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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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war völlig ungewiss. Immerhin war zu hören, dass es südlich der Berge, in Nomrigge und Omont, zurzeit deutlich wärmer sei, wie Reisende bezeugt hätten. Auf der Nordseite seien allerdings alle Pässe tief verschneit.
    Zunächst waren die Einheimischen wegen der Wollnashörner sehr misstrauisch. Aber Thondarils Ordensmeister-Ringe erweckten Vertrauen.
    »Ihr seid eine Legende, ehrwürdiger Meister«, sagte der Dorfälteste. »Thondaril, der Meister in zwei Ordenskünsten … Wisst Ihr, dass man Lieder über Euch singt?«
    »Ich fürchte, es wird bald niemand mehr hier sein, der diese Lieder zu singen vermag«, gab Thondaril bedrückt zurück. »Ich kann euch nur den Rat geben, alles zu nehmen, was ihr tragen könnt, und über die Berge zu ziehen, wenn ihr dem Verhängnis entgehen wollt.« Er berichtete von dem Fall der Ordensburg, vom Vordringen der Leviathane und von den untoten Heeren, die aus den Bäuchen dieser Kreaturen strömten, und auch von den Eiskrähen, die in Schwärmen über die Dörfer herfielen.
    »Dies ist unser Land, das uns seit hundert Generationen gehört«, sagte der Dorfälteste daraufhin. »Wir werden es nicht preisgeben!«
    »Könnten wir nicht ein paar Bannsteine besprechen, um diese Leute wenigstens vor den Eiskrähen zu schützen?«, fragte Gorian später, als sie allein bei den Wollnashörnern waren, um sie zu versorgen.
    »Dadurch verlieren wir wertvolle Zeit«, entgegnete Thondaril. »Du kannst nicht jedem helfen und nicht jeden retten wollen.«
    »Sollen wir deswegen so mitleidlos wie unsere Gegner werden?«, fragte Gorian grimmig.
    Thondaril dachte kurz nach und seufzte schließlich. »Also gut. Dann werden wir das jetzt gleich erledigen und auf den Schlaf, den wir eigentlich dringend benötigen, verzichten. Ich hoffe nur, wir werden es nicht später bereuen.«
    Gorians Laune besserte sich schlagartig. »Ich danke Euch!«
    »Es wird sich noch zeigen, ob du mich deswegen nicht noch verfluchen wirst«, grummelte der Schwert- und Magiemeister.
     
    Drei Tage später kampierten sie bereits mitten in den Höhenzügen des Gebirges, das die Grenze zwischen dem Estlinger Land und den Herzogtümern Nomrigge und Omont im Süden bildete. Die Wollnashörner hatten wenig Mühe mit den Steigungen, was die drei Ordensschüler zunächst erstaunte, bis ihnen Meister Thondaril erklärte, dass diese Tiere ungezähmt bis in die kältesten Gebirgszüge von Eisrigge und Nord-Orxanien zu finden seien.
    Gorian schlief schlecht und erwachte irgendwann wegen der grausamen Kälte. Das Feuer hatte von Anfang an nicht richtig gebrannt und war trotz magischer Unterstützung in der Nacht erloschen.
    »Ich finde dich überall …«
    Die Gedankenbotschaft, die er auf einmal empfangen hatte, war von einfacher Klarheit und eindeutiger Eindringlichkeit – ganz anders als der chaotische Schwall von Bildern und Empfindungen, der danach auf ihn eindrang.
    Ein Schatten schnellte über den nächtlichen Himmel, und dunkle Schwingen hoben sich gegen das fahle Mondlicht ab. Dann landete das katzengroße Wesen drei Schritte von Gorian entfernt im Schnee und veränderte seine Farbe zu einem leuchtenden Purpur.
    Ar-Don hatte ihn erneut gefunden!
    »Mich vermisst?«
    »Ich dachte, du wärst …«
    »… tot?«
    Fast hatte Gorian den Eindruck, dass sich das Gesicht des Gargoyle zu einem Lächeln verzog – oder zu dem, was für seinesgleichen vielleicht eins sein mochte.
    » Solltest mich besser kennen …«
    In diesem Moment schreckte Thondaril aus dem Schlaf und von seinem Lager hoch. Er musste die Anwesenheit des Gargoyle gespürt haben, denn Ar-Don hatte sich bisher vollkommen lautlos verhalten. Der Ordensmeister griff sofort zum Schwert und stieß einen Kraftschrei aus. Es bedurfte nicht der Voraussicht eines Schwertmeisters, um seine Absicht zu erkennen.
    Aber Gorian war nicht gewillt, das zuzulassen. Auch er sprang auf und stellte sich Thondaril in den Weg.
    »Nein!«, rief er, und dieser Ruf ging übergangslos in einen Kraftschrei über, der Thondarils niedersausende Klinge abbremste.
    Der zweifache Ordensmeister hielt in der Bewegung inne. »Das ist eine Kreatur Morygors!«, rief er.
    »Dieses Wesen hat mich vor Morygors Schergen gerettet und sich meinetwegen zerschlagen lassen«, gab Gorian zurück. »Einmal übrigens von Euch, wenn mir diese Bemerkung gestattet ist.«
    Ar-Don stieß ein Fauchen aus, das dann allerdings in ein katzenhaftes Wimmern überging.
    Thondaril ließ die Klinge sinken und atmete tief durch,

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