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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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in diesem Jahr schien alles anders. Deshalb befanden sich Gaerth und Beliak an der zum Hof gehörenden Anlegestelle, um die letzte Barkasse an Land zu ziehen. Die anderen lagen bereits umgedreht und mit Decken geschützt am Ufer. Die Masten hatte man abgenommen und sicher verstaut.
    Gorian war ebenfalls in der Nähe und führte seine täglichen Übungen mit Sternenklinge durch. Mit geschlossenen Augen kämpfte er gegen einen imaginären Gegner und konzentrierte dabei die Alte Kraft so sehr, dass ein bläulicher Lichtflor die dunkle Klinge umgab, wenn er sie schnell bewegte und genug Entschiedenheit und Willen in seine Hiebe legte. Verschwand der Flor, war Gorian zu langsam und seine Konzentration auf die Alte Kraft zu gering. Ziel der Übung war es, den Lichtflor ständig aufrechtzuerhalten. Doch eine einzige unbedachte Bewegung, der keine willentliche Entscheidung des Kämpfers zugrunde lag und die daher nicht mit der nötigen Schnelligkeit durchgeführt wurde, reichte aus, dass die Lichterscheinung verblasste und dann nur wieder mit großer Mühe erzeugt werden konnte. Es war eine reine Konzentrationsübung, denn auf die Kampfkraft der Waffe hatte der Lichtflor keinerlei Auswirkung.
    Gorian hielt plötzlich in der Bewegung inne und öffnete die Augen, in denen nichts als pure Finsternis zu sehen war. Dass der Lichtflor verlosch, war in diesem Moment nicht mehr von Bedeutung, denn Gorian hatte die Anwesenheit von etwas gespürt, das weitaus wichtiger erschien. Es war nicht das Raunen des zerschlagenen Gargoyle, der sich mit seiner untoten Existenz noch immer nicht abfinden konnte, sondern etwas anderes. Etwas, das Gorian bisher noch nicht kannte.
    Er blickte zum Horizont. Eine Wand aus grauem Dunst stand, einer düsteren Mauer gleich, mitten in der Bucht von Thisilien. Das Platschen der geflügelten Fische, die aus den Fluten emporsprangen und nach kurzem Flug wieder eintauchten, war den ganzen Tag über zu hören gewesen. Nun jedoch war es still. So als ob irgendetwas die geflügelten Meeresräuber dazu veranlasst hatte, sich in ihrem ureigensten Reich der Tiefe zu verbergen.
    Zu verbergen vor einer Macht, der auch sie nichts entgegenzusetzen hatten …
    Gorian blinzelte und sah die Schatten in der Nebelwand schon einen Moment früher, als andere sie erkannt hätten. Er ahnte ihr Auftauchen in ähnlicher Weise voraus wie den Angriff der geflügelten Fische während jener Bootsfahrt, die die erste Erinnerung seines Lebens war.
    Die Schatten wurden größer. Ein Geräusch, das an Ruderblätter erinnerte, die ins Wasser getaucht wurden, mischte sich mit dunklen Stimmen, die sehr rau klangen und sich offenkundig nicht in einem der heiligreichischen Dialekte unterhielten. Barsche Befehle waren es, die erteilt wurden, kehlige Schreie, dumpfe Laute, die für menschliche Ohren unartikuliert klangen, für solche mit anderen Hörgewohnheiten jedoch offenbar Bedeutung hatten.
    Orxanier!, durchfuhr es Gorian, während er das Schwert in die Scheide steckte, die er immer noch bevorzugt auf den Rücken gürtete, obwohl er längst groß genug gewesen wäre, sie an der Seite zu tragen.
    Dunkel tauchte das erste der Schiffe aus dem Dunst hervor. Es war lang und breit, und der Mast diente einzig dem Hissen der Fahne, denn Orxanier segelten nicht, sie ruderten. Am Bug war deutlich ein Rammsporn aus Metall zu erkennen, der dazu diente, Eis zu zerbrechen, wenn in harten Wintern die Buchten an den Küsten der nördlichen Länder zugefroren waren.
    »Sieh mal, Gaerth, deine bucklige Verwandtschaft will uns einen Besuch abstatten!«, drang in diesem Moment Beliaks Kommentar an Gorians Ohr. Der Adh sah von seiner Arbeit auf, die darin bestand, ein paar Taue zu entwirren, die er am liebsten wohl einfach durchgebissen hätte, doch das hätte ihm den Ärger des Hofherrn eingebracht.
    Gorian lief zur Anlegestelle. »Was haben diese Schiffe hier zu suchen?«
    Gaerth ließ ein dumpfes Grollen hören und knurrte etwas Unverständliches, wobei dampfender Speichel zwischen seinen Hauern hervorsprühte.
    »Na, ist das etwa nicht die Flagge deines Clans?«, fragte Beliak und grinste dabei von einem seiner großen Ohren zum anderen. »Was wollen die hier? Hast du denen etwa eine Brieftaubenbotschaft geschickt, dass sie alle herkommen sollen, um Zuflucht vor Morygors Horden zu finden? Wer weiß, vielleicht erstreckt sich das Frostreich ja schon bis zur orxanischen Küste.«
    »Ja, das ist zu befürchten«, murmelte Gaerth. »Doch für Brieftauben ist es

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