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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der nördliche Teil der Mittlinger See bereits zugefroren sei und sich das Eis mit unnatürlicher Geschwindigkeit ausbreite. Die Schiffe, die von Estia aus regelmäßig die Küste Richtung Osten bis Nemor oder Tania entlangfuhren und dabei normalerweise im Ordenshafen anlegten, blieben aus, weil die Meerenge zwischen den Inseln der Axtlande zugefroren war. Aber auch aus Ameer und von den Mittlinger Inseln kamen keine Schiffe mehr. Über Brieftaubennachrichten erfuhr man auf der Ordensburg, dass die dortigen Häfen bereits vereist waren.
    Seit Menschengedenken war die Mittlinger See nicht mehr zugefroren gewesen. Allenfalls an den Küsten des Adhe-Landes oder Ost-Orxaniens kam es vor, das einzelne Buchten und Häfen von Eis blockiert waren, und in ganz besonders schlimmen Wintern, wie sie seit dem Erscheinen des Schattenbringers immer häufiger auftraten, konnte es selbst an den nördlichen Küstenabschnitten des Herzogtums Ameer zu schweren Vereisungen kommen.
    Aber dass sich eine Eisbrücke über die Inseln der Axtlande bildete, war ungewöhnlich. Und viele befürchteten, dass innerhalb kurzer Zeit die gesamte Mittlinger See zufrieren würde.
    Brieftauben zu versenden wurde aufgrund der heftigen Winterstürme bald unmöglich, und die einzigen Neuigkeiten erreichten die Ordensburg nun über die des Handlichtlesens mächtigen Ordensmeister.
    Im Seher-Haus, wo man sich auch mit der Prognose des Wetters beschäftigte, glaubte man, dass das Eis innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen Gontland erreichen würde. Gorian nahm als Seher-Schüler an der Erstellung dieser Prognose teil. Seinen Einwand, dass Morygor doch die Frostgötter zu seinen Sklaven gemacht habe und deren Magie die Kälte sehr viel schneller heraufbeschwören könne, wies Meister Rhaawaan persönlich zurück.
    »Was du sagst, fußt nicht auf seherischer Erkenntnis oder gar einer vertieften Analyse der metamagischen Schwingungen des Polyversums«, erklärte er unmissverständlich, »sondern ist nichts als eine Vermutung.«
    Gorian sah ein, dass es sinnlos war, Meister Rhaawaan noch widersprechen zu wollen. Dabei hatte er während der Invasion der Frostkrieger in Thisilien gesehen, welche Auswirkungen schon der Kältehauch eines einzelnen Frostgottes haben konnte. Dabei war Frogyrr, soweit bekannt war, noch nicht einmal eine der mächtigeren unter den Kreaturen gewesen, die einst durch die Weltentore vertrieben worden waren und die Morygor dann in die diesseitige Welt zurückgeholt hatte.
    Die nächsten Tage bestätigten Gorians schlimmste Befürchtungen: Das Hafenbecken fror zu. Das Eis ließ sich zunächst mittels Magie wieder auftauen, und die Schüler des Magie-Hauses waren zwei Tage lang damit beschäftigt, den Hafenbereich freizuhalten. Aber dann bildete sich in einer einzigen Nacht eine Eisdecke auf der Mittlinger See, so weit das Auge reichte. Offenbar hatte sich die Eisbrücke über die Inseln der Axtlande derart ausgebreitet, dass nun auch Gontland und ein Teil der nemorischen Küste davon betroffen waren. Der Himmel wurde grau und war von einem schwachen, diffusen Licht erfüllt. Oft war der schwarze Fleck des Schattenbringers deutlicher zu sehen als die Sonne selbst. Wie eine verstofflichte Drohung Morygors schwebte er dort oben und erweckte den Eindruck, größer und dem Erdenrund näher zu sein als jemals zuvor.
    Der stetige kalte Nordwind türmte mannshohe Schneeverwehungen auf, und manchmal fragte sich Gorian, ob dahinter vielleicht eine Absicht der Frostgötter steckte, denn sie wirkten oft genug wie aufgeschüttete Rampen, wie geschaffen dafür, die mächtigen Mauern der Ordensburg zu überwinden.
    Das Hafentor war vor der völligen Vereisung noch rechtzeitig geschlossen worden, sodass die Hafenmauer nun den ersten Verteidigungsring bildete, sollten über die grauweiße Ebene, die sich bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckte, Morygors Horden erscheinen.
    Man hörte die noch im Hafen liegenden Schiffe ächzen, die man nicht hatte bergen können, weil sie nicht an Land gezogen werden konnten und aufgrund ihres zu großen Tiefgangs nicht ein paar Meilen den Gont flussaufwärts hatten segeln können. Ihre Planken und selbst die mächtigen Mittelsteven brachen unter der Gewalt des Eises, das immer noch weiter anwuchs.
    Gorian versuchte, über das Handlichtlesen mit Meister Thondaril in Verbindung zu treten. Aber das wollte ihm einfach nicht gelingen. Immer wieder starrte er in das Licht in seinen Händen und versuchte, eine

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