GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
hindurch.«
»Ein Sleen«, vermutete ein Mann.
»Nein«, sagte ein zweiter.
»Das Wesen bewegt sich auf allen vieren.«
»Es muß ein Sleen sein.«
»Dazu ist es zu groß.«
»Aii!« rief ein Mann. »Er richtet sich auf! Es geht auf zwei Beinen!«
»Ein Wesen aus der Medizinwelt!« rief ein Mann.
»Es ist der Medizinhelfer der Gelbmesser!« schrie ein anderer.
Beinahe im gleichen Augenblick waren hinter uns bestürzte Rufe zu hören. »Reiter! Reiter!«
Wir rissen unsere Kaiila herum. Im hinteren Teil des Lagers gab es Geschrei; das Getrappel und Wiehern zahlreicher Kaiila war zu hören. In vollem Galopp stießen Reiter in mehreren Reihen gegen das Lager vor, mit wehenden Wimpeln und gesenkten Lanzen.
»Weiße!« rief ein Mann in meiner Nähe.
Ich sah, wie eine Frau niedergeritten wurde und ein Mann einer Lanze der geordnet vorpreschenden Angreifer zum Opfer fiel.
»Weiße!« wurde der Ruf wiederholt.
»Wendet!« befahl Mahpiyasapa. »Kämpft! Verteidigt das Lager!«
Unsere Kampfformation fuhr herum, und Mahpiyasapas Männer galoppierten schrill schreiend unter der Bespannung und zwischen den Zelten hindurch, um sich dem neuen Feind zu stellen. Ich hielt meine Stellung.
Bei den weißen Angreifern handelte es sich zweifellos um die Kämpfer Alfreds, des Söldnerhauptmanns aus Port Olni. Mit etwa tausend Mann war er in das Ödland eingedrungen; in seinem Treck hatte er siebzehn Kurii mitgeführt, ein Hinrichtungskommando von den Stahlwelten, das es auf Zarendargar, auch Halb-Ohr genannt, abgesehen hatte, einen Kriegsgeneral der Kurii, ehemals Befehlshaber über den Versorgungskomplex in der goreanischen Arktis, ein Stützpunkt, der für die vorgesehene Kur-Invasion Gors umgerüstet wurde. Dieser Komplex war vernichtet worden. Es gab Beweise für eine Flucht Zarendargars in das Ödland. Im Norden hatten sich Zarendargar und ich einmal als Soldaten gegenübergesessen und gemeinsam Paga getrunken. Meine Reise in das Ödland hatte das Ziel, ihn vor der Gefahr zu warnen, in der er schwebte. Dabei war ich in die Sklaverei der Kaiilakrieger geraten. Ein Wagenzug mit Siedlern, mit dem sich Alfred zusammengetan hatte, war angegriffen worden. Dem nachfolgenden Massaker war Alfred mit drei- bis vierhundert berittenen Söldnern in Richtung Südosten entkommen, indem er den größten Teil der ihm Anvertrauten im Stich ließ. Aus dem Südosten, daran mußte ich nun denken, waren die Kailiauk dieses Jahr zu früh eingetroffen. Aus dem Südosten waren auch die Kinyanpi herangeflogen.
Bisher hatte ich vermutet, daß Alfred und seine Leute in die Zivilisation zurückgekehrt waren. Nun aber mußte ich erkennen, daß ich mich geirrt hatte. Irgendwie hatten sie sich mit den Kinyanpi verbündet und waren durch sie und aufgrund eines besonderen Umstands, den ich zu kennen glaubte, mit den Gelbmessern in Berührung gekommen und hatten sie zur Mitarbeit verpflichten können. Urplötzlich taten sich höchst unangenehme Perspektiven auf. Die überraschende Disziplin der Gelbmesser sah ich nun in einem ganz anderen Licht. Ebenso die anscheinend vorhandene Bereitschaft, in der Abenddämmerung zu kämpfen. Erklärlich wurde auch plötzlich ein für das Ödland so untypisches Verhalten wie der betrügerische Friedensvorstoß, das Vorschieben einer Ratsversammlung, die alle führenden Persönlichkeiten der Gelbmesser zusammenführen sollte, und wie das unglaubliche Sakrileg eines Angriffs auf ein Volk, das gerade seine jährlichen Riten abhielt. Diese Dinge deuteten nicht auf Kräfte aus dem Ödland hin, sondern auf Drahtzieher, die hier fremd waren, auf Lenker, die ganz anders dachten. Selbst eine so winzige Tatsache, wie der zuvor erfolgte kleinere Angriff der Kinyanpi wurde mir nun in seiner Bedeutung klar. Es mußte sich wirklich um einen Versuchsballon gehandelt haben, der unsere Abwehr auf die Probe stellte, ehe die in Reserve gehaltene Hauptstreitmacht vorgeschickt wurde. Auch das hierin zum Ausdruck kommende Führungsdenken deutete mir eher auf die Städte hin, auf weiße Soldaten – und nicht auf rote Wilde.
Verzweifelt schaute ich zu den Gelbmessern zurück. Wie erwartet, hatten sie ihren Vorstoß begonnen. Ihre gefiederten Lanzen senkten sich in die Angriffsstellung. Die Kaiila rückten vor und wurden immer schneller. Wenn sie das Lager der Kaiila erreichten, würden sie sich, ohne erschöpft zu sein, im vollen Galopp bewegen. In diesem Moment wogte die Kette der Gelbmesser an dem Geschöpf vorbei, das vorhin aus ihren
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