GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
hinauf und wieder ein Stück hinab. Auch hier lagen Verwundete.
»Grunt lebt!« sagte ich.
Grunt, umgeben von Verwundeten und Toten, stand auf einer kleinen Erhebung.
»Fort!« brüllte Grunt und schwenkte abwehrend die Arme. Seine Gesten galten zwei berittenen Gelbmessern, die ihn anstarrten. »Fort!«
Das Gemetzel schienen nur Grunt und Wasnapohdi überlebt zu haben; die Sklavin kniete mit gesenktem Kopf halb hinter ihm, mit beiden Händen eine Kaiilaleine haltend.
Die beiden Gelbmesser machten plötzlich kehrt und ergriffen die Flucht.
Ich mußte ein Gefühl der Übelkeit bekämpfen.
Meine Gedanken wanderten in die Vergangenheit: Vor langer Zeit, noch ehe ich die Stadt Kailiauk in der Nähe der Ihanke, der Grenzzone, erreicht hatte, war ich mit einem jungen Mann, einem Tharlarion-Gespannführer, ins Gespräch gekommen. Ich hatte ihn gefragt, wieso Grunt als einziger Weißer so tief in das Ödland vordringen dürfte. »Vielleicht meinen die Wilden, sie hätten von ihm nichts mehr zu gewinnen«, hatte der junge Mann lachend erwidert und hatte auf meine verständnislose Frage geantwortet: »Das wirst du noch verstehen.« Doch erst in diesem Moment ging mir auf, was er gemeint hatte.
»Du siehst, warum er noch lebt«, sagte Cuwignaka. »Entscheidend ist dabei der Glaube dieser Menschen an die Medizinwelt.«
»Anzunehmen«, sagte ich.
Langsam ritt ich den Rest des Hangs hinab, auf die kleine Erhebung zu, auf der Grunt und Wasnapohdi standen. Bei seiner Einreise in das Ödland hatte Grunt neben vielen anderen Tauschwaren eine Kette Sklavinnen mitgeführt. Obwohl es sich um hübsche Mädchen handelte, hatte er meines Wissens niemals näheren Kontakt zu ihnen gesucht. Dagegen hatte er mich mehr als einmal aufgefordert, meine Erleichterung bei ihnen zu suchen, und dafür kaum mehr erwartet, als daß ich sie als Sklavinnen behandelte und in gewisser Weise auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitete. Zu diesen Mädchen hatte die ehemalige Miß Millicent Aubrey-Welles, eine Debütantin aus Pennsylvanien gehört, die jetzige Winyela, Cankas Sklavin bei den Isbu-Kaiila. Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, daß wir eines Tages im Eigentum desselben Mannes stehen könnten. In diesem Augenblick sah ich ein wenig klarer, warum Grunt sich dieser Dinge nicht selbst angenommen hatte.
»Sei gegrüßt«, sagte Grunt zu mir.
»Sei gegrüßt«, erwiderte ich.
»Jetzt siehst du mich, wie ich bin«, meinte Grunt. »Versuch nicht deinen Ekel zu verbergen.«
Ich zuckte die Achseln.
»Ihm ist es bereits widerfahren«, sagte Cuwignaka. »Es ist, als könne man nicht mehr getötet werden oder wäre, als Toter, ins Reich der Lebenden zurückgekehrt. Er ist wie ein Wesen aus der Medizinwelt.«
»Ja«, sagte ich.
»Gelegentlich erweist sich mein Zustand als nützlich«, sagte Grunt.
Es geschah zum erstenmal, daß ich Grunt ohne den vertrauten breitkrempigen Hut vor mir sah.
»Es war vor fünf Jahren«, sagte er. »Gelbmesser taten mir das an. Ich war bewußtlos geschlagen worden. Sie hielten mich für tot. Ich erwachte später und überlebte.«
»Ich habe von solchen Fällen gehört«, sagte ich.
»Scheußlich sieht es aus«, meinte er.
»Ein Teil der Haut ist nachgewachsen«, stellte ich fest. An anderen war nur Narbengewebe auszumachen, hier und dort lag auch der Knochen frei.
»Mir wurde noch mehr angetan«, sagte Grunt verbittert.
»Ein Glück für dich, daß du nicht verblutet bist«, sagte ich.
»Ach wirklich?« fragte Grunt zurück.
»Ja.«
»Vielleicht hast du recht.«
»Ist dein wahrer Zustand vielen bekannt?« wollte ich wissen.
»Du wußtest es nicht«, erwiderte Grunt. »Es ist aber nicht allgemein unbekannt.«
»Ich verstehe.«
»Wasnapohdi hatte keine Ahnung«, fuhr er fort. »Als sie es zum erstenmal sah, übergab sie sich ins Gras.«
»Sie ist nur Sklavin«, sagte ich.
»Wunderst du dich jetzt noch«, fragte er, »warum Grunt immer wieder in das Ödland strebt, warum er so wenig Zeit bei seinem eigenen Volk verbringt?«
»Es dauert nicht mehr lange, dann ist das Lager verloren«, sagte ich. »Ich würde vorschlagen, daß ihr alle um euer Leben reitet!«
»Ich ziehe das Ödland vor«, sagte Grunt zornig. »Im Ödland hat man stärkere Mägen!«
»Reiter!« rief Cuwignaka. »Und Kaiila!«
Wir fuhren herum.
»Kaiila-Krieger!« rief Cuwignaka.
Fünf Krieger von den Napoktan-Kaiila verhielten ihre Tiere in unserer Nähe; jeder von ihnen führte an Zügeln etliche Kaiila hinter sich.
»Die
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