frauen einen negativen Einfluß auf die Preise hatte. Die mit den Kurii zusammenarbeitenden Sklavenhändler verteilten diese Mädchen natürlich auf verschiedene Märkte, was Nachforschungen erschwerte und im Durchschnitt die Preise verbesserte, die man erzielen konnte.
»Bald ist es Zeit, das Lager aufzuschlagen«, sagte der junge Mann.
»Bitte, Herr!« flehte das Mädchen, das schon vorhin zu uns gesprochen hatte. »Bitte binde mich im Lager los, ich möchte dir dienen.«
»Nein, ich!« rief ein anderes Mädchen.
Der junge Mann lachte. Die Mädchen wollten ihn gnädig stimmen. Dabei war er kein übel aussehender Bursche, und sie waren nur Sklavinnen. Die Beförderung solcher Frachten bringt nicht viel Lohn, doch gewisse Nebenvergünstigungen.
»Seht doch!« rief der Fahrer plötzlich und deutete nach rechts. »Rauch!« Sofort stand er auf und ließ die Peitsche ertönen. Grunzend erhöhten die Tharlarion das Tempo. Noch zweimal knallte die Peitsche. Die Mädchen auf der Ladefläche verstummten. Ich hielt mich am Rand des Kutschbocks fest. In einem weiten schrägen Tal rechts von uns, zwei oder drei Pasangs von der Straße entfernt, machte ich drei dünne Rauchsäulen aus.
»Schneller! Har-ta!« brüllte der junge Mann seinen Zugtieren zu.
»Wir sollten anhalten«, sagte ich. »Vielleicht können wir helfen.«
»Dazu ist es zu spät«, antwortete er. »Wenn man den Rauch sehen kann, ist es zu spät. Dort ist längst jeder tot oder gefangen.«
Hinten auf dem Wagen stieß eines der Mädchen einen Angstschrei aus. Als nackte, gefesselte Sklavinnen waren sie völlig hilflos.
»Dennoch muß ich mich dort umhören.«
»Dann tust du das allein.«
»Einverstanden, halt an!«
»Reiter!« rief der junge Mann. Weiter vorn auf der Straße wirbelte eine Staubwolke auf. Er brachte die Tharlarion zum Stehen. Ächzend scharrten sie mit den Hufen auf dem Kies und warfen die Köpfe hoch. Der junge Mann sah sich verzweifelt um. Auf der schmalen Straße konnte er den Wagen nicht wenden. Die Mädchen begannen zu kreischen und sich in ihren Fesseln zu winden.
»Soldaten!« sagte ich. Ich war auf dem Kutschbock aufgestanden.
»Dank sei den Priesterkönigen!« rief der junge Mann.
Gleich darauf zügelte eine Abteilung Soldaten ihre Kaiila vor dem Wagen, es waren Lanzenträger und Armbrustschützen. Sie trugen die Farben Thentis'. Von Kopf bis Fuß waren sie mit Staub bedeckt. Die Uniformen waren schwarz von Dreck und Schweiß. Die Flanken der tänzelnden Kaiila
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