GOR-Zyklus 25 - Die Zauberer von Gor
fragte Tolnar den Sklaven.
»Talena, die Ubara von Ar«, antwortete er.
Talena stöhnte erleichtert auf.
Tolnar und Venlisius wechselten erneut einen Blick. Es war offensichtlich, daß sie diese Entwicklung nicht besonders schätzten.
»Und du?« fragte Tolnar jetzt Lavinia, die die von dem Netz gehaltene Gefangene gebannt betrachtete, verstrickt in denselben Maschen, die sie vor Monaten ebenso unentrinnbar gehalten hatten.
»Herr?« fragte sie.
»Wer war sie?«
»Soweit ich weiß, war das Talena von Ar.«
»Was für einen Unterschied macht es denn, wenn sie tatsächlich Talena von Ar ist?« fragte Marcus.
»Du Narr!« Die Gefangene lachte.
»Vom rechtlichen Standpunkt aus gesehen macht es natürlich keinerlei Unterschied«, gab Tolnar zu.
»Laßt mich sofort frei!« befahl Talena. »Glaubt ihr, ihr hättet es mit einer gewöhnlichen Person zu tun? Glaubt ihr, ihr könntet jemanden, der so wichtig ist wie ich, auf diese Weise behandeln? Ich sorge dafür, daß Seremides euch in kochendes Öl wirft!«
»Ich gehöre zu den zweiten Octavii«, erwiderte Tolnar. »Mein Kollege ist Angehöriger der Familie Toratti.«
»Dann werdet ihr eben geköpft oder gepfählt!«
»Du wärst damit einverstanden, daß wir unsere Pflicht vernachlässigen?« fragte Tolnar. Er war ein echter Goreaner.
»In diesem Fall wäre es besser für dich«, fauchte Talena.
»Das ist schon möglich.«
»Wenn ich das also richtig verstehe, dann geht es hier um das Prinzip, daß die Ubara über dem Gesetz steht«, sagte Marcus nachdenklich.
»Das fragliche Gesetz ist sehr ernst zu nehmen«, sagte Tolnar. »Marlenus, der Ubar aller Ubars, hat es verkündet.«
»Du willst dich doch nicht auf eine Stufe mit dem großen Marlenus stellen?« fragte Venlisius die Frau im Netz.
»Es spielt keine Rolle, wer hier größer ist«, sagte sie. »Ich bin die Ubara!«
»Die Ubara steht über dem Gesetz?« fragte Marcus, der sich für solche Dinge sehr interessierte.
»In gewissem Sinne schon«, antwortete Tolnar, »in dem Sinne, daß sie das Gesetz durch einen Erlaß ändern kann.«
»Aber wenn sie sich entscheidet, das Gesetz nicht zu ändern, ist sie ihm unterworfen«, dachte Marcus laut nach.
»Genau«, erwiderte Tolnar. »Und das ist hier das Problem.«
»Egal, um was für ein Gesetz es sich handelt«, rief Talena, »ich ändere es! Hiermit ändere ich es!«
»Wie kannst du das tun?« fragte Tolnar.
»Ich bin die Ubara!«
Der Magistrat schüttelte den Kopf. »Du warst die Ubara!«
Sie schrie zornig auf.
»Glaubst du, uns liegt etwas an der Frau, die einst Talena war?« fragte Tolnar. »Die Ar verraten hat, die mit dem Feind kollaboriert hat?«
»Laßt mich sofort frei, wenn euch etwas an eurem Leben liegt!« rief sie verzweifelt. »Seremides will, daß ich frei bin! Genau wie Myron und Lurius von Jad!«
Tolnar rieb sich das Kinn. »Aber wir haben einen Eid geschworen, die Gesetze Ars aufrechtzuerhalten.«
»Befreit mich!«
»Du würdest wollen, daß wir unsere Ehre verletzen?« fragte der Magistrat.
»Ich befehle es euch sogar.«
Tolnar lächelte.
»Was gibt es da zu lachen?« fragte Talena.
»Wie kann eine Sklavin einer freien Person befehlen, etwas zu tun?« fragte der Magistrat.
»Eine Sklavin?« brüllte Talena. »Wie kannst du es wagen!«
»Nach dem Lagergesetz des Marlenus von Ar wirst du in die Sklaverei geführt. Jede freie Frau, die sich zum Sklaven eines anderen Mannes aufs Lager begibt oder sich vorbereitet, sich ihm dort hinzugeben, wird selbst zur Sklavin und damit zum Eigentum des Besitzers des Sklaven.«
» Ich, ein Eigentum?« brüllte sie.
Tolnar nickte.
»Das ist doch absurd!«
»Nicht im mindesten«, sagte der Magistrat. »Ich kann dir versichern, daß es völlig legal ist.«
Talena lief knallrot an. »Dann macht weiter mit eurer Farce!« fauchte sie. »Ich kenne Appanius gut, und seine Stellung in der Stadt hängt zu einem großen Teil von meiner Unterstützung ab! Habe ich ihn nicht von vielen Lasten befreit? Habe ich seine Steuern nicht gesenkt? Habe ich nicht sein Haus und das anderer Favoriten von den Reparationen verschont?«
»Du gestehst also ein, daß du eine Sklavin bist?« fragte Tolnar.
»Ja«, erwiderte sie wütend. »Ich bin eine Sklavin! So, ich hab's gesagt, und nun schafft Appanius auf der Stelle herbei, damit ich sofort wieder freigelassen werde. Dann werdet ihr schon sehen, welche Schicksale ich euch zukommen lasse!«
»Aber was ist, wenn Appanius dich als Sklavin behalten will?«
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