GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
Kaiila-Banden, machte sich Winyela gehorsam daran, die rote Farbe aufzutragen. »Er ist Kaiila!« sangen dabei viele Umstehende. Dreimal vollführte Winyela das Ritual mit dem Pinsel, während der Baumstamm auf Böcken liegend, vor ihr gedreht wurde. »Er ist Kaiila!« riefen die Männer im Singsang.
Die drei roten Farbstreifen schimmerten grell auf dem weißen Stamm. Rote Streifen, eins bis fünf an der Zahl, werden üblicherweise von Kaiilakriegern benutzt, um ihre Waffen zu kennzeichnen, vor allem Lanzen und Pfeile. Diesem Grundzeichen wird das persönliche Muster des einzelnen Kriegers hinzugefügt.
Die Kaiila werden übrigens im Ödland allgemein als ›Halsabschneider-Stamm‹ bezeichnet. Den Farbstreifen wird bei Außenstehenden – aber auch bei Kaiila-Angehörigen – diese Bedeutung gegeben. Ich habe allerdings Kaiila kennengelernt, die eine solche Deutung nicht gelten ließen, sondern meine Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenkten, daß die Kaiila selbst sich selten als ›Halsabschneider‹ sehen und daß das Symbol für einen durchgeschnittenen Hals auf keinen Fall aus mehr als einem Streifen bestehen dürfte. So ist die wahre Herkunft der umschließenden Bänder wohl im Dunkel der Geschichte verloren.
Die Farbe schimmerte hell auf dem Stamm.
Die drei Farbstreifen waren so angebracht, daß sie sich, wenn der Stamm im Lager aufgerichtet wurde, ziemlich am unteren Ende befinden mußten.
»Er ist Kaiila!« riefen die Männer.
Plötzlich schrie das Mädchen auf.
Ich spannte die Muskeln an.
»Misch dich nicht ein!« sagte Cuwignaka.
Die Helfer hatten der Sklavin die Robe vom Leib gerissen, sie streiften ihr die Armreifen ab, entflochten ihr Haar. Nackt kniete sie vor ihren Herren.
»Was geschieht mit ihr?« fragte ich.
»Paß auf!« sagte Cuwignaka.
Cancega stand vor dem Mädchen und deutete auf den Stamm. Rasseln begannen rhythmisch hinter ihr zu klappern. Ermutigend nickte Cancega der Sklavin zu, die nun den Gesten folgte und zögernd zu tanzen begann.
Ich lächelte.
Es schien mir angemessen, daß die Sklavin ihren Körper lasziv vor dem Stamm bewegte.
»Ah«, sagt Cuwignaka.
»Er ist Kaiila!« brüllten die Männer.
Plötzlich schien eine Veränderung mit Winyela vorzugehen. In dem Maß, wie die Rasseln schneller wurden, bewegte sie sich heftiger, erregter.
Ich schaute zu Canka hinüber, der auf dem Rücken seiner Kaiila saß. Er schaute Winyela zu. Seine Augen funkelten. Er wußte, er war ihr Herr.
»Ist sie im Tanzen ausgebildet?« fragte Cuwignaka.
»Meines Wissens nicht«, antwortete ich.
»Jede Frau beherrscht das instinktiv«, sagte Cuwignaka.
Winyela tanzte ihre Unterwerfung vor dem langen Baum und dadurch vor ihren Herren.
Mit dem Tanz führte Winyela natürlich nicht nur ihre persönliche Situation vor, sondern aus Sicht der Kaiila kam im Symbolismus des Tanzes, in der Medizin des Tanzes darüber hinaus zum Ausdruck, daß die Frauen von Feinden nichts anderes sein konnten als Sklavinnen der Kaiila. Zweifellos kannten die Flieher und die Gelb-Messer und die anderen Völker ähnliche Zeremonien, bei denen ein Mann oder eine Frau aus einer anderen Gruppe diese Symbolrolle übernahm. Für mich stimmte der Symbolismus überein mit einem der tiefgreifenden Themen der organischen Natur, dem Thema der Beherrschung und Unterwerfung. Mit dem Tanz, so wie ich ihn sah, brachte Winyela die Herrlichkeit des Lebens und der natürlichen Ordnung zum Ausdruck.
»Er ist Kaiila!« riefen die Männer.
»Kaiila!« brüllte auch Cuwignaka.
Schließlich wurde Winyela zurückgezerrt. Sie atmete schwer von der Anstrengung des Tanzes. Die Männer klatschten sich beifällig auf die Oberschenkel. Die Musik hörte auf. Winyela hob den Kopf, wurde aber plötzlich nicht mehr beachtet. Ihre Kleidung, ihr Schmuck wurde zu einem Bündel zusammengerollt und in der unteren Astgabel des Stammes festgebunden. Zwei lange Gegenstände, an Schnüren befestigt, wurden in der oberen Astgabel festgemacht. Später, wenn der Baum dann auf der Tanzfläche aufgestellt war, würde man die beiden Gegenstände am Pfahl aufhängen. Beide bestanden aus Leder. Der eine war die Darstellung eines Kailiauk. Der andere zeigte den Umriß eines Mannes mit einem übertrieben großen Phallus. Ich mußte an die Medizin des Stammes und an den großen Tanz denken, der darum herum stattfinden sollte. Die Medizin des Stammes und der Tanz hatten offenbar unmittelbar mit der Jagd, mit Fruchtbarkeit und Mannbarkeit zu tun. Für die roten
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