GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
darauf verzichten könntest, gewisse deiner Vorrechte als Alar auszuüben.«
»Aber du hast doch nichts dagegen, wenn mir jemand etwas leiht oder mir Geschenke macht.«
»Natürlich nicht. Wer sollte dagegen etwas haben?«
»Großartig«, sagte er.
Ich entspannte mich.
»Ich hatte schon Angst, du könntest irgendwelche ausgefallene Vorbehalte pflegen.«
»Ich doch nicht.«
»Großartig«, sagte er herzlich.
Wir befanden uns im Lager der Kutscher, die den Nachschub für die Soldaten aus Cos und die cosischen Söldner transportierten. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Das Frühstück war vorbei, die Kutscher bereiteten die Wagen vor und schirrten die Tharlarion an. Einige waren sogar schon aufgebrochen. Weder schienen die Fuhrwerke numeriert zu sein, noch gab es Lageraufseher. Trotz der Länge der Kolonne und der so unterschiedlichen Ladung schien alles nur oberflächlich organisiert zu sein. Das war ein krasser Gegensatz zu der Disziplin, die ich beim Transport und dem Schutz solcher Waren erwartet hätte. Ich konnte nicht verstehen, daß Ar derart zögerte, diese Schwächen auszunutzen.
»Bist du bereit?« fragte Mincon, unser Kutscher. Er zurrte das Geschirr des Tharlarion fest.
»Gleich«, sagte ich. »Feiqa, halt still.«
In Mincons Nähe kniete Tula. Das war ein Mädchen aus seinem früheren Dorf, das er gestern abend während meines Besuchs bei den Alar zu seiner Sklavin gemacht hatte. Sie hatte um Nahrung gebettelt. Er stieß sie beiseite. Tula trug eine Tunika, die Mincon für sie gefertigt hatte. Aus weißer Wolle war sie, kurz und ärmellos. Tula hatte prächtige Beine. Anscheinend hatte Mincon ihre einstige Kleidung als freie Frau für ihre Sklavinnentracht benutzt. Sie besaß jetzt auch eine Art Schal, den sie umlegen konnte, wenn der kalte Wind wehte. Aus einem anderen Stück hatte er behelfsmäßige Schuhe gemacht, die sie sich um die kleinen Füße gebunden hatte. Im Se'Kara wären die Pflastersteine der Straße kalt. Ich warf noch einen Blick auf Tulas Beine. Die neue Tunika enthüllte sie auf bemerkenswerte Weise, wie es sich für eine Sklavin gehörte.
Auf Gor entblößen nur die Sklaven die Beine, und obwohl sie es für gewöhnlich voller Stolz und bereitwillig tun, ist ihnen doch klar, das sie letztlich keine andere Wahl haben. Solche Dinge obliegen dem Herrn. Man muß über solche Entscheidungen nicht lange nachsinnen, denn die meisten goreanischen Sklavenhalter sind kraftvolle, starke, überlegene Männer. Es ist daher üblich, daß Sklavinnen, die sowieso nur die Kleidung tragen, die ihr Herr erlaubt hat, ihre Beine und den damit verbundenen prickelnden Reiz ihrer Oberschenkel, Waden und zarten Fesseln zur Schau stellen.
Freie Frauen hingegen würden niemals die Beine entblößen. Sie würden es einfach nicht wagen. Allein der Gedanke würde sie entsetzen. Der durch diese Handlung ausgelöste Skandal würde ihren Ruf zerstören. Es gibt auf Gor das Sprichwort, daß jede Frau, die ihre Beine enthüllt, eine Sklavin ist. In manchen Städten würde eine freie Frau, die derart verantwortungslos handelt, vom Magistrat festgenommen und zur Fesselung verurteilt; man würde ihr den Status nehmen – manchmal sogar öffentlich –, sie zur Ware degradieren und an einen Sklavenhändler übergeben. Damit die Gefühle der freien Frauen nicht verletzt werden, transportiert man die neue Sklavin mit Kapuze, Sklavenkragen und in Ketten zu einem fernen Markt, wo sie nach dem Verkauf ein neues Leben beginnt.
»Au!« rief Feiqa.
»Halt still!« befahl ich und stieß ein letztes Mal mit der Nadel zu. Dann steckte ich sie in mein Nähzeug zurück.
»Laß die Finger von den Wunden.«
Feiqa sah mich an. Ihre Augen schimmerten feucht, und sie schien Angst zu haben. In ihrem Blick lag eine ganz bestimmte Überraschung, als begreife sie nur mit Mühe, was eigentlich mit ihr geschehen war.
»Tut es weh?« fragte ich.
»Nein.«
Ich wischte die winzigen Blutströpfchen weg. Dann befestigte ich die kleinen Gegenstände.
»Sie sind wunderschön«, sagte Hurtha voller Bewunderung.
»Sie sind billig«, erwiderte ich.
»Das ist schon in Ordnung«, meinte er.
Ich wollte vermeiden, daß freie Frauen ihre Wut an Feiqa ausließen und die Ohrringe abrissen.
Ich drehte Feiqas Kopf von einer Seite zur anderen. Ja, sie sahen wirklich schön aus.
»Wir sind soweit«, sagte ich zu Mincon. »Du darfst aufstehen, Feiqa.«
»Stell dich hinter den Wagen«, befahl Mincon seiner Sklavin.
Ich band ein Seil um Feiqas Hals
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