GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
und befestigte es an der Wagenseite.
»Muß ich dich festketten?« fragte Mincon sein Mädchen.
»Nein, Herr«, erwiderte sie.
»Das ist meine Entscheidung«, sagte er. Dann nahm er eine Kette aus dem Wagen und befestigte sie mit einem schweren Vorhängeschloß um ihren Hals. Das andere Ende der Kette befestigte er an einem Ring am Wagenende. Tula mußte hinter dem Wagen hergehen.
»Ja, Herr«, sagte sie mit einem Lächeln und senkte den Kopf.
Hurtha warf seine Habseligkeiten auf die Ladefläche. Darunter befand sich auch die schwere Alar-Kriegsaxt. Für diejenigen, die es interessiert: In der Sprache der Alar nennt man diese Axt die francisca. Jene, die sie zu fürchten gelernt haben, nennen sie ebenfalls bei diesem Namen.
Ich entschied mich, eine Zeitlang neben dem Fuhrwerk herzugehen. Auf dem Kutschbock war neben Mincon nicht genug Platz für Hurtha und mich.
»Ho!« rief Mincon seiner Echse zu, riß mit der Linken an den Zügeln und ließ mit der Rechten die Peitsche knallen. Der Wagen setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, die Räder versanken in den Spurrillen der anderen Fuhrwerke, und wir fuhren langsam auf die Straße zu.
»Halt an!« rief ich Mincon zu, als wir den Straßenrand erreichten. Er riß an den Zügeln.
Die freie Frau eilte auf uns zu. »Ich wußte nicht, wo ich euch fände«, sagte sie atemlos. »Ich wußte nur, daß ihr diesen Weg kommt. Ich habe auf euch gewartet.«
»Kennst du die Frau?« wollte Mincon wissen.
»Ja«, sagte ich.
Mincon hatte es eilig. Seine Hand verkrampfte sich um die Tharlarionpeitsche. Falls es sich bei dieser Frau nur um eine weitere Bettlerin handelte, war er bereit, sie zu vertreiben.
»Du trägst ein Kleid«, sagte Hurtha.
»Ja«, antwortete sie.
»Hast du es geschafft, dich allein zu befreien?«
Sie wurde rot. »Nein, ich konnte mich nicht befreien. Ich war völlig hilflos.«
Hurtha musterte sie.
»Genserix hat mich losgeschnitten.«
»Da ist eine freie Frau«, sagte ich zu Feiqa. Sie kniete sofort nieder. »Den Kopf auf den Boden«, flüsterte ich ihr zu. Sie gehorchte sofort. Tula folgte eingeschüchtert ihrem Beispiel. In gewisser Weise war der Kragen für sie beide etwas Neues. Sie mußten eben lernen, wie sie sich in Gegenwart einer freien Person zu verhalten hatten.
Hurtha sagte: »Du trägst ein Kleid. Ich habe dich noch nie zuvor in einem Kleid gesehen.«
»Und?«
»Nichts. Ich bin nur überrascht, dich so zu sehen.« Boabissia trug weder Fell noch Leder. Sie hatte eines der einfachen wollenen Kleider der Alar angelegt; es hatte lange Ärmel, wurde in der Mitte von einem Gürtel gehalten und reichte bis zu den Knöcheln. Es war braun. Der Gürtel saß sehr eng. Sie hatte die Kordel, die im Nacken eingenäht war, zum Brustansatz heruntergezogen, sie dort gekreuzt und dann zwischen den Brüsten hindurchgeführt, sie unter ihnen wieder nach hinten gezogen und an den Seiten des Gürtels stramm festgebunden. Diese Mode traf man bei den Frauen der Alar häufiger an. Obwohl sie frei sind, lassen sie es sich nicht nehmen, ihre Männer daran zu erinnern, daß sie Frauen sind. Es ist eine einfache Mode, aber nicht unansehnlich. Sie bedeckt fast alles mit der nötig erscheinenden Schicklichkeit, das aber auf eine Weise, die den Mann daran denken läßt, das Kleid auszuziehen. Boabissia war sich dessen vermutlich gar nicht bewußt. Von ihrem Standpunkt aus gesehen hatte sie nichts anderes getan, als sich in der Tracht der Alar zu kleiden. Doch allein schon die Tatsache, daß sie ein Kleid angezogen hatte, schien auf einen grundsätzlichen Wandel in ihrer Einstellung hinzudeuten. Wie schon in der Nacht zuvor trug sie einen Dolch im Gürtel.
»Ich habe ein Recht, mich auf diese Weise zu kleiden«, sagte sie verteidigend.
»Dann bist du eine Frau«, sagte Hurtha.
Sie hielt es nicht für nötig, darauf eine Antwort zu geben.
»Bist du eine Frau?«
»Ja«, erwiderte sie wütend. »Ich bin eine Frau!«
»Dann ist es angemessen, daß du ein Kleid trägst.«
»Vielleicht.« Sie sah ihn finster an.
»Wann hast du erkannt, daß du eine Frau bist? Letzte Nacht?«
Sie gab keine Antwort.
»Ja«, sagte er nachdenklich. »Zweifellos.«
Ihre kleinen Fäuste ballten sich.
»Warum bist du hier?«
»Ich will mit euch kommen«, sagte sie und senkte den Kopf.
»Wir müssen los«, meinte Mincon. Andere Wagen verließen das Lager, fuhren die kleine Anhöhe hinauf und rollten auf die Straße. Die beiden Sklavinnen knieten noch immer. Sie hatten noch nicht die
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