GOR-Zyklus 25 - Die Zauberer von Gor
noch in einer Entfernung von fünfzig Pasang sehen. Marcus, Phoebe und ich hatten eine Zeitlang zugesehen, wie das große Stadttor brannte. Viele Bürger der Stadt waren herausgekommen, um ebenfalls zuzusehen, manche voller Trauer, andere ungläubig oder wie betäubt. Wir konnten ihre Gesichter in dem Licht sehen. Viele hatten geweint. Einige klagten lautstark, rauften sich das Haar und rissen an ihrer Kleidung. Noch hundert Schritte von den Flammen entfernt war es unerträglich heiß gewesen, so groß war die entstehende Hitze gewesen. Ich war oft an dem Tor vorbeigegangen.
In der Ferne ertönte Jubel.
»Die Cosianer haben die Stadt betreten«, sagte Marcus.
»Endlich sind wir frei!« rief ein Zuschauer.
»Wir sind befreit worden!« jubelte ein anderer und schwenkte ein cosisches Fähnchen.
Die Stadt war mit Schleifen und Girlanden geschmückt. Inmitten des Lärms der Alarmstäbe und des Jubels der Menge fiel es mir schwer, Marcus zu verstehen.
»Gab es je einen Tag in Ar, an dem es Grund für ein solches Fest gab?« fragte mich ein Mann.
»Kann ich nicht sagen«, gab ich zur Antwort. Schließlich stammte ich nicht aus Ar.
In der Ferne ertönten Fanfaren und Trommelschlag.
»Glaubst du, Cos wird die Stadt jetzt brandschatzen und plündern?« fragte Marcus.
Ich schüttelte den Kopf.
»Sie sind innerhalb der Stadtmauern.«
»Ausgesuchte, disziplinierte Einheiten, vermutlich überwiegend reguläre Truppen.«
»Du rechnest nicht damit, daß sie Ar niederbrennen?«
»Nein«, sagte ich. »Ar ist eine prächtige Beute, in seinem jetzigen Zustand sicherlich wertvoller als ein Aschehaufen.«
»Werden sie die Bevölkerung nicht abschlachten?«
»Das bezweifle ich«, sagte ich. »Hier gibt es ein großes Reservoir an Fertigkeiten und Talenten. Auch das gehört zur Beute.«
»Aber sie werden doch wohl die Stadt plündern!«
»Vielleicht im Laufe der Zeit.«
»Was willst du damit sagen?«
»Studiere die Feldzüge Dietrichs von Tarnburg«, erwiderte ich.
Marcus blickte mich an.
»Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß Myron, der Polemarkos von Cos, oder seine Berater das getan haben.«
»Du sprichst in Rätseln«, sagte Marcus.
»Ich kann sie sehen!« rief ein Mann.
»Seht doch, dort, am Zentralzylinder!« rief ein anderer Zuschauer.
Am Rand des kreisrunden Parks, in dem sich der Zentralzylinder erhob, war eine Plattform errichtet worden, vermutlich damit die zahllosen Bürger, die sich in den Straßen versammelt hatten, die zu erwartenden Geschehnisse verfolgen konnten. Wir standen nur wenige Meter von der Plattform entfernt. Sie konnte von zwei Seiten bestiegen werden; eine Rampe befand sich an der Rückseite, die auf den Zentralzylinder hinaussah, die andere vorn, zur Straße des Zentralzylinders hin. Phoebe klammerte sich an Marcus fest, damit sie in der Menge nicht von uns getrennt wurde.
»Dort, am Fuß der Plattform!«
»Dieser Sleen! Der Schuft, der Tyrann!«
Haßerfüllte Rufe waren zu hören. Kinder zerrten eine traurige Gestalt an einem Dutzend Ketten heran, die an dem schweren Eisenkragen um ihren Hals befestigt waren. Der Mann stolperte, da seine Füße aneinandergefesselt waren; der Oberkörper war fast völlig unter Ketten verborgen. Es war Gnieus Lelius. Fünf Kinder mit Peitschen schwirrten wie Stechfliegen um ihn herum. Gelegentlich erhielten sie die stumme Erlaubnis der aufmerksam wachenden Taurentianer, auf die sie begierig warteten, dann stürmten sie vor und schlugen auf ihn ein. Das entlockte den Zuschauern fröhliches Gelächter. Gnieus Lelius war barfuß. Darüber hinaus hatte man ihn in Lumpen gesteckt, Lumpen von der Art, die Narren auf der Bühne trugen. Meiner Meinung nach war das nicht einmal das schlechteste. So hatte Gnieus Lelius immerhin die Hoffnung, dem Tod auf dem Pfahl auf den Mauern von Ar zu entgehen. Vielleicht schickte man ihn zum Palast von Telnus, damit er dort als Hofnarr in einem Käfig Lurius und seinen Hof erheiterte.
»Sleen! Tyrann!«
Ein paar Männer stürmten los und bewarfen ihn mit Ostraka. »Hier, nimm deine Ostraka, Tyrann!« riefen sie. Gnieus zuckte zusammen, als ihn einige der Geschosse trafen. Es waren dieselben Ostraka, die noch vor ein paar Tagen ihr Gewicht in Gold wert gewesen waren, Passiermarken, die das Aufenthaltsrecht in der Stadt garantierten. Nach dem Verbrennen der Tore mußte man sich natürlich nicht länger um Dinge wie Ostraka und Passiermarken kümmern.
»Wir sind jetzt frei!« brüllte ein Mann und schleuderte sein
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