GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
einen Spiegel in der Zelle und einige kleine Kästen, die Schmuck und Kosmetik enthielten. Es gab auch einen Koffer für Sklavenseide. Ich hätte mich hier auf das Lokal oder auf das Tanzen vorbereiten können. Sogar eine Lampe spendete Licht außerhalb der Zelle, wenn die Männer es brauchten.
Manchmal, bevor Männer gefesselt oder in Ketten an der Zelle vorbeigebracht wurden, um in einen der Schächte eingekerkert zu werden, wurde mir befohlen, mich verführerisch zwischen die Felle und Kissen zu legen. Dazu bekam ich ab und zu Schokolade zu essen.
»Zeig ihnen etwas, woran sie sich erinnern können.« hatte einmal einer der Männer gesagt.
»Wir wollen, dass sie dich nicht vergessen können.« hatte ein anderer bemerkt.
Ich beeilte mich, um auf das Gitter zu kommen. Unter mir hörte ich Wutgeheul. Eine Hand langte hinauf und griff durch das Gitter nach mir. Einer der Männer neben mir trat sie weg. Eine Faust ballte sich unter mir in hilfloser Wut. Dann war ich über dem Gitter.
»Deine Kleidung für den Nachmittag«, sagte einer der Männer hinter mir, »ist in der hinteren Halle, in der Nähe des Hintereingangs.«
Wenn ich bereit war, die Taverne zu verlassen, würde einer der Männer die Gasse überprüfen, damit ich unbe merkt verschwinden könnte.
Kapitel 19
Die Straßen von Argentum – Die Bauchkette
»Lieber Herr«, sagte ich, »verzeih mir, dass ich es wage, dich anzusprechen, aber deine liebenswürdige Miene ermutigt mich dazu.«
»Lady?« fragte er.
»Ich bin in einer verzweifelten Notlage.« flüsterte ich kläglich.
»Bist du eine Bettlerin?« fragte er.
Ich senkte meinen Kopf, als ob ich mich schämte.
»Verzeih mir, Lady«, sagte er. »Es sind harte Zeiten.«
Ich sah hoch, meine Augen waren über dem Schleier.
»Du bist verständnisvoll.« flüsterte ich.
»Ich war unhöflich«, entgegnete er, »entschuldige bitte.«
»Jemand wie du kann nicht unhöflich sein.« widersprach ich halb weinend. »Man sieht sofort, dass du gütig und großmütig bist.«
Er war außerdem groß und stark.
»Wie kann ich dir behilflich sein?« fragte er.
Ich wandte mich wie aus Verwirrung und Scham halb von ihm ab. So etwas war mir beigebracht worden. Die Männer meines Herrn hatte es oft mit mir geprobt.
»Bitte.« sagte er.
»Ich sollte dich nicht damit behelligen.« flüsterte ich.
»Vielleicht brauchst du Geld.« vermutete er. »Ich bin zwar nicht reich, aber ein wenig habe ich.«
»Besser den Tod auf den Straßen oder ein Kragen, als mich so zu erniedrigen und deine Großzügigkeit zu missbrauchen.«
»Hast du Hunger?«
»Ja.«
»Deine Roben, obwohl getragen und schäbig, sind gut instand gehalten.«
»Ich bin aus einer niedrigen Kaste.«
Es machte mich natürlich nervös, so etwas zu sagen. Wenn eine Sklavin sich mit einer Kaste in Verbindung bring, ist das eine ernste Sache. Ebenso wäre es nicht klug von ihr, sich in der Kleidung einer freien Frau erwischen zu lassen. Auch das ist ein schreckliches Vergehen.
»Was ist deine Kaste?« fragte er.
Er gehörte, wie ich an seiner Kleidung sehen konnte, der Kaste der Metallarbeiter an.
»Deine«, antwortete ich, »die der Metallarbeiter.«
»Wir sind in der gleichen Kaste.« stellte er fest. »Aber«, lachte er, »ich sollte dich daran erinnern, dass das keine niedrige Kaste ist. Was täten die Stadtbewohner ohne uns?«
Auf diese Art versichern sich Angehörige dieser Kaste untereinander gern, dass Werkzeuge und Metallarbeiten für eine hohe Zivilisation unentbehrlich waren. Dann sah er mich freundlich an und sprach ernsthafter.
»Du hättest keinen Moment zögern sollen, mich anzusprechen.«
»Du bist sehr freundlich.« antwortete ich.
Von Kastenangehörigen werden oft Wohltätigkeits veranstaltungen organisiert. Die Kaste ist für die meisten Goreaner extrem wichtig, auch wenn sie nicht das traditionelle Handwerk ihrer Kaste ausüben. Die Kaste markiert auf Gor eine »Nationalität«, um es einmal so auszudrücken. Andere »Nationalitäten« sind die Mitglied schaft in einem Familienclan oder das Treuegelöbnis zu einem Heimstein, gewöhnlich dem eines Dorfes oder einer Stadt. Es scheint, dass in der ferneren Vergangenheit Gors diese Loyalität auf Grund von Verwandtschafts verhältnissen auch politische Loyalitäten begründeten, bis das Leben komplexer und die Bevölkerung mobiler wurde und sich diese Verbindung auflöste. Jetzt spielen verwandtschaftliche Strukturen im öffentlichen Leben Gors keine große Rolle mehr,
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