Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Meeresrauschens getreten. Sie erinnerten an das Heulen von Seehunden, traten aber nur hin und wieder auf, und Gorian hatte sich einigermaßen daran gewöhnt. Ansonsten herrschte oft über viele Stunden hinweg eine geradezu gespenstische Stille in der schneebedeckten Eiswüste, die die Ordensburg mittlerweile von allen Seiten umgab. Eine Stille, in der nur das Heulen des Windes zu hören war. Inzwischen klapperten auch die Taue nicht mehr gegen die Schiffsmasten, denn sie waren längst gefroren, viele Schiffe durch das Eis zerquetscht und die Masten unter Schneeverwehungen begraben.
    So fiel dieses ferne Donnergrollen sofort auf.
    Gorian trat an die Zinnen und blickte suchend in die Ferne, und Sheera stellte sich neben ihn. Im schwachen Licht der Morgensonne war zunächst nichts zu erkennen, das eine Gefahr bedeutet hätte. Grauer Dunst zog den nördlichen Horizont entlang und behinderte die Sicht.
    Das dumpfe Donnern wurde allmählich lauter, dann tauchte eine breite Front von Wollnashornreitern aus dem Dunst auf, und in ihr Stampfen mischten sich die durchdringenden Schlachtrufe der untoten orxanischen Frostkrieger, die auf den mächtigen Reittieren auf die Ordensburg zustürmten.
    »Beim Verborgenen Gott!«, flüsterte Gorian. »Das sind noch viel mehr, als man in Meister Rhaamaans Sphäre erkennen konnte …«
     
    Die Alarmhörner der Wachmannschaften ertönten, und zudem sorgten vorgeschobene und mit den Zeichen der Erkenntnis versehene Bannsteine dafür, dass Meister Rhaawaan sofort geweckt wurde, als der Feind auftauchte. Schon das Vibrieren des Eises, das die Mittlinger See bedeckte, hatte ausgereicht, um diesen magischen Mechanismus auszulösen.
    »Ich muss vom Turm runter!«, sagte Gorian.
    »Bist du zurzeit irgendwo eingeteilt?«, fragte Sheera.
    »Nein. Erst ab Mittag. Aber welche Rolle spielt das jetzt?«
    Gorian trug ein warmes Fellwams und eine gefütterte Hose, dazu Lederstiefel. Die Sachen stammten aus den Kleiderkammern des Ordens und entsprachen der typischen Untergewandung eines Schülers aus dem Haus der Schwerter. Sein Schwert trug er über den Rücken gegürtet und den Rächer an der Hüfte.
    Sheera hingegen war in einem kuttenartigen Gewand gekleidet, das der bei Heilern üblichen Tracht entsprach. In der Scheide an ihrer Hüfte steckte ein leichtes Rapier, denn Meister Rhaawaan hatte für alle ständige Bewaffnung zur Pflicht gemacht. Sie war natürlich im Umgang mit einer solchen Klinge nie ausgebildet worden, und Gorian hatte daher in den letzten Tagen versucht, ihr zumindest ein paar grundlegende Dinge darüber beizubringen. Zum Beispiel, wie man durch einen Kraftschrei die Alte Kraft in das Rapier konzentrierte statt in einen Heilstein, wie Sheera es gewohnt war.
    Gorian lief so schnell er konnte die Stufen der Turmtreppe hinab, und Sheera folgte ihm. Sie erreichten den inneren Burghof. Überall liefen Menschen durcheinander. Zumeist waren es Angehörige der Burgwache, aber auch Schwert-und Magieschüler, die zu den Katapulten eilten, für die sie als Munitionsbannsprecher eingeteilt waren.
    »He! Scheint so, als würde es jetzt losgehen!«, rief Torbas den beiden zu. Er trug sein Schwert an der Hüfte und versuchte sich einen Harnisch über das dicke Fellwams zu schnallen, der aber dafür zu eng war. Schließlich ließ er ihn einfach zu Boden fallen. »Das Ding lässt einen ja nicht mal atmen«, beschwerte er sich.
    »Es ist wichtiger, beweglich zu sein«, meinte Gorian.
    »Du musst es wissen. Schließlich hast du schon gegen Frostkrieger gekämpft.«
    »Seht nur, sie brechen durch!«, rief in diesem Moment eine heisere Stimme, die Gorian als die von Alrado erkannte, der auf dem Wehrgang des inneren Burghofs stand.
    Wenig später standen auch Gorian, Torbas und Sheera an den Zinnen und sahen, was sich abspielte. Die erste Angriffswelle der Wollnashornreiter hatte die Hafenmauer erreicht. Die Katapulte schleuderten magisch besprochene Steine in die heranstürmende Horde. Die Geschosse leuchteten auf, zersprangen, und die aus ihnen heraussprühenden Funken und zuckenden Blitze rissen so manchen Frostkrieger aus dem Sattel. Aber es waren einfach zu viele Angreifer, um sie nur auf diese Weise aufhalten zu können.
    Schon warfen die ersten Wollnashornreiter Seilhaken und zogen sich daran an der Hafenmauer empor, um sich anschließend brüllend auf die Mannschaften der Katapulte zu stürzen.
    »Was ist mit den Bannsteinen?«, rief Gorian. Kaltes Entsetzen packte ihn, als er sah, dass die

Weitere Kostenlose Bücher