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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und ich bin überzeugt, so mancher Kaiser hat den Basilisken-König schon um seine Gabe beneidet.«
    Thondaril und Yvaan hatten in letzter Zeit immer wieder durch Handlichtlesen in Verbindung gestanden. Der Gesandte des Ordens war daher über die deprimierenden Neuigkeiten bestens informiert, zumal ihn ständig weitere Nachrichten von anderen Ordensangehörigen erreichten, von überall, wo der Orden aktiv war.
    Yvaan wandte sich an Gorian. »Meister Thondaril hat mich schon vieles über dich wissen lassen«, sagte er. »Und ich teile seine Hoffnungen.«
    »Wir müssen das Basilisken-Reich als Verbündeten gewinnen«, kam Gorian ohne Umschweife zur Sache. Seiner Meinung nach musste so schnell wie möglich gehandelt werden, um dem Verhängnis zumindest Einhalt zu gebieten, das sich scheinbar unaufhaltsam ausbreitete.
    »Ich war nicht untätig« erklärte Yvaan lächelnd. »Morgen ist ein Treffen im Königsturm vorgesehen, und es scheint, dass man unserem Anliegen am Hof des Basilisken-Herrschers durchaus gewogen ist.«
    Thondaril stieß Gorian leicht mit dem Ellbogen an, da dieser die gedankliche Ermahnung seines Lehrers ignoriert hatte. »Verzeiht mir meine Ungeduld«, sagte Gorian daraufhin zu Meister Yvaan. »Ich wollte Eure Bemühungen keineswegs in Frage stellen.«
    »Das weiß ich doch, Gorian. Aber du musst tatsächlich noch lernen, dich in Geduld zu üben, bevor man dir die geistige Selbstbeherrschung eines Meisters attestieren kann. Viele glauben, dass es nur auf die Beherrschung der Alten Kraft ankommt. In Wahrheit aber ist die Beherrschung des eigenen Selbst das Wichtigste, was ein Meister lernen muss, und das gilt für die Angehörigen aller Häuser.«
    Meister Yvaan schien keinerlei Zweifel daran zu hegen, dass der Orden weiterhin existierte und sich neu formieren würde.
     
    In der Nacht schreckte Gorian aus einem Traum hoch. Er sah den Schattenbringer vor die Sonne ziehen, sodass nur noch ein schmaler Lichtkranz von ihr blieb.
    Senkrecht und schweißgebadet saß er in dem winzigen Gemach, das man jedem von ihnen im basileianischen Gesandtschaftshaus des Ordens zur Verfügung gestellt hatte. Sie glichen in Ausstattung und Einrichtung den Zellen auf der Ordensburg, schließlich waren sie vornehmlich für Ordensmitglieder bestimmt, denen es auch während eines Aufenthalts in der Fremde ermöglicht werden sollte, ihre Geistesübungen in der dafür nötigen Abgeschiedenheit durchzuführen.
    Der Traum hatte Gorian sehr aufgewühlt.
    »Es ist nichts geschehen. Wir sind in Sicherheit. Zumindest zurzeit«, erreichte ihn ein Gedanke von Sheera, die, obwohl in ihrer eigenen Zelle liegend, seine innere Unruhe – ja, seine Furcht – gespürt haben musste.
    Ja, es war ein Angsttraum gewesen, das wurde Gorian in diesem Augenblick klar. Angst davor, dass all die großen Ziele, die er sich gesetzt hatte, nicht zu erreichen waren. Angst davor, jämmerlich zu scheitern, weil er es mit Mächten zu tun hatte, gegen die auch jemand, der im Zeichen eines fallenden Sterns geboren worden war, nichts ausrichten konnte.
    Als er gegen Morgen wieder einschlief, träumte er den gleichen Traum ein zweites Mal. Aber diesmal verwandelte sich die dunkle, nur von einem schwachen Lichtflor umgebene Sonne in ein Gesicht.
    Es war Morygors junges Caladran-Gesicht!
    Und es lachte triumphierend.
    »Ich weiß, wo du bist, du Narr! Hast du wirklich gedacht, du könntest mir entfliehen? Dein Vater wusste das besser, aber der war ja auch ein geprüfter Meister und kein großmäuliger Anfänger! Auserwählt bist du …« Das Gelächter wurde schmerzhaft schrill. »Ein auserwähltes Opfer!«
     
    Am nächsten Tag suchte ein Schlangenmensch das Gesandtschaftshaus von Meister Yvaan auf. Er brachte ein paar glatte schwarze Steine, jeweils so groß wie ein Fingernagel. In der Mitte hatte jeder dieser Steine ein Loch, durch das ein Lederband gezogen war.
    »Das sind Sprechsteine«, erklärte Yvaan seinen Gästen. »Sie übersetzen die eigenen Worte in eine beliebige fremde Sprache und die Worte eines Fremden in die eigene.«
    »Eine großartige Erfindung!«, fand Gorian.
    »Es ist Basilisken-Magie, die wir nicht ganz zu durchschauen vermögen, und man macht uns dieses Geschenk nicht ohne Grund. Es bedeutet, dass euer aller Anwesenheit bei Hof erbeten ist, wenn ich mich mit dem Herrscher treffe.«
    »Man weiß am Hof des Basilisken-Königs über uns Bescheid?«, fragte Meister Thondaril.
    »Natürlich, was dachtet Ihr denn?«, erwiderte Yvaan. »Ich

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