GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
weil er nicht ging.
»Mir steht doch sicherlich eine Entschädigung für meine Mühen zu.«
Die anderen Männer hatten diese Einstellung nicht vertreten. Andererseits waren es auch keine Kaufleute gewesen.
»Hier«, sagte ich und gab ihm einen Kupfertarsk. Jetzt hatte ich nur noch zwei Münzen.
»Danke«, sagte er, nachdem er das Geldstück einer genauen Untersuchung unterzogen hatte.
»Keine Ursache.« Er verschwand.
Hurtha trat näher; er wirkte völlig verzweifelt. »Ich fürchte, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.«
»Wie das?« fragte ich.
»Ich fürchte, in meinem gutherzigen Bemühen, unsere Lage zu verbessern, habe ich mich entehrt, wenn nicht sogar ruiniert.«
Ich sah ihn erwartungsvoll an. Das würde sicherlich eine interessante Geschichte werden.
»Ich habe meine Gedichte verkauft.« Er ließ sich neben dem Wagen an Mincons Lagerfeuer sinken und verbarg das Gesicht in den Händen.
»So?«
»Ja. Du weißt doch, die vier Silbertarsk, die ich dir vorhin gegeben habe.«
»Natürlich. Was ist damit?«
»Ich habe sie für den Verkauf meiner Gedichte bekommen – meiner Gedichte!« Er war innerlich so aufgewühlt, daß er zitterte.
»Nein!« rief ich aus.
»Doch!« sagte er kläglich.
»Ich hatte angenommen, das Geld stamme aus dem Verkauf zahlloser kostbarer Edelsteine, die zweifellos in deinem Gewand eingenäht waren.«
»Nein. Ich habe mich auf den Wagenhöfen umgesehen, und sobald ich einen Burschen erblickte, der einen anständigen, feinfühligen und wohlhabenden Eindruck machte, einen Mann jener Art, die meiner Meinung nach meine Kunst zu schätzen wissen, bot ich ihm eines meiner Gedichte an, für nicht mehr als ein kleines Zeichen seiner Wertschätzung, für einen Silbertarsk.«
»Das war unglaublich großzügig.«
»Es war ein schrecklicher Fehler!«
Ich murmelte: »Ich bin froh, daß du das erkannt hast.«
»Was?«
»Nichts.«
»Meine Gedichte sind unbezahlbar.«
»Glaubst du, du hättest mehr als einen Silbertarsk verlangen sollen?« fragte ich beunruhigt.
»Nein, ich hätte sie gar nicht erst verkaufen sollen.«
»Ich verstehe«, sagte ich erleichtert. »Aber sie sind doch bestimmt nicht alle so schlecht.«
»Was?« fragte er.
»Nichts.«
»Ich habe es nach dem letzten Gedicht erkannt«, sagte er unglücklich. »Ich blickte auf den Silbertarsk in meiner Hand und auf das Gedicht in der Hand des Käufers, und mir wurde alles klar. Ich erkannte, wie schrecklich mein Tun doch war, meine Gedichte zu verkaufen, meine Gedichte, meine kostbaren, unbezahlbaren Gedichte! Sie gehörten nun einer anderen Person! Es wäre besser gewesen, ich hätte mir das Herz herausgerissen und es für ein Tarskstück verkauft!«
»Vielleicht.«
»Und dann habe ich den Kerl angefleht, seinen wertlosen Tarsk zurückzunehmen und mir dafür das Gedicht zu geben.«
»Und, hat er es getan?« fragte ich.
»Ja«, sagte Hurtha und sah zu mir hoch.
»Nun, dann hat doch alles ein gutes Ende genommen.«
»Nein!« rief er mit Tränen in den Augen. »Du verstehst mich nicht.«
»Wir haben jetzt einen Tarsk weniger?«
»Nein!« rief Hurtha. »Ich habe vier Gedichte verkauft! Ich werde sie nie zurückholen können! Sie sind weg, weg!« Er legte schluchzend das Gesicht in die Hände. »Es wird mir niemals gelingen, diese Männer wieder ausfindig zu machen. Ich hatte die Gedichte gerade verkauft, als sie auch schon eilig davonhasteten, bevor ich es mir anders überlegen konnte, die neidischen, glücklichen, gierigen Kerle. Nun werde ich sie niemals wieder aufspüren und voller Ernst inständig an ihr Gewissen appellieren können, ihr schmutziges Geld zurückzunehmen. Welch ein Narr war ich doch! Meine Gedichte, weg! Für bloße vier Silbertarsk verkauft! Welche Verschwendung! Ich habe meine Ehre verloren! Das ist mein Ruin! Was ist, wenn diese Geschichte jemals die Ohren des Wagenvolks erreicht? Ich bin es nicht wert, diese Narben zu tragen!«
»Hurtha, alter Junge!« sagte ich leise.
»Ja?«
Ich legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Sieh her.«
Er hob den Kopf und sah auf.
»Hier«, sagte ich leise und zeigte ihm die vier Gedichte, die mir seine Kunden zuvor gegeben hatten.
»Sie sind es!« rief er überrascht und mit Tränen in den Augen.
»Ja.«
»Du hast es gewußt!«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Du konntest nicht zulassen, daß ich es tat!« schluchzte er. »Du hast nach ihnen gesucht! Du hast sie zurückgekauft! Du hast mich vor mir selbst gerettet, vor meiner eigenen
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