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GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor

GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor

Titel: GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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zu beschweren. Ich hatte auch schon einen Verdacht, worum es sich dabei handeln mochte. In solchen Situationen ist es angebracht, freundlich zu sein und häufig zu lächeln.
    »Ich wüßte nicht, was da zu lächeln gibt«, sagte er.
    »Es tut mir leid.«
    Er sah sich um. »Der große Tölpel mit dem Schnurrbart, den Zöpfen und der Axt ist nicht da, oder?«
    »Wen meinst du?«
    »Ich spreche von dem Mann, der sich Hurtha nennt«, erläuterte der Kaufmann.
    »Oh.«
    »Zumindest ist das der Name, den du mir bei unserer letzten Begegnung genannt hast.«
    »Ja«, erwiderte ich. »Richtig.« Vielleicht war die Enthüllung von Hurthas Namen ein Fehler gewesen. Andererseits konnte es nicht besonders schwierig sein, ihn aufzuspüren, selbst wenn sein Name unbekannt war. Es gab im unmittelbaren Umkreis nicht viele, die ihm ähnelten. Übrigens fand ich die Bezeichnung Tölpel für ihn nicht besonders schmeichelhaft. Selbst wenn es in gewisser Weise zutreffen mochte – von einem bestimmten Standpunkt aus gesehen –, war er doch ein Dichter und verdiente deshalb einen gewissen Respekt, ganz besonders dann, wenn man noch nichts von ihm gelesen hatte. Außerdem rühmte er sich seines Feingefühls. »Nein«, sagte ich. »Er ist nicht da.«
    »Hier«, sagte der Kaufmann energisch und hielt mir ein Stück Papier vor die Nase. Darauf stand etwas geschrieben.
    »Wer hat das geschrieben?« fragte ich.
    »Ich.«
    »Oh.« Wie die meisten Alar war Hurtha des Lesens und Schreibens unkundig. Boabissia übrigens auch. Aber das hat bis jetzt kaum einen Dichter von der Kunst abgehalten. Tatsächlich waren einige der größten Dichter aller Zeiten Analphabeten. Bei Völkern wie den Tuchuk und Torvaldsländern beispielsweise wird die Dichtkunst nur selten niedergeschrieben. Man lernt Gedichte und Heldenlieder auswendig und singt sie an den Feuern und in den Hallen; auf diese Weise wird die literarische Tradition fortgesetzt. Und Dichter wie Hurtha ließen sich erst recht nicht vom Analphabetentum an ihrer Kunst hindern.
    »Er ist hinter einem Wagen hervorgesprungen, mit erhobener Axt!« sagte der Kaufmann. »›Ich bin ein Dichter‹, verkündete er mit seiner Axt in der Faust. ›Willst du ein Gedicht kaufen?‹ fragte er. Ich habe natürlich sofort eingewilligt. Dann hat er mir dieses Gedicht diktiert, das ich in Todesangst auf dieses Stück Pergament gekritzelt habe.«
    »Mit anderen Worten, du hast es aus freiem Willen getan«, bemerkte ich, da ich es für wichtig hielt, diese Tatsache zu unterstreichen.
    »Ich will meinen Silbertarsk zurück!« verlangte er.
    »Es ist ein sehr schönes Gedicht.«
    »Du hast es nicht einmal gelesen«, stellte er fest.
    »Ich habe schon andere gelesen«, erwiderte ich. »Ich bin überzeugt, es ist genauso gut.« Tatsächlich hatte ich an diesem Abend bereits drei Gedichte gelesen. Der Kaufmann aus Tabor war der vierte Mann, der mich aufsuchte. Und er war auch der vierte Mann, der seinen Silbertarsk zurückverlangte.
    »Ich finde es höchstens absonderlich«, sagte der Kaufmann. »Es ist völliger Schwachsinn, aber ich bin nur ein einfacher Geschäftsmann und kein Schriftgelehrter. Zweifellos fallen diese Dinge eher in dessen Gebiet.«
    »Das ist wahr«, sagte ich.
    »Könntest du mir diese Zeile erklären?« bat er und wies mit dem Finger auf die bewußten Worte.
    »Nein.«
    »Und wie wäre es mit dieser hier?«
    »Auch nicht.«
    »Was ist hiermit? ›Ihre Augen waren wie grüne Monde.‹«
    Ich nickte. »Das ist doch einfach zu verstehen. Die Monde stehen zweifellos für Romantik, und Grün symbolisiert neues Leben und Vitalität.«
    »Das Gedicht ist einem verwundeten Tharlarion gewidmet.«
    »Oh.«
    »Ich will meinen Silbertarsk zurück«, sagte er.
    »Natürlich.« Ich leerte den Inhalt meines Geldbeutels auf die Handfläche. Es war nicht schwer. »Vermutlich ist es der Tarsk hier.«
    »Vermutlich«, erwiderte er. »Da ist nur ein Tarsk, und er trägt den Stempel der Münze von Tabor.«
    »Genau«, sagte ich und gab ihn zurück. Eines mußte man über Hurtha wissen. Er schätzte seine Dichtkunst sehr hoch ein. Er gab seine Werke nicht kostenlos weiter. Sie waren nicht billig. Doch ein Silbertarsk schien ein gewaltiger Preis für ein Gedicht zu sein, selbst für ein großartiges Werk von Hurtha. Vor allem dann, wenn man es selbst niederschreiben mußte. Viele schöne Sklavinnen bringen auf dem Auktionsblock weniger als einen Silbertarsk ein.
    »Danke«, sagte der Kaufmann.
    »Was denn noch?« fragte ich,

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