Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen
paar der Krähenvögel wurden allerdings selbst von dem Sog erfasst und mit verschlungen.
Frogyrr schien es nicht weiter zu stören, seine eigenen Dienergeschöpfe zu vertilgen. Ihre Federn würgte er als grauweißes Gewölle wieder aus.
Aber das Fleisch des erschlagenen Orxaniers versetzte auch ihn in die Lage, Nhorichs Land zu betreten, denn dies war die Verbindung, die er brauchte, um die magische Grenze zu überschreiten. Ein Triumphgeheul sondergleichen ausstoßend ging er voran und trommelte sich dabei mit zwei seiner Tatzenpaare auf die Brust. Mit dem dritten Tatzenpaar richtete er den Riesenwalrosszahn auf Nhorich.
Ohne dass irgendein Widerstand zu erkennen gewesen wäre, drang Frogyrr durch die Barriere. Es gab nicht einmal einen blauen Blitz, einzig der Orxanier-Schädel an dem Riesenzahn leuchtete kurz bläulich auf, dann drang schwarzes Licht daraus hervor, und dunkles Blut troff zischend zu Boden.
Nhorich vernichtete gerade einen der Frostkrieger, indem er ihn mit einem gewaltigen Schwerthieb entlang der Gürtellinie zerteilte. Die obere Hälfte kippte haltlos nach hinten, der Frostkrieger versuchte trotzdem noch mit seiner Axt nach Nhorich zu schlagen, traf ihn jedoch nicht mehr.
Einem zweiten Frostkrieger trennte er die Pranke vom Arm, die dessen gespaltenes Schwert hielt, dann erfasste der dunkle Lichtstrahl des Bärengottes den Frostkrieger, und ein unterdrückter Schrei war alles, was er noch von sich geben konnte, bevor sein Körper zischend zu einer pechschwarzen, öligen Masse zerfloss.
Doch auch Nhorich wurde von dem schwarzen Licht getroffen. Der ehemalige Schwertmeister stieß einen jener Schreie aus, mit denen er die Alte Kraft rief, und um seinen Körper erschien ein bläulicher Flor, von dem der schwarze Strahl abprallte. Trotzdem wurde er mehrere Schritt weit durch die Luft geschleudert, dann drückte ihn der verderbliche Strahl zu Boden.
Doch im selben Moment, da der Frostgott seinen Vater attackierte, griff Gorian ein. Er hatte die Aktion des Frostgottes einen Augenaufschlag zuvor erahnt, sein Pferd vorangetrieben, Sternenklinge geschleudert und in genau demselben Moment wie sein Vater einen jener Schreie ausgestoßen, mit denen die Alte Kraft gerufen werden konnte. Seine Augen waren vollkommen schwarz geworden, und er bot alles von der dunklen Kraft auf, was sich mobilisieren ließ.
Und mit dieser Kraft lenkte er den Flug seines Schwertes.
Mochte Sternenklinge auch noch so wertvoll sein, das Leben seines Vaters wog für Gorian mehr. Nun musste sich zeigen, wie viel von der Kunst eines Schwertmeisters er inzwischen gelernt hatte.
Tatsächlich fand Sternenklinge zielsicher seinen Weg und bohrte sich in Frogyrrs linke Auge, noch ehe Gorians Kraftschrei verklungen war. Bis zum Heft drang das Schwert in den riesenhaften Kopf des achtbeinigen Eisbären. Um den Griff bildete sich ein flackernder Flor, der zischte und Funken sprühte.
Gorian ließ das Pferd weiter vorpreschen, auf seinen am Boden liegenden Vater zu.
Frogyrr wich unterdessen mehrere Schritte zurück. Die bis dahin hoch aufgerichtete Gestalt des achtbeinigen Bären schwankte, er taumelte schließlich, und der Strahl aus schwarzem Licht, der Nhorich zu Boden drückte, brach ab. Schwarzes Blut schoss in einer Fontäne aus Frogyrrs Wunde.
Durch den magischen Angriff des Frostgottes sehr geschwächt, versuchte sich Nhorich aufzurichten. Er hob Schattenstich, dessen Griff seine Faust nach wie vor umklammert hielt, wollte sich gegen die auf ihn einstürmenden Frostkrieger zur Wehr setzen. Aus dem Handschuh, den er an dieser Hand trug, troff so viel schwarzes Blut wie nie zuvor. Dieselbe zähflüssige Substanz tränte Nhorich auch aus den vollkommen schwarzen Augen und der Nase. Er rief einen Kraftschrei, der allerdings viel schwächer war als sonst.
Dem ersten Angreifer hieb er die Beine durch. Scheinbar ohne Widerstand glitt Schattenstich durch die Knie des untoten Orxaniers, dessen eigener Schwertstreich ins Leere ging, bevor er zusammenbrach.
Gorian duckte sich im Sattel, als eine Wurfaxt nach ihm geschleudert wurde. Ein ausgebildeter Schwertmeister hätte sie ablenken können, und auch Gorian war schon von seinem Vater in dieser Kunst unterwiesen worden. Aber ihre Anwendung kostete zu viel Kraft. Und so wich er der Axt einfach aus.
Im vollen Galopp hielt er auf seinen Vater zu, riss den Dolch hervor und schleuderte ihn, wie er es gelernt hatte. Die Klinge aus Sternenmetall bohrte sich in den Schädel eines
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