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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Flügelschlag kam das riesenhafte Wesen auf die Flüchtlinge zu.
    »Er wird uns mit nach Basileia nehmen«, kündigte Thondaril an. »Dadurch gewinnen wir wertvolle Zeit.«
    Centros Bal ließ seinen Greifen samt Gondel im Schnee des Hochpasses landen. Er befand sich tatsächlich auf dem Rückflug von den Mittlinger Inseln und hatte die Laderäume voller Bernstein, den er nach Basileia, die Hauptstadt des Basilisken-Reichs, schaffen wollte. Um die Wollnashörner zu transportieren war daher kein Platz, weshalb sie einfach freigelassen wurden.
    »Wahrscheinlich ist es gleichgültig, wohin sie laufen, denn Omrigge und Omont werden bald eine genauso eisige Einöde sein, wie es die nördlicheren Herzogtümer schon sind«, meinte Thondaril.
    Dass Centros Bal bereit war, die vier Flüchtige mitzunehmen, entsprang keineswegs nur reiner Menschenfreundlichkeit. Thondaril versprach ihm, dass der Orden ihn großzügig dafür entlohnen würde. Auch wenn die Ordensburg zerstört und sein Hochmeister ein Verräter gewesen war, so bedeutete dies nicht, dass der Orden selbst nicht mehr existierte. Überall im Heiligen Reich hatte er Besitzungen, und oft genug hatte er in der Vergangenheit auch dem einen oder anderen Kaiser mit einem Kredit zur Macht verholfen oder ihn dort gehalten. Unter anderem hatte der Orden eine eigene Gesandtschaft in Basileia, wo Centros Bal sein Lohn ausgezahlt werden sollte. Wahrscheinlich war außer Thondaril kaum noch ein Mitglied des Entscheidungskonvents am Leben, doch der Schwert- und Magiemeister hatte genug Befugnisse, um jederzeit über größere Beträge verfügen zu können.
    Beim Flug über Nomrigge und Omont ließ sich Centros Bal von seinem Zweiten Greifenreiter Fentos Roon vertreten, um mit seinen Passagieren in der Gondel sitzen zu können. Beide Seiten hatten viel zu erzählen.
    »Ich musste einen weiten Umweg nach Osten machen«, berichtete Centros Bal. »Die Mittlinger See ist nahezu völlig zugefroren, und die Leviathane dringen auf breiter Front gen Süden vor. Ganz Nemorien und Pantanela dürften schon von diesem Unheil erfasst sein und auch weite Gebiete des Ogerlandes. Über die Mittlinger Inseln brach das Verhängnis ein, kurz nachdem wir das Gebiet verlassen hatten. Es sieht wohl überall ziemlich hoffnungslos aus.«
    »Ich denke, dies wird für lange Zeit Euer letzter Greifenflug in den Norden gewesen sein«, sagte Thondaril.
    Gorian wandte sich an Torbas. »Wenn die Leviathane so schnell nach Süden dringen, dürften sie längst Thisilien erreicht haben.«
    »Muss man wohl annehmen«, erwiderte Torbas mürrisch. »Aber es soll mir gleichgültig sein. In meiner Heimatstadt lebt schon lange niemand mehr, der mir etwas bedeutet.«
    »Und deine Eltern?«
    »Sind schon vor Jahren gestorben, als der Blaue Tod die heiligreichischen Häfen einen nach dem anderen heimsuchte«, antwortete der Thaskarener. »Ich wuchs in einem städtischen Waisenhaus auf, habe mich anschließend als Bettler und Dieb durchgeschlagen und war Kunstbogenschütze auf dem Jahrmarkt. Dass ich die Pfeile mit Magie beeinflusste, war mir nicht bewusst, bis mich ein Ordensmeister ansprach …«
    »Das wusste ich nicht.«
    Torbas verzog das Gesicht. »Ich habe dir doch gesagt, dass du im Grunde nichts über mich weißt.«
    »Wer …« Gorian stockte und sprach nicht weiter.
    Torbas begegnete seinem Blick. »Na los, frag, was du wissen willst!«
    »Wer war der Ordensmeister, der dich angesprochen und dazu gebracht hat, ein Ordensschüler zu werden?«
    »Spielt das jetzt noch eine Rolle?«
    »Ist es ein Geheimnis?«
    »Es war Hochmeister Aberian.«
     
    Der Greif folgte dem Fluss Om bis zu seiner Mündung ins Laramontische Meer, was einige Tage dauerte. Danach flog er die Küste entlang bis zum Fjord von Naraig. Dort lag Basileia, die Stadt der zehntausend Türme.
    Sie machte den Eindruck, als hätten ihre Erbauer darum gewetteifert, wer von ihnen der Sonne am nächsten kommen würde. Tatsächlich stammten auch einige der berühmtesten Sterndeuter aus Basileia. Oben in den Türmen lebten die Basilisken, Wesen, deren Oberkörper an einen Hahn erinnerte, während der Unterleib der einer Schlange war. Ihre Größe war unterschiedlich, und es gab Basilisken mit und ohne Flügel. Giftiger Atem und die mitunter tödliche Magie ihres Blickes ließen sie ein großes Reich beherrschen, in dem ihr eigenes Volk nur eine kleine Minderheit darstellte. Mehrheitlich lebten Menschen, Schlangenmenschen, Menschenschlangen und Angehörige

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