GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
zu.
Er hatte zugesehen, wie der Fremde das Seil verknotete und festzog. Ich hatte es auch gesehen. Er hatte ohne Eile gearbeitet, sogar wie beiläufig, und trotzdem effizient. Ich schauderte. Er war offensichtlich mit dem Fesseln von Frauen vertraut.
Der Fremde kehrte dann zu seinem Platz an der anderen Seite des Feuers zurück, wo er sich mit gekreuzten Beinen niederließ. Er nahm einen Krug, von dem ich wusste, dass er Paga enthielt, nahm einen Schluck und gab ihn an Mirus weiter. Mirus trank auch und gab ihm den Krug zurück. Der Fremde verschloss ihn wieder.
Mirus musterte ihn.
»Wir sollten uns vielleicht etwas unterhalten lassen.« bemerkte der Fremde.
»Vielleicht.« sagte Mirus verblüfft.
»Ich kann wenig machen, Herr«, sagte Tupita, »ich bin gefesselt.«
»Unterschätze dich nicht selbst.« sagte er.
»Das ist wahr, Herr.« lachte sie erfreut.
Natürlich gibt es viele Dinge, die eine gefesselte Frau für einen Mann tun kann, und wenn sie gefesselt ist, weiß sie, dass sie sich noch mehr anstrengen muss, ihn zufrieden zu stellen.
»Diene ihm.« befahl mir der Fremde, auf Mirus weisend.
»Nein.« lehnte Mirus kalt ab.
Der Fremde sah mich an.
»Bitte, Herr«, sagte ich, »ich glaube, er würde mich lieber umbringen.«
»Diene ihm.« drängte Tupita.
Ich sah sie wild an. Sie würde sich das von allen doch am wenigsten wünschen!
»Muss ich einen Befehl wiederholen?« erkundigte sich der Fremde.
»Nein, Herr.« sagte ich.
Diesen Ton versteht jedes Sklavenmädchen. Sie weiß, dass sie dann ohne Fragen, sofort und perfekt gehorchen muss. Ich kroch hastig zu Mirus.
»Wage es nicht, mich zu berühren, Sklavin.« sagte der mit einer unüberhörbaren Drohung in seiner Stimme.
»Herr.« protestierte Tupita.
Ich sah verängstigt zurück zu dem Fremden.
»Also gut.« sagte der zu Mirus.
Ich kniete zurückgelehnt auf meine Fersen. Ich verstand jetzt, welchen Plan Tupita und der Fremde haben mussten. In den zwei Tagen, die der Fremde bei uns war, hatte er sich sicher erkundigt oder hatte gespürt, wie die Beziehungen zwischen uns waren. Sicher kam der Anstoß zu dem Plan von Tupita.
Ich sah zu Mirus. Ich glaubte nicht, dass er mich noch ernsthaft töten wollte. Andererseits pflegte er offensichtlich immer noch seinen Hass auf mich. Und irgendwie spürte er, dass er um seine Rache gebracht worden war. Sein Entschluss, mich zu schonen, war nicht aus seinem tiefsten Herzen gekommen, als Reaktion auf die Missverständnisse, über die ihn Hendow aufgeklärt hatte, sondern war durch Tupitas Fürsprache verursacht worden. Seine Hand war nicht durch die Aufklärung meines Falls oder durch den Entschluss eines Herrn aufgehalten worden, eine reuige Sklavin zu schonen, sondern durch seine Liebe zu einer Frau, die noch dazu nur eine Sklavin war. Vielleicht hatte er sogar den Eindruck, er hätte seine Ehre verloren.
Der Plan von Tupita und dem Fremden war einfach und fußte auf der universalen biologischen Grundlage der Besänftigung eine dominierenden Mannes durch eine sündige Frau. Auf diese Weise hofften sie scheinbar, dass seine Wut so kanalisiert werden könnte, dass er statt meines Blutes als Ersatz etwas so einfaches akzeptieren könnte wie meine Schönheit und meine vollständige Unterwerfung und Eroberung.
So etwas ist durchaus nicht neu. Sehr oft knien in eroberten Städten Frauen vor eindringenden Kriegern, entblößen ihre Brüste und Körper, flehen darum, nicht mit dem Schwert getötet zu werden, sondern die Erlaubnis zu erhalten, den Kriegern dienen zu dürfen und dann Sklavin nen zu werden. Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass es für einen Mann nicht leicht ist, auf eine schöne, demütige Frau wütend zu sein, die sich vor ihm auszieht, niederkniet, seine Füße küsst, um seine Vergebung fleht und darum bittet, ihn in den Fellen erfreuen zu dürfen, ihn dort zitternd zu erwarten und, wenn er es wünscht, zu versuchen, seinen Zorn mit der Sanftheit ihrer Schönheit und ihrer Liebe zu beschwichtigen.
»Aber du hast doch nichts dagegen«, fragte der Fremde, »wenn sie den Rest von uns unterhält?«
»Natürlich nicht.« entgegnete Mirus.
»Ich habe gehört, Mädchen«, fuhr der Fremde fort, »dass du Tänzerin bist.«
»Ja, Herr«, antwortete ich, »ich habe einmal getanzt.«
»Bist du Tänzerin?«
»Ja, Herr, ich bin Tänzerin.«
»Und hast du vor Männern getanzt?«
»Ja, Herr.«
Bestimmt wusste er das. Ich nahm an, er wollte nicht, dass offenbart wurde, dass er mich kannte.
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